Positive Prognosen - „Achillesferse des Tumors identifizieren“: Diese Krebsarten sind heute oft heilbar
„OP, Strahlen- und Chemotherapie bleiben die drei wichtigen Säulen der Krebsbekämpfung“
Besonders deutlich werden die Fortschritte bei bestimmten Tumor-Subtypen des Lungenkrebses oder des schwarzen Hautkrebses. „Es gibt mittlerweile Patienten, bei denen man vor zehn Jahren gesagt hätte, die haben eigentlich keine Überlebenschance. Dank neuer Therapien ist bei einzelnen Patienten ein langes Überleben oder sogar eine Heilung möglich.“
Die Expertin betont aber: „Molekulare Diagnostik und die Behandlung mit zielgerichteten Medikamenten sowie Immuntherapien sind zwei medikamentöse Ansätze, die in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen haben, vor allem bei Patienten mit fortgeschrittener Krebserkrankung. Die klassischen Behandlungsverfahren - Operation, Strahlentherapie und Chemotherapie - bleiben jedoch die drei wichtigen Säulen der Krebsbekämpfung“, so Weg-Remers. „In vielen Fällen sind sie auch weiterhin die Voraussetzungen dafür, dass man eine Heilungschance hat.“
mRNA-Impfung gegen Krebs als potentielles Krebs-Heilmittel?
Es gibt zudem noch einige Therapien, die aktuell in klinischen Studien getestet werden, sagt Weg-Remers. „Sehr interessant“ sei etwa der Ansatz der mRNA-Impfung. „Hier testet man eine Impfung gegen Krebs mit dem Ziel, dass das körpereigene Immunsystem aktiviert wird und die Tumorzellen bekämpft werden.“ Es gibt erste Studiendaten, die darauf hinweisen, dass das Prinzip funktionieren kann. „Aber es muss natürlich noch sehr viel weiter erforscht werden.“
Sie hofft außerdem, dass es Verbesserungen gibt bei Tumorarten, die sich nach wie vor schlecht behandeln lassen. Das sind Tumore der Leber, der Gallenwege oder der Bauchspeicheldrüse. „Hier haben wir das Problem, dass diese Tumore eigentlich immer erst Beschwerden machen, wenn sie schon relativ weit fortgeschritten sind. Auch gibt es noch keine guten Früherkennungstests. Da ist auf jeden Fall noch Bedarf.“
Dass Krebs in absehbarer Zeit komplett heilbar wird, sieht Weg-Remers noch nicht. „Weil Krebs einfach sehr heimtückisch und in seinem Wachstum heterogen ist. Das bedeutet, dass sich Tumorzellen selbst unter der Therapie noch verändern können.“ Es kann durchaus vorkommen, dass ein Tumor durch Medikamente vorübergehend in Schach gehalten wird, aber die Zellen nach einer gewissen Zeit resistent werden. „Sie verändern sich und können den biologischen Mechanismus, den das Medikament ansteuert, umgehen oder kompensieren.“ Es kommt dann zu einem Rückfall. „Die Herausforderung wird also weiterhin bestehen bleiben.“
Krebsprävention hat „sehr hohes und noch nicht ausgeschöpftes Potential“
„Ein 'sehr hohes und noch nicht ausgeschöpftes Potenzial' sieht Weg-Remers dagegen bei der Krebsprävention. 'Wir wissen, dass etwa 40 Prozent aller Krebsneuerkrankungen in Deutschland auf vermeidbare Risikofaktoren zurückzuführen sind', betont sie. 'Wenn alle Menschen sich der Bedeutung der Krebsvorbeugung bewusst werden und nur ein bisschen etwas an ihrem Lebensstil ändern würden, hätten wir eine wirkliche Chance, viele Krebsneuerkrankungen zu verhindern.'“
Zu den Krebspräventionsmaßnahmen gehören:
- Übergewicht vermeiden
- kein Rauchen
- wenig Alkohol
- UV-Strahlung vermeiden
- regelmäßige Bewegung (auch unabhängig vom Übergewicht)
- Impfungen (gegen HPV und Hepatitis B)
- Schadstoffe vermeiden, etwa Feinstaub und Radon
„Ich glaube, es ist noch einiges zu tun, aber meine Beobachtung über die letzten zehn, 20 Jahre ist schon, dass wir Schritt für Schritt Fortschritte machen in der Früherkennung, Diagnostik und Behandlung von Krebs“, sagt Weg-Remes. „Und ja, es gibt immer mehr Krebsüberlebende!“