Vhs schlägt Alarm: „Desaster“ um Integrationskurse
Die Volkshochschule Grafing schlägt Alarm: Sie sieht die Integrationskurse für Ausländer in Gefahr, weil die Mittel gekürzt wurden. Vhs-Chefin Eglauer spricht von einem „Desaster“.
Landkreis – Sprachkenntnisse sind das A und O für eine gelungene Integration von Menschen, die vor Krieg und Verfolgung nach Deutschland geflohen sind, aber auch für alle anderen Menschen, die kommen, um sich hier eine neue Existenz aufzubauen. Gebetsmühlenartig hat auch die Politik dies stets betont. Doch auch hier zeichnet die Realität vor Ort ein anderes Bild. Denn die Integrationskurse für Ausländer sind in Gefahr.
Ab 2025 keine neuen Kurse mehr
Martina Eglauer, Chefin der Grafinger Volkshochschule (Vhs), schlägt Alarm. Bleibt es nach dem Bruch der Ampelregierung in Berlin bei den bisher eingeplanten 500 Millionen Euro für Integrationskurse, bedeute dies, dass bereits begonnene Integrationskurse zwar noch fortgeführt werden können, neue Kurse ab 2025 jedoch nicht mehr starten können. Die derzeit eingeplanten Mittel für die Berufssprachkurse wurden nur für ein Drittel des Bedarfs reichen, sagt der Bayerische Volkshochschulverband.
Was heißt das vor Ort konkret? Derzeit finden an der Vhs Grafing im Integrationsbereich 90 Sprachkursmodule statt, die vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) gefördert werden. Rund 500 Frauen und Männer lernen hier Deutsch, die allermeisten neben ihrem Beruf, wie Martina Eglauer sagt: „80 Prozent arbeiten“. Die meisten Menschen, die sich unterrichten lassen, stammen vom Westbalkan (Nordmazedonien, Serbien, Kosovo), aus Bulgarien, Ungarn, Polen und aus der Türkei, sowie aus der Ukraine. Für all diese Menschen wäre es in den Augen der Vhs-Chefin ein „Desaster“, wenn die Kurse im neuen Jahr nicht mehr angeboten werden könnten. Bleibe der Bund bei der Kürzung der Mittel um mehr als die Hälfte, sei genau dies der Fall.
25 Lehrkräfte für die Deutschkurse unter Vertrag
25 Lehrkräfte hat die Vhs Grafing für die Deutschkurse unter Vertrag. Eglauer befürchtet, dass sich diese beruflich umorientieren könnten. Man kämpfe eh schon mit Lehrkräftemangel, weil viele, die derzeit den Job machten, der Boomer-Generation angehörten und kurz vor der Rente stünden. Nachwuchs komme zu wenig nach. Würde das System der Integrationskurse dann beispielsweise unter einer neuen Bundesregierung wieder hochgefahren, finde man keine Lehrer mehr, sagt Eglauer.
Wie ihre Vhs-Kollegen bundesweit hat sie schon frühzeitig den Kontakt zur Politik gesucht, um vor den Folgen der Mittelkürzung durch Bundesinnenministerin Nancy Faeser zu warnen. Sie war in engem Austausch mit dem Frauenneuhartinger CSU-Bundestagsabgeordneten Andreas Lenz, der die Berliner Entscheidung für „kontraproduktiv“ hält. Hier werde an der falschen Stelle gespart. „Sprache ist und bleibt das Mittel zur Integration. Gerade Menschen, die schon in Arbeit sind, werden hier weitere Kenntnisse vermittelt. Deshalb sollten die Kurse weiterlaufen“, sagte Lenz zur EZ.