Mehr Chancen auf Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen?
In Deutschland sterben die meisten Menschen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Was bei der Prävention verändert werden soll.
Rund 358.000 Menschen sind im Jahr 2022 an Herz-Kreislauf-Erkrankungen verstorben, informiert das Statistische Bundesamt. Damit sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie auch in den Vorjahren, die häufigste Todesursache von Deutschen. Mit Präventionsmaßnahmen und einer Umstellung der medizinischen Untersuchungen könnte es eine Chance auf eine verbesserte Früherkennung geben.
Herzgesundheit in Deutschland verbessern

Wer in Deutschland lebt, habe im Vergleich zu anderen OECD-Ländern eine geringe Lebenserwartung trotz hoher Gesundheitsausgaben. Das geht aus dem Artikel „The underwhelming German life expectancy“ hervor, der im April im European Journal of Epidemology erschienen ist. Das liege an einer hohen Sterblichkeit bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie mangelnder Früherkennung und Prävention derselbigen, informiert eine Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie und der Deutschen Herzstiftung.
Experten aus der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie und weitere Fachgesellschaften sowie die Herzstiftung haben sich zur nationalen Herzallianz zusammengeschlossen. Mit dem Ziel, die Patientenversorgung und die Forschung im Bereich der Herzgesundheit zu verbessern. Auch das Bundesgesundheitsministerium verändert sich. Neu angelegt wird seit Oktober 2023 das Bundesinstitut für Prävention und Aufklärung in der Medizin. Dort soll es auch um Koronare Herzerkrankungen gehen. Des Weiteren habe das Bundesgesundheitsministerium ein Impulspapier mit Plänen zur Forcierung von Früherkennung und Prävention der Herzerkrankungen veröffentlicht.
Vroni-Studien laufen: Früherkennung von Stoffwechselerkrankung, die Herzinfarkt begünstigen kann
Wird die erbliche Stoffwechselerkrankung FH früh erkannt, könnten spätere Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie der Herzinfarkt verhindert werden. FH sorgt dafür, dass der LDL-Cholesterin nicht richtig abgebaut wird und dieser kann zu Arteriosklerose und Herzinfarkten im mittleren Lebensalter führen, wie aus der Pressemitteilung hervorgeht.
Die aktuelle Früherkennungsmaßnahme, nämlich ein simples Anamnesegespräch beim Kinderarzt, hat versagt. 95 % der Fälle werden hierzulande nicht entdeckt. Etwa eins von 250 Kindern wird in Deutschland mit FH geboren.
„Bei diesen Zahlen müssen wir davon ausgehen, dass heute über 315.000 Menschen in Deutschland mit dieser Stoffwechselkrankheit leben, die bei ihnen nicht diagnostiziert ist. Das bedeutet, 315.000 Menschen haben aktuell ein deutlich erhöhtes Risiko, vor ihrem 40. Geburtstag einen Herzinfarkt zu erleiden, und wissen es nicht einmal“, sagt Professor Stephan Baldus, Past-Präsident der DGK. Dagegenwirken kann ein Lipid-Screening im Rahmen der U9-Untersuchung beim Kinderarzt. Aktuell laufen sogenannte Vroni-Studien in Bayern und Niedersachsen, die den Nutzen der Früherkennungsmaßnahme untersuchen sollen. Erste Tendenzen gebe es schon. „Bereits die Vroni-Studie in Bayern konnte zeigen, dass ein Behandlungsbeginn im Kindesalter bedrohliche koronare Folgeereignisse kosteneffizient verhindern, die Lebensqualität verbessern und die Sterblichkeit senken kann“, sagt Professor Thomas Voigtländer, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung. Sowohl finanzielle als auch personelle Hürden müssen insgesamt noch gestemmt werden.
Vier Schutz-Faktoren für alle
Jeder hat es ein bisschen selbst in der Hand, sich möglichst vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu schützen. Was Sie laut Deutschem Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung tun können:
- Gesunde Ernährung
- Nicht rauchen
- Ausreichend Bewegung
- Gutes Stress-Management
Das Bundesgesundheitsministerium empfiehlt ebenso den regelmäßigen Gesundheits-Check-up, auf den gesetzlich Versicherte einen Anspruch haben. Dabei sollen Krankheiten früh erkannt werden. Ab 35 Jahren sei ein solcher Check-up alle drei Jahre möglich.
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unserer Redaktion nicht beantwortet werden.