Von der Leyens „Granatenfehler“: Wie Fleischhauer mit Trump verhandelt hätte

Die EU hofiert Donald Trump – und hofft auf Sicherheit und faire Handelsbedingungen. Doch wer mit dem früheren US-Präsidenten auf dessen Golfplatz verhandelt, setzt das falsche Signal, glaubt FOCUS-Kolumnist Jan Fleischhauer.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen reiste ins Brexit-Gebiet nach Schottland – auf Trumps Gelände und zwischen zwei Golfrunden unterzeichnet sie "alles, was er ihr hingelegt hat". 

"Zu glauben, bei diesem wankelmütigen Menschen hätten wir eine Garantie für irgendwas. Das glaub' ich nicht einen Tag." Sollte Putin zum Beispiel Litauens Hauptstadt Vilnius angreifen, werde Trump kaum militärisch reagieren: "Er wird sagen: Vilnius? Ich weiß gar nicht, wo das auf der Karte liegt."

Fleischhauer: Die EU hat sich unter Wert verkauft

Auch wirtschaftlich sei der Deal eine Niederlage. "Null Prozent Zölle auf amerikanische Produkte bei uns und 15, die wir zahlen, wenn wir nach Amerika exportieren wollen – das klingt für mich nicht nach besonders fair", so Fleischhauer weiter.

Dass Europa auf einen solchen Handel eingeht, obwohl es durchaus über Einfluss verfügt, hält der Kolumnist für einen Kardinalfehler.

Denn der wirkliche Hebel liegt woanders. "Die wichtigste amerikanische Industrie ist die Tech-Branche – Google, Meta, Apple, OpenAI. Und wir sind deren wichtigster Markt außerhalb der USA."

Europa könne sehr wohl Druck ausüben. "Wenn wir denen die Daumenschrauben anziehen, hat das unmittelbare Auswirkungen auf die Börsenkurse – und auf die amerikanischen Pensionsfonds, die daran hängen."

Fleischhauer: "Schade, dass ich da nicht saß"

Fleischhauer hätte die Gespräche am liebsten selbst geführt. "Schade eigentlich, dass ich da nicht saß."

Er hätte verhandelt wie die Chinesen: "Trump hat ihnen 150 Prozent Zölle angedroht – und die Chinesen haben gesagt: Mach das! Machen wir auch. Du kriegst auch unsere seltenen Erden übrigens nicht mehr. Da ist er sofort in die Knie gegangen. Sofort."