Trumps „kleines Geheimnis“ für die US-Wahl: Was steckt dahinter? Düstere Pläne vermutet

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Vor der US-Wahl deutete Donald Trump in New York einen geheimen Plan mit dem Sprecher des Repräsentantenhauses an. Die Demokraten befürchten eine Einflussnahme auf den Wahlausgang.

New York City – Donald Trump hat am Wochenende mit zahlreichen Anhängern vielleicht den Höhepunkt seines Wahlkampfs im Vorlauf der US-Wahl gefeiert. Vor mehr als 20.000 Menschen bespielten Trump und zahlreiche seiner Unterstützer im legendären Madison Square Garden in New York die ganze Klaviatur der MAGA-Bewegung. Die liberale New York Times sprach im Nachgang von einem „abschließenden Karneval der Beschwerden, Frauenfeindlichkeit und Rassismus“. Kamala Harris sei der „Antichrist“, Trump selbst der „König von New York City“ und Puerto Rico eine „Insel aus Müll“. Die verbalen Entgleisungen am Wochenende waren zahlreich. Fast untergegangen war deswegen eine düstere Ankündigung von Trump mit Blick auf die US-Wahl.

Donald Trump bei einer Wahlkampfveranstaltung im Madison Square Garden in New York City.
Trumps Ankündigung von einem gemeinsamen Geheimnis mit Speaker Mike Johnson hat in den USA für Aufsehen gesorgt. © Jen Golbeck/imago-images

Trump droht vor US-Wahl mit „kleinem Geheimnis“ – düsterer Plan mit Mike Johnson?

In seiner Rede bezog sich der Präsidentschaftskandidat der Republikaner bei der US-Wahl auch auf die ebenfalls am 5. November angesetzten Wahlen zum US-Senat und zum US-Repräsentantenhaus. „Wir können den Senat ziemlich leicht gewinnen, und ich denke, mit unserem kleinen Geheimnis werden wir im Repräsentantenhaus richtig gut abschneiden“, sagte Trump kryptisch und fügte mit Blick auf Mike Johnson, den Sprechern im Repräsentantenhaus, hinzu. „Unser kleines Geheimnis hat eine große Wirkung. Er und ich haben ein kleines Geheimnis – wir werden es Ihnen sagen, wenn das Rennen vorbei ist“.

In den USA wird nun darüber gerätselt, was Trump mit seinen Andeutungen gemeint haben könnte. Bei der US-Wahl am 5. November stehen alle 435 Sitze des Repräsentantenhauses und 34 von 100 Sitzen im Senat auf dem Spiel. Die Mehrheitsverhältnisse könnten sich also grundlegend ändern. Bislang haben die Republikaner eine Mehrheit im Repräsentantenhaus, während die Demokraten über eine leichte Mehrheit im Senat verfügen.

Geheimplan für US-Wahl: Trump bringt sich in Stellung, um Ergebnis zu kippen

Das US-Portal Politico wertet die Aussagen von Trumps über ein gemeinsames „Geheimnis“ mit Johnson als mögliche Ankündigung, dass die Republikaner im Falle einer Niederlage des früheren US-Präsidenten eine Mehrheit im Repräsentantenhaus dafür nutzen könnten, um die Ergebnisse einer knappen Wahl anzufechten. In eine ähnliche Richtung gingen auch die Vermutungen des demokratischen Abgeordneten im Repräsentantenhaus, Daniel Goldman. „Ich vermute, dass Donald Trumps kleiner Geheimplan mit Mike Johnson ein Ersatzplan für den Fall ist, dass er verliert und versucht, im Repräsentantenhaus das Electoral College abzusetzen“, sagte Goldman CNN.

Einen ähnlichen Vorstoß hatte Trump bereits nach der Wahl 2020 gewagt, als er seinen damaligen Vizepräsidenten Mike Pence dazu aufgefordert hatte, die Stimmen des „Electoral College“ nicht zu bestätigen und seine Wahlniederlage so noch abzuwenden. Pence weigerte sich und wurde zur Zielscheibe seiner einstigen Unterstützer. Videos von den Ausschreitungen am 6. Januar 2021 zeigen, wie Trump-Unterstützer in den Gängen des Kapitols „hängt Mike Pence“ skandierten. 2021 hatten jedoch noch die Demokraten die Mehrheit in beiden Kammern des US-Kongresses. „Wenn es umgekehrt ist, haben die Republikaner viel mehr Chancen und Möglichkeiten, diese Wahl zu kippen“, warnt Goldman.

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Trump hält Wahlkampfveranstaltung in New York ab – Demokrat vermutet Strategie

Das Vorhaben würde auch erklären, warum Trump seine Wahlkampfveranstaltung in New York abgehalten hat, obwohl der Staat als gesichert demokratisch gilt. Das Umfragen-Portal fivethirtyeight schreibt Harris vor der US-Wahl in New York einen Vorsprung von über 15 Prozentpunkten zu. Der letzte republikanische Kandidat, der den „Empire State“ für sich gewinnen konnte, war Ronald Reagan 1984. Kathy Hochul, die demokratische Gouverneurin von New York, sah es deshalb sogar als Eingeständnis einer Niederlage, dass Trump in den Big Apple gekommen war, anstatt in den umkämpften Swing States Wahlkampf zu machen. „Ich glaube, er schwenkt die weiße Flagge der Kapitulation“, sagte Hochul dem Sender MSNBC.

Deutlich offener ist das Rennen jedoch bei den Kongresswahlen – hier könnte New York für die Republikaner zum Zünglein an der Waage werden. „Das Repräsentantenhaus wird in Wirklichkeit auch in New York entschieden“, gab Goldman zu bedenken. „Es gibt sieben Sitze, die im Repräsentantenhaus in beide Richtungen ausgehen könnten, und das wird wahrscheinlich die Mehrheit bestimmen.“ Trumps Veranstaltung im Madison Square Garden könnte also eine taktische Entscheidung mit Blick auf die Wahlen des Repräsentantenhauses gewesen sein.

„Kleines Geheimnis“ zur US-Wahl – Johnson belustigt über Reaktionen

Johnson beschwichtigte im Nachgang, der Veranstaltung und machte sich über die Reaktionen der Medien lustig. „Es ist kein Skandal, aber wir haben einen Riesenspaß dabei. Den Medien platzt der Kopf. ‚Was ist das Geheimnis?‘“, sagte der Sprecher bei einer Veranstaltung am Montag. Das berichtete das Portal The Hill.

„Das ist nicht teuflisch. Eigentlich ist es sehr gut. Es wird uns helfen, die Wahlbeteiligung zu erhöhen“, führte Johnson weiter aus. In einem Statement an die New York Times weigerte Johnsons ich jedoch, genauere Aussagen zu tätigen und verwies seinerseits auf Geheimnisse der Demokraten, über welche die Medien nicht berichten würden. „Ein Geheimnis darf per Definition nicht preisgegeben werden – und das habe ich auch nicht vor.“

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Sorge vor US-Wahl: Trump als Gefahr für die Demokratie in den USA

Trump weigert sich nach wie vor, seine Niederlage gegen Joe Biden bei der US-Wahl 2020 einzugestehen – auch wenn es keine Beweise für eine gestohlene Wahl gibt und entsprechende Klagen gescheitert waren. Darüber hinaus hat der Ex-Präsident mit verschiedenen Aussagen für Unsicherheit gesorgt. So hatte Trump geäußert, er werde nach seiner Wiederwahl „nur am ersten Tag“ ein Diktator sein und angekündigt, nach der US-Wahl das Militär gegen politische Gegner einsetzten zu wollen. Teile der Demokraten bezeichnet er bereits seit längerem als „Feind im Inneren“. Beobachter sind deswegen der Meinung, dass bei der bevorstehenden US-Wahl auch die Zukunft der Demokratie in den USA auf dem Spiel stehen könnte. (fd)

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