Putins Warnschuss an Schoigu: „Das hättest Du sein können“
Die Verhaftung Timur Iwanows ist eine Sensation. Aber der Schlag zielt wohl nicht nur gegen den russischen General.
Moskau – Der russische Vize-Verteidigungsminister Timur Iwanow sitzt wegen Korruptionsverdachts in U-Haft. Beobachter werten das als politischen Warnschuss von Wladimir Putin – und zwar in Richtung Verteidigungsminister Sergej Schoigu. Im Falle einer Verurteilung drohen dem Iwanow wegen Bestechung „in besonders hohem Ausmaß“ bis zu 15 Jahre Haft.
Die Botschaft, die Kremlchef Putin mit der Festnahme nun an Schoigu sende, ist „Das hättest Du sein können“. Das meinte zumindest der in Washington lehrende Geschichtsprofessor David Silbey zu Newsweek.
Korruptionsverdacht in Putins Umfeld – Nawalny-Team mit Enthüllungen
Iwanow, ein enger Vertrauter Schoigus, war in der Bauabteilung des Verteidigungsministeriums unter anderem für den Wiederaufbau der von Russland zerstörten und besetzten ukrainischen Stadt Mariupol zuständig. Den russischen Ermittlern zufolge soll er sich im Rahmen der Vergabe von Verträgen auch an Subunternehmer unrechtmäßig bereichert haben.
Iwanow war bereits 2022 vom Team des verstorbenen Kreml-Kritikers Alexej Nawalny belastet worden. Laut der von Nawalny gegründeten Antikorruptionsstiftung betrafen die illegalen Baugeschäfte auch Projekte in Mariupol. Die Organisation stützte ihre Enthüllungen auch auf durchgesickerte E-Mails von Iwanows Ex-Frau, deren verschwenderischer Lebensstil offenbar Iwanows offizielles Gehalt bei weitem überstieg. Demnach gab sie hunderttausende Euro für Luxusautos, Schmuck, Kleidung, Partys und die Anmietung hochwertiger Immobilien und Yachten in Südfrankreich aus.
Ukraine-Krieg vergrößert die Korruption unter Russlands Beamten
Einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge wartet Iwanow im berüchtigten Moskauer Lefortowo-Gefängnis auf seinen Prozess. Ein Komplize sei ebenfalls festgenommen worden, hieß es. Das Gericht verfügte gegen Iwanow eine zweimonatige Untersuchungshaft.
Festnahmen von hochrangigen Mitgliedern des Staatsapparates im Zusammenhang mit Korruption wie im Fall Iwanow sind in Russland selten. Aktivisten kritisieren, dass die großen Summen, welche die russische Regierung in den Ukraine-Krieg investiert, vielen Staatsbediensteten Bereicherung in größerem Ausmaß durch illegale Geschäfte ermöglichen. (frs mit AFP und dpa)