„Die Leute sind sehr betroffen“: Traditionsreiches Modehaus in Bayern schließt nach über 50 Jahren
Im oberfränkischen Waischenfeld endet eine Ära. Mit dem Modehaus Eckert, das zum Jahresende schließt, verliert die Stadt eine echte Institution.
Waischenfeld – Das Geschäftesterben in den Innenstädten zieht weite Kreise und macht auch vor der Kleinstadt Waischenfeld in Oberfranken nicht Halt. Mit dem Modehaus Eckert beherbergt der Luftkurort in der fränkischen Schweiz eine echte Institution: Doch die Ära neigt sich dem Ende zu. Nach knapp 55 Jahren zieht die Betreiberfamilie aus Bayern zum Jahresende einen Schlussstrich.
Nach über 50 Jahren: Traditions-Modehaus in Franken macht dicht
Die Ursachen für die Schließung sind vielfältig: Zu groß die Konkurrenz, die mitunter international und deutlich billiger produziert, zu gering der Umsatz – ein Problem, dem auch die Corona-Pandemie nicht gerade zuträglich gewesen sei. Wirklich ideal sei auch der Standort nicht – oder nicht mehr. Inhaberin Maria Eckert-Rosenberg fällt es dennoch schwer, mit der langen Familientradition, die bis zu den Urgroßeltern ins Jahr 1872 zurückreicht, zu brechen. Die Entscheidung habe ihr „schlaflose Nächte“ bereitet, gesteht sie.
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„Die Leute sind sehr betroffen“, erzählt Eckert-Rosenberg. Schließlich habe man im Laufe der Jahrzehnte einen „guten Kundenstamm“ aufgebaut. Bis aus Bamberg und Bayreuth seien die Menschen nach Waischenfeld gekommen. Manche Kunden, berichtet die Inhaberin, würden sich vor dem Ende der Eckert-Ära nun ein letztes Mal mit Kleidung aus dem breiten Sortiment des Traditionsgeschäft „eindecken“ wollen. Wer mit dem Gedanken spielt, dem Modehaus in seinen letzten Monaten einen Besuch abzustatten, den erwarten dort einige Rabattaktionen und Abverkäufe, verrät die Inhaberin.
Online-Handel und Billig-Produktion als Konkurrenz
Mit dem Verlust des Modehaus Eckert schreitet also auch in Oberfranken das Sterben der Innenstädte voran: Ein Phänomen, das in ganz Deutschland zu beobachten ist und insbesondere dem Online-Handel in die Karten spielt. Zwei bis drei Klicks auf dem Handy, ein paar Tage warten – und schon liegen die bestellten Gegenstände vor der Haustüre. Für den Einkauf selbst in die Stadt fahren? Dafür scheint vielen Menschen die Zeit zu fehlen.

Das merke man auch in Waischenfeld, wo sich in den letzten Jahren bereits zahlreiche andere Geschäfte zurückgezogen hätten. Und wo es weniger Einzelhandel gibt, fehlt die Laufkundschaft, weiß auch Maria Eckert-Rosenberg und schwelgt in Erinnerungen. „Ein Plus war der Fremdenverkehr“, sagt sie. Auch mit dem Verkauf von Kommunionskleidung habe man einst gutes Geld gemacht: ein echtes „Standbein“, so Eckert-Rosenberg.
Modegeschäft in Bayern schließt – Kommunion war „Standbein“
Doch während die Kunden von früher nicht jünger werden, hätten die Kunden von heute oftmals andere Prioritäten. Das Verhalten der jungen Leute müsse man akzeptieren, sagt Maria Eckert-Rosenberg. „Wir werden es nicht aufhalten können“, mutmaßt die Inhaberin. T-Shirts für nur fünf Euro herstellen lassen, nur um den Laden irgendwie am Leben zu halten, das möchte sie aber auf keinen Fall. „Das ist nicht der Anspruch“, stellt Eckert-Rosenberg klar. Sich den aktuellen Trends wie Onlineshops zu fügen, habe man in Waischenfeld zwar „probiert“, das Hin- und Herschicken der Waren sei jedoch mit großem Aufwand verbunden und für ihr kleines Team freilich nur schwer zu stemmen.
T-Shirts für fünf Euro „nicht der Anspruch“
Was mit dem Gebäude, in dem das Modehaus so lange seine Heimat hatte, im kommenden Jahr geschehen wird, steht aktuell noch nicht fest. Sollte sich die Familie für einen Verkauf entscheiden, so hätte man aber gerne ein Mitspracherecht, erklärt Eckert-Rosenberg. Eine andere Option, mit der sich die Inhaberin bereits beschäftigt hat, sind mögliche Ferienwohnungen – eventuell auch für den guten Zweck.
Langweilig wird Maria Eckert-Rosenberg nach der Schließung ihres Modehauses aber sicherlich nicht. Wie sie im Gespräch bemerkt, sei sie mit Familie, Hobbys und Vereinstätigkeiten auch abseits des Arbeitslebens ordentlich eingespannt. Vorerst stehe in Waischenfeld aber noch das Geschäft im Fokus – dessen Betrieb Maria Eckert-Rosenberg gerne „mit Würde beenden“ möchte.