Deutliche Verbesserung der Blutzuckerwerte - Schon 30 Minuten Sport senken Risiko für gefährliche Volkskrankheit

Laut Robert-Koch-Institut (RKI) leiden in Deutschland rund 4,6 Millionen Menschen an Diabetes Mellitus – eine Volkskrankheit also. Während die Autoimmunerkrankung Typ-1-Diabetes vorwiegend bei Kindern und Jugendlichen auftritt, ist Typ-2-Diabetes mit fast 90 Prozent aller Diabetes-Erkrankungen die häufigste Form. Er tritt in der Regel erst im späteren Erwachsenenalter jenseits der 40 auf. Dennoch erkranken immer häufiger auch jüngere Menschen daran.

Schwere Folgeerkrankungen durch Diabetes

Bei Typ-2 Diabetes produziert der Körper zwar zunächst noch Insulin, aber die Körperzellen entwickeln zunehmend eine Resistenz dagegen. Das führt dazu, dass der Zucker nicht mehr aus dem Blut in die Körperzellen eingeschleust werden kann. Dadurch ist der Blutzuckerspiegel dauerhaft erhöht. Die Folgen sind verheerend, denn längerfristig führt Diabetes zu Folgeerkrankungen wie

  • der koronaren Herzkrankheit,
  • Schlaganfälle,
  • arterielle Verschlusserkrankungen sowie
  • Erkrankungen der Nieren, Augen und Nerven.

Risikofaktoren für die Entstehung von Typ-2-Diabetes

Neben genetischen Faktoren und dem Alter gibt es folgende Risikofaktoren für die Erkrankung:

  • Übergewicht
  • Bewegungsmangel
  • Metabolisches Syndrom  (Bauchfett, erhöhte Blutfettwerte, Bluthochdruck etc.).

All diese Faktoren lassen sich beeinflussen, denn die Insulinempfindlichkeit verbessert sich, wenn man sich gesund ernährt, Übergewicht abbaut und sich ausreichend bewegt bzw. Sport macht. 

Studie misst Einfluss von aerober Sporteinheit auf Blutzucker

Wie effektiv sich der Faktor Bewegung tatsächlich auf den Blutzucker auswirkt, haben Forscher der Università Cattolica del Sacro Cuore in Italien untersucht. Die Studie wurde im Fachmagazin „ Journal of Endocrinological Investigation “ veröffentlicht.

Für ihre Untersuchung rekrutierten die Forscher 32 gesunde Teilnehmer zwischen 20 und 35 Jahren, die nicht an Diabetes litten. Sie hatten ein normales Gewicht bzw. waren teilweise leicht übergewichtig und bewegten sich in ihrer Freizeit nur wenig.

Für die Studie wurde bei den Teilnehmern anfänglich ein Standard-Glukosetoleranztest mit 75 Gramm Zucker (oral) durchgeführt, bei dem Zucker und Insulin

  • 0
  • 30
  • 60
  • 90 und
  • 120 Minuten

nach der Glukosebelastung gemessen wurden, um Basiswerte bei den Probanden zu ermitteln.

Glukosewerte nach Training deutlich niedriger im Vergleich zu vorher

Sieben Tage danach mussten die Probanden eine aerobe sportliche Einheit mit der Dauer von 30 Minuten durchführen. Dabei handelte es sich um leichtes Laufen. Dauerlauf und Joggen gehören zu den sogenannten aeroben Trainingsarten, bei denen die Muskeln ständig mit Sauerstoff versorgt werden. Sind Nachschub und Verbrauch ausgeglichen, spricht man von einem stabilen Belastungszustand, der Ausdauerleistung möglich macht.

Am Morgen nach dieser Trainingseinheit erfolgte erneut ein oraler Glukosetoleranztest bei den Probanden. Die Forscher verglichen die Werte der einzelnen Personen mit ihren vorherigen Werten und stellten signifikante Unterschiede fest:

  • Die Glukosewerte waren beim zweiten Glukose-Test eine Stunde danach deutlich niedriger, genauso wie der Insulinspiegel.
  • Auch die Insulinempfindlichkeit war nach dem Training deutlich besser.

„Diese Senkung des Nüchternglukose- und Insulinspiegels sowie die verbesserte Insulinsensitivität 24 Stunden nach dem Training verdeutlichen das Potenzial einer einzigen Trainingseinheit, schnelle und vorteilhafte Stoffwechselveränderungen herbeizuführen“, sagte die Hauptstudienautorin Teresa Mezza gegenüber „ Medical News today “.

So deute die Studie darauf hin, dass kurze Phasen aerober Aktivität eine wesentliche Rolle bei der Glukoseregulation und der Insulinreaktion im Körper spielten, führt Mazza weiter aus. Dadurch könnte das Diabetesrisiko in der Bevölkerung gesenkt werden und Risikopatienten eine Möglichkeit der Glukosekontrolle gegeben werden.

Ergebnisse auch für Menschen mit Diabetes relevant

Die Studie zeigt zwar nur die Auswirkungen von einer sportlichen Einheit auf die Blutzuckerregulation bei gesunden Erwachsenen, doch die Forscher sind sich sicher, dass die beobachtete Verbesserung der Insulinsensitivität und Glukoseregulierung auch auf Menschen mit Typ-2-Diabetes zutreffen könnte. „Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass kurze überschaubare aerobe Einheiten die Glukosekontrolle und die Insulinreaktion bei Diabetikern verbessern und möglicherweise dazu beitragen könnte, den Blutzuckerspiegel effektiv zu kontrollieren und die Wirkung medikamentöser Therapien zu verstärken“, sagt Mezza weiter.

Dass Bewegung und Sport wichtig für die Blutzuckerregulation sind, ist aber nichts Neues: „Wir haben den Leuten schon immer gesagt, dass Bewegung gut für sie ist und dass sie höchstwahrscheinlich ihr Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken, verringert“, erklärte der Mediziner David Cutler des Providence Saint John’s Health Centers in Santa Monica, Kalifornien, auf Nachfrage von „Medical News Today“.

Der Mediziner, der nicht an der Studie beteiligt war, sagte weiter: „Wir empfehlen es oft Menschen, noch bevor sie Diabetes entwickeln, wenn sie Prädiabetes oder keine Anzeichen von Diabetes haben.“ Dennoch erachtet er die Studienergebnisse als wichtig: „Es ist gut, Beweise und Belege dafür zu haben, was der gesunde Menschenverstand als eine gute Sache ansieht.“

Elf Tipps zur Prävention von Diabetes

Diabetes ist kein unausweichliches Schicksal. Wer sein Diabetes-Risiko senken will, sollte folgende Tipps der Deutschen Diabetes Stiftung beherzigen:

  1. Übergewicht abbauen - vor allem ein großer Bauchumfang ist gefährlich.
  2. Täglich mindestens 30 Minuten bewegen: Kraftsport und Ausdauersportarten wie Joggen, Radfahren, Schwimmen sind besonders effektiv. 
  3. Gesunde Ernährung mit viel pflanzlicher Kost und Vollkornprodukten. Denn die darin enthaltenen Ballaststoffe helfen bei der Regulierung des Blutzuckerspiegels.
  4. Versteckte Fette wie etwa in Fleisch, Wurst und Käse reduzieren
  5. Auf Softdrinks verzichten: Sie enthalten Unmengen Zucker und treiben den Blutzucker in die Höhe. Das fördert Übergewicht und auch eine Insulinresistenz.
  6. Kaffee trinken: Studien belegen, dass Kaffee das Diabetes-Risiko senken kann. Das trifft auch auf die koffeinfreie Variante zu. Aber nicht mehr als 7 Tassen am Tag und am besten zur Mittagszeit.
  7. Alkoholische Getränke reduzieren, denn sie erhöhen den Blutzuckerspiegel
  8. Nicht rauchen, denn es wirkt sich negativ auf den Stoffwechsel aus
  9. Auf einen normalen Blutdruck achten
  10. Ausreichend schlafen, denn Schlafmangel wirkt sich negativ auf die Blutzuckerwerte aus
  11. Stress reduzieren, denn auch Stresshormone lassen den Blutzucker steigen