Sein Charts-Hit gilt als „Säufer-Hymne“: Trauer um legendären deutschen Sänger

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Sehr viel turbulenter kann ein Lebenslauf wohl nicht sein. Jetzt ist der legendäre Sänger Ulrik Remy im Alter von 74 Jahren gestorben.

Aachen - Trauer um einen Sänger der etwas anderen Art: Ulrik Remy ist tot. Er starb im Alter von 74 Jahren. Das berichten unter anderem smago.de, schlagerprofis.de und die Westerwälder Zeitung. Auf seiner sehenswerten Homepage zeichnete er die Stationen seines Lebens mit zahlreichen Privat-Fotos nach. Das erste Bild 1949 zeigt ihn als Baby mit dem Satz „Da bin ich!“, in diesem Jahr wurde er als Ullrich Remy in Gelsenkirchen geboren. Die letzte Station ist auf 2018 datiert. „Am 1. Mai gebe ich mein letztes Konzert in der zauberhaften Atmosphäre des Historica-Gewölbes in Montabaur“, schrieb er dazu. „Ich hoffe, dass ich noch ein paar Bücher oder Sinfonien in mir habe.“ Doch traurigerweise hat Remy nun die Bühne für immer verlassen.

Mit „Die Kneipe“ schaffte es Ulrik Remy sogar in die Charts

Kein Geringerer als Karl Dall hatte Ulrik Remy seinen ersten Plattenvertrag vermittelt. Sein bekanntester Song war das Sprungbrett zu seiner Karriere: „Die Kneipe“. Er schrieb das Lied über sein Stammlokal, „Gilbert‘s Pinte“ in Köln. Der Song kletterte 1974 in den deutschen Single-Charts bis auf Platz 20. Laut Smago.de nannte er seinen Song augenzwinkernd „Säufer-Hymne“.

Der Erfolg hatte nicht nur Vorteile. Remy sagte dazu laut einer beim Plattenlabel und -versand Bear Family veröffentlichten Biografie: „Im Bereich der Musikautomaten erreichte meine Single eine Belegungsquote von 118 Prozent, da abgenudelte Platten ersetzt werden mussten. In der Rückschau muss ich sagen, dass der große Erfolg dieses Lieds leider auch den Rest meiner Arbeit ein wenig überschattet hat.“ (Alte Rechtschreibung durch unsere Redaktion zur neuen hin angepasst)

Remys Biografie ist sehr voll und sehr abwechslungsreich, wie auch auf seiner Homepage zu lesen ist: Er habe bis zu 200 Konzerte im Jahr gegeben, erinnert er sich, zudem hat er seine eigene Plattenfirma gegründet, arbeitete auch als Theaterautor, Schriftsteller, moderierte im italienischen Radio und gründete in den USA eine Software-Firma. Dorthin wanderte Remy 1994 aus, kehrte erst 2015 nach Deutschland zurück.

Ulrik Remy in den 70er-Jahren
Ulrik Remy in den 70er-Jahren. © IMAGO/United Archives / kpa

Als Musiker wollte er nie in eine Schublade gesteckt werden. „Herbert von Karajan hat mal gesagt, dass es keinen Unterschied zwischen Musikstilen gibt, nur zwischen guter und schlechter Musik. Und so sehe ich das auch“, sagte Remy einst dem Trierischen Volksfreund. Mit dem Song „Ich bin aus‘m Westerwald“ lieferte Remy eine inoffizielle Westerwald-Hymne, ohne von dort zu stammen.

Ulrik Remy: Schlager-Parodie wurde zu ernst genommen - „Wie peinlich mir das war“

Sogar in den Schlager-Bereich unternahm Ulrik Remy einen Ausflug, der ernster genommen wurde, als er gemeint war. „ ‚Rosen für Mama‘ war als Parodie auf den damals immer noch gängigen deutschen Schlager konzipiert“, sagte er einst bei music4ever.de. „Ingfried Hoffmann und ich haben beim Arrangement wirklich alle Register dieser Kunstform gezogen – mit dem total unbeabsichtigten Resultat, dass das Ding dann tatsächlich in Schlagerparaden und Muttertags-Wunschkonzerten gedudelt wurde. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie peinlich mir das war! Es war, als ob man einen Witz erzählt, und jemand lacht an der falschen Stelle.“

Ulrik Remy im Jahr 2015
Ulrik Remy im Jahr 2015. © Sascha Ditscher/Imago

Noch am 9. Januar 2024 wurde Remys Homepage geupdatet. „Mein Aphorismus für Dienstag, den 9.1.2024: Wer den Staat als ‚die da oben‘ begreift, hat den Staat nicht begriffen“, schrieb er. Laut Medienberichten wurde Ulrik Remy am 11. Januar 2024 tot in seiner Wohnung in Aachen aufgefunden, sein Hund Honey wurde in einem Tierheim untergebracht. Die Todesursache wurde zunächst nicht bekannt, gesundheitliche Probleme wurden aber bereits 2018 für seinen Bühnenrückzug angeführt. Der Tod von Kay Bernstein traf unlängst die Fußball-Welt – die Staatsanwaltschaft äußerte sich nach der Obduktion. (lin)

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