Wachstum schwächt sich weiter ab - Chinas Konjunkturpaket greift nur zögerlich, Immobilienkrise verschärft Lage
Die chinesische Wirtschaft zeigt weiterhin Anzeichen einer Verlangsamung. Nach aktuellen Angaben des Statistikamts in Peking verzeichnete die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt im dritten Quartal ein Wachstum von 4,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Das Wachstum fiel damit um 0,1 Prozentpunkte niedriger aus als im Vorquartal. Dennoch übertraf es leicht die Prognosen von Analysten, die durchschnittlich mit einem Anstieg von 4,5 Prozent gerechnet hatten.
Ende September reagierte die chinesische Regierung auf die anhaltende Konjunkturschwäche mit der Ankündigung eines Konjunkturpakets. Allerdings blieb die Frage offen, in welchem Umfang zusätzliche Schulden aufgenommen werden sollen, um auch den Konsum zu stimulieren. Dies führte zunächst zu einem Rückgang der anfänglichen Euphorie an den Aktienmärkten.
Zwischenzeitlich erholten sich die Märkte wieder, nachdem die chinesische Zentralbank Details zur Unterstützung der Kapitalmärkte preisgab. Der Shanghai Composite Index schloss den Handelstag mit einem Plus von 2,9 Prozent.
Immobilienkrise belastet wirtschaftliche Entwicklung in China
Ein wesentlicher Faktor für die wirtschaftliche Schwäche Chinas ist die weiterhin angespannte Lage im Immobiliensektor. Dadurch zögern Verbraucher, Geld auszugeben, was den Konsum in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt beeinträchtigt.
Experten äußern zunehmend Zweifel am Erreichen des Wachstumsziels. „Die Maßnahmen der Führung tragen den Herausforderungen der Wirtschaft zwar Rechnung, der Stimulus ist aber angesichts der Situation noch zurückhaltend, insbesondere um den Konsum anzutreiben“, erläutert Max Zenglein vom China-Institut Merics in Berlin. Er betont, dass die angekündigten Maßnahmen eher stabilisierend wirken als das Wachstum fördern.
Eine grundsätzliche Änderung der Wirtschaftspolitik Pekings sei nicht erkennbar. „Die Förderung der industriellen Stärke im Bereich des Tech-Sektors hat weiterhin oberste Priorität“, betont Zenglein. Staats- und Parteichef Xi Jinping halte am Plan fest, die Wirtschaft über den Technologiesektor zu modernisieren und damit die Basis des Wachstums neu auszurichten.
Deutsche Unternehmen begrüßen Wirtschaftshilfen
Deutsche Unternehmen, die in China tätig sind, begrüßen die angekündigten Wirtschaftshilfen. Doch sehen sie kurzfristig keine positiven Auswirkungen auf ihr Geschäft. „Das Konjunkturpaket signalisiert den Marktteilnehmern, dass die Regierung die wirtschaftlichen Probleme im Land anerkennt und benennt, was in den letzten Jahren nicht unbedingt der Fall war“, erklärt Maximilian Butek, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Deutschen Handelskammer in Ostchina. Allerdings bleibe abzuwarten, ob das Paket ausreichen wird: „So bleiben das aktuelle Geschäftsklima und auch der Ausblick für viele deutsche Unternehmen trüb.“
Ausblick: Erholung in Sicht?
Trotz der angekündigten Hilfen zweifeln Analysten daran, dass Peking sein Wachstumsziel von fünf Prozent in diesem Jahr erreichen wird. Sheng Laiyun, Sprecher des Pekinger Statistikamtes, bleibt hingegen optimistisch, dass das Ziel noch erreicht werden kann. Obwohl die chinesische Wirtschaft weiterhin dem Druck des Strukturwandels ausgesetzt sei, habe sie dennoch einen stabilen Trend beibehalten.
Sheng schließt zusätzliche Hilfsmaßnahmen nicht aus. „Es gibt noch viel Spielraum für weitere Maßnahmen, und der Wert der bereits eingeführten Maßnahmen ist ebenfalls sehr hoch“, sagt er. Erste Anzeichen für eine Stabilisierung und Erholung der Wirtschaft im vierten Quartal seien sichtbar. So habe etwa der Stromverbrauch zugenommen, und die Preise für einige Produktionsmaterialien seien gestiegen. Auch der Konsum sei während der Feiertage rund um den chinesischen Nationalfeiertag am 1. Oktober robust gewesen, was Anlass zur Hoffnung gebe.