Über 100 Jahre lang war ein Fünf-Sterne-Hotel im Norden Deutschlands ein beliebter Erholungsort für internationale Gäste. Nun entstehen private Wohnungen.
Usedom – Auf der Ostseeinsel Usedom hat am Sonntag ein traditionsreiches Hotel endgültig seine Türen geschlossen. 125 Jahre lang diente das eindrucksvolle Gebäude mit Meeresblick als Wellness-Hotel und empfing unter seinen Gästen auch den ein oder anderen Prominenten. Seit Anfang Dezember wird das „Usedom Palace“ jedoch umgebaut. Statt Hotelzimmer sollen bereits im nächsten Jahr private Apartments angeboten werden.
Karsten Balke, Geschäftsführer der Eigentümergesellschaft Priedom Grundbesitz GmbH, sprach mit der Ostsee Zeitung über die Details des Umbaus. Die 43 Zimmer des Hotels sollen zu insgesamt 21 Ferienapartments umgebaut und an private Interessenten verkauft werden. Die Größe der Wohnungen liege zwischen 65 und 123 Quadratmetern. Wenn alles nach Plan läuft, sollen sie bereits im Frühjahr fertiggestellt werden. An der Ostsee will bald ebenfalls ein neuer Hotel-Koloss mit rund 1.200 Zimmern öffnen.
Traditions-Hotel muss nach 125 Jahren schließen: „Das Land verliert einen Vorzeigebetrieb“
Die Schließung des Hotels begründete die Geschäftsführung gegenüber der Zeitung mit steigenden Kosten, Personalmangel und eine schwächere Nachfrage. Es gehe „eine lange und ereignisreiche Ära zu Ende“, schreibt die Geschäftsführerin des Hauses, Annett Jahnke, auf der offiziellen Hotel-Website. „Wir blicken mit Stolz auf die vergangenen Jahre zurück und möchten uns herzlich bei allen unseren Gästen für ihre Treue, ihr Vertrauen und die vielen schönen Begegnungen bedanken.“ Mit dem Umbau beginne nun eine „neue Ära“. Den klassischen Stil des historischen Gebäudes wolle man trotz den geplanten Wohnungen behalten.
Das „Palace“ war eines der wenigen verbliebenen 5-Sterne-Hotels auf Usedom. Laut Informationen des Nordkuriers beherbergte es in der Vergangenheit auch Gäste aus Hollywood, darunter den Regisseur Roman Polanski (“Chinatown“, „Der Pianist“), den Schauspieler Pierce Brosnan von „James Bond 007“ und „Mamma Mia“ sowie Ewan McGregor, der die berühmte Rolle des Obi-Wan Kenobi in „Star Wars“ spielte. Die drei Gäste seien 2009 gemeinsam für den Dreh des Films „The Ghostwriter“ auf die Insel gereist.
Lars Schwarz, Dehoga-Vorsitzender in Mecklenburg-Vorpommern, bedauert den Verlust: „Das Land verliert einen Vorzeigebetrieb“, wird Schwarz von der Ostsee Zeitung zitiert. Immerhin gebe es positive Nachrichten für die Belegschaft: Alle 20 Mitarbeiter sollen bereits eine neue Stelle gefunden oder zumindest konkrete Jobaussichten haben. Auf einer Nordsee-Insel stand in diesem Jahr bereits ein Traditionshotel auf der Kippe.
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Luxus-Hotel erlebte 125 Jahre Geschichte – und drohte zwischendurch zu verfallen
Das Hotel „Palace Usedom“ an der Zinnowitzer Uferpromenade hat eine lange Geschichte. Im Jahr 1900 war es nach Angaben der Betreiber erstmals unter dem Namen „Schwabe‘s“ eröffnet worden. Im Dritten Reich erfolgte offenbar der erste Einbruch, als es zeitweise von dem Raketenpionier Wernher von Braun für Forschungszwecke genutzt worden sei. Erst 1946 nach Ende des Kriegs habe es wieder als Hotel öffnen dürfen und Gäste empfangen.
Nach der Gründung der DDR sei es anschließend zum Volkseigentum erklärt worden und habe als „Erholungsheim“ gedient, nach der Wende drohte es laut den Besitzern vollständig zu verfallen. Bis ein Unternehmer sich dem Gebäude widmete und das Hotel wieder aufbaute. Ab 2000 war das Hotel schließlich unter seinem jüngsten Namen „Palace Usedom“ bekannt. (Quellen: Usedom Palace, Ostsee-Zeitung, Nordkurier) (no)