Auch heuer steht die Verbesserung der Verkehrssituation in Agatharied als Posten im Kreishaushalt. Doch der genannte Umsetzungszeitraum „ab 2027“ ist alles andere als in Stein gemeißelt.
Agatharied – Ein Wiederkehrer aus dem Jahr 2024 ist im Kreishaushalt bei den Straßenbaumaßnahmen aufgetaucht: 157 000 Euro an Planungskosten sind für die „Erneuerung der Schlierachbrücke beziehungsweise Umgehung Agatharied“ der Kreisstraße MB21 (Fehnbachstraße) ausgewiesen. Sogar ein Umsetzungszeitraum wird genannt: ab 2027, also bereits in gut zwei Jahren. Wer jetzt denkt, eine der größten Staufallen im Berufs- und vor allem Ausflugsverkehr würde in absehbarer Zeit beseitigt, wird aber wohl mit ziemlicher Sicherheit enttäuscht. Das jedenfalls lässt sich aus den Antworten von Haushams Bürgermeister Jens Zangenfeind und der Pressestelle des Landratsamts auf Anfrage unserer Zeitung herauslesen.
Die Planung für die vier möglichen Varianten – eine jeweils wahlweise inner- oder außerorts erfolgende Überbrückung oder Unterführung von Bahnlinie und Schlierach samt direkter Anbindung der MB21 als vierter Arm an den bestehenden Kreisel an der Oberen Tiefenbachstraße – setze „solide Grundlagenermittlungen“ voraus, teilt das Landratsamt mit. Also beispielsweise Machbarkeitsstudien, Bodengutachten und Vermessungen. Da im vergangenen Jahr nicht alle Untersuchungen fristgerecht abgeschlossen wurden, habe man die Mittel für 2025 erneut im Haushalt eingestellt.
Planfeststellungsverfahren könnte drei bis fünf Jahre dauern
Doch es gibt noch einen weiteren, wohl deutlich größeren Bremsklotz: das bei einer der genannten Lösungen aufgrund deren Umfangs notwendige Planfeststellungsverfahren. Voraussichtlich drei bis fünf Jahre werde dieses in Anspruch nehmen, weshalb der Umsetzung ab dem Jahr 2027 ein „frühestens“ vorangestellt werden müsse. Ohnehin könne man wegen der Vielzahl an Beteiligten wie Anwohner, Grundeigentümer, Behörden, Gemeinde, Landkreis, Freistaat sowie Bund, Bahn und Straßenbauamt keinen genauen Zeitplan nennen, so das Landratsamt.
Keine Illusionen mehr in dieser Hinsicht macht sich der Haushamer Bürgermeister. „Wir warten seit über zwei Jahren auf die Einschätzung des Staatlichen Bauamts Rosenheim“, sagt Zangenfeind. Ohne die Ergebnisse der technischen Prüfung der verschiedenen Varianten habe eine Einbindung der Bürger keinen Sinn. Dies ist dem Rathauschef auch deshalb wichtig, weil es durch eine Verlegung der Fehnbachstraße keinesfalls zu einer Teilung Agatharieds kommen dürfe. „Die Ortsgemeinschaft ist hervorragend“, betont Zangenfeind. „Wir werden nichts tun, was diesen Zusammenhalt schwächen würde.“
So müssten vor allem Fußgänger und Radfahrer die Bahnlinie „unmittelbar und ohne große Umwege“ passieren können. Bei einer Unterführung wäre dies wohl zwar gegeben, allerdings zweifelt der Bürgermeister wegen der aufgrund der relativ kurzen Strecke starken Steigungen an einer Realisierbarkeit. Bei einer weiter außen herum verlaufenden Brücke bräuchte es derweil zumindest eine Fußgängerunterführung am aktuellen Bahnübergang, der bei beiden Varianten vollständig stillgelegt werden solle.
Kreisel noch nicht aus dem Spiel
Auch eine ganz andere Variante ist für Zangenfeind noch nicht aus dem Spiel: ein Kreisel an der jetzigen Einmündung der Fehnbachstraße in die B307. „Wir erwarten und erhoffen uns zu allen Varianten technische Einschätzungen des Straßenbauamts“, betont der Rathauschef. Ein langwieriges Planfeststellungsverfahren sei für ihn zum jetzigen Zeitpunkt noch kein Thema: „Eine einvernehmliche Lösung sollte immer das vorrangige Ziel sein.“
Dass der Status quo auf Dauer nicht hinnehmbar ist, daraus macht Zangenfeind aber auch keinen Hehl. Die Rechtsabbiegeverpflichtung von der Fehnbach- in die Bundesstraße werde „nur sehr zögerlich angenommen“, mit Rückstaus und Hupkonzerten als Folge. Auch Linksabbieger auf der B307 Richtung Fehnbachstraße seien ein Problem: „Hier wäre es eine extreme Verbesserung, wenn eine Spur für zumindest zwei bis drei Fahrzeuge errichtet werden könnte.“