„Das ist Heuchelei!“: Franziskus attackiert seine Kritiker – Segen für homosexuelle Paare erhitzt Gemüter
Katholische Gläubige üben scharfe Kritik am Papst. Segnungen für Homosexuelle lehnen sie ab – Franziskus reagiert mit Unverständnis.
Vatikanstaat – Papst Franziskus‘ Entscheidung, den Segen der katholischen Kirche auch Menschen zu erteilen, die in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung leben, polarisiert in der katholischen Kirche: Prominentestes Beispiel ist ein Sammelbrief mit mehr als 21.000 Unterschriften – auch von hochrangigen katholischen Geistlichen. Die Unterzeichner forderten den Papst auf, die zugehörige Doktrin wieder zurückzunehmen. „Noch nie in der Geschichte der katholischen Kirche hat ein Dokument aus Rom eine so starke Ablehnung erfahren“, heißt es in dem Schreiben.
Nun hat sich das geistliche Oberhaupt zu den Vorwürfen aus Ländern wie Deutschland, China oder den USA geäußert. Die Kritik an seiner Doktrin bezeichnet er als „Heuchelei“.
Papst Franziskus wehrt sich gegen Kritik an Segen für Homosexuelle: „Das ist Heuchelei“
Der Papst zeigte sich ob der scharfen Kritik irritiert – und erhob seinerseits Vorwürfe. „Niemand ist schockiert, wenn ich einen Unternehmer segne, der vielleicht Menschen ausbeutet, was eine sehr schwere Sünde ist“, sagte er der katholischen Zeitschrift Credere. Dass sich nun die Kritiker darüber aufregten, wenn er seinen Segen „einem Homosexuellen gebe“, könne er nicht verstehen. „Das ist Heuchelei“, sagte der Papst im Interview.

Die Kritiker haben eine ganz andere Meinung über die Pläne ihres kirchlichen Oberhaupts. Der Segen für Menschen in gleichgeschlechtlichen Beziehungen sei mit der Anerkennung von „objektiv sündigen Beziehungen“ gleichzusetzen, hieß es in dem Schreiben, aus dem auch das US-Portal Newsweek zitierte. Die päpstliche Doktrin sei ein „unglückliches Dokument, das sowohl der Heiligen Schrift als auch der universellen und ununterbrochenen Tradition der Kirche widerspricht“.
Papst Franziskus will nicht die „Vereinigung, sondern einfach die Personen“ segnen
Angesichts solcher Kritik hatte der Vatikan in den vergangenen Wochen mehrfach Erläuterungen nachgeschoben, wie der Erlass umzusetzen sei – bis hin zur Empfehlung, die Segnung solle nicht länger als einige Sekunden dauern. Franziskus habe auch erklärt, dass der Segen nicht als Anerkennung der gleichgeschlechtlichen Beziehung an sich zu verstehen sei, notierte die dpa. Gesegnet werde „nicht die Vereinigung, sondern einfach die Personen, die gemeinsam darum gebeten haben“, erklärte der Papst schon vor einiger Zeit.
Der Erlass von Papst Franziskus stieß aber nicht nur auf Ablehnung, wie Katholisch.de, das Internetportal der katholischen Kirche in Deutschland, berichtete. „Die Praxis der Kirche kennt eine Vielzahl von Segensformen. Es ist gut, dass nun dieser Schatz für die Vielfalt von Lebensmodellen gehoben wird“, teilte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, mit. (nhi)