Urlauber-Magnet ist nun Gefahr für Mensch und Meer: Große Sorge um Bucht auf Ferieninsel
Um das Urlaubs-Paradies Portocolom auf Mallorca im Osten der Insel steht es nicht gut. Umweltschützer warnen vor dem Zustand der Natur in der Region.
Mallorca – Die Badia Portocolom ist eine 75,95 Hektar große Fläche auf Mallorca. Das Gebiet im Osten der Insel ist ein regelrechter Urlauber-Magnet. Das Gebiet hat laut der Umweltschutzgruppe Grup Balear d‘Ornithologia Mallorca (GOB) einen enorm hohen ökologischen Wert. Nun sieht die GOB die Region jedoch in Gefahr, wie die Gruppe in einer Mitteilung erklärt. Seit mehreren Jahren müssen die Strände der Regionen demnach mindestens einmal – häufig öfter – im Jahr aufgrund der schlechten Wasserqualität schließen.
„Zerstörung der Artenvielfalt“: Umweltgruppe prangert Zustand von Urlaubs-Magnet an
Seit 2006 ist das Gebiet Teil des Schutzprogramms Natura 2000, dem größten grenzüberschreitenden Netz an koordiniertem Schutzgebiet weltweit. Die Gruppe erklärt in ihrem Statement: „Trotz ihres ökologischen Wertes hat diese Bucht gelitten und leidet weiterhin“. Die Verantwortung dafür würden demnach die zuständigen Verwaltungen tragen: „Es gibt viele Auswirkungen, Belastungen und Bedrohungen, denen es ausgesetzt ist, aber sie alle führen letztlich zu einer Verarmung der Gewässer und der Zerstörung der Artenvielfalt“. Hauptgründe für den schlechten Zustand seien demnach:
- Überlastung durch Boote und Yachten
- Verschmutzung des Gewässers durch Abwässer und Bootsmaterial

Sorge um beliebte Urlaubsbucht auf Mallorca: Überlastung durch Boote
Der Massentourismus auf Mallorca macht auch vor Portocolom nicht Halt. Die Region ist ein beliebter Anlegeplatz für Fischerboote und Yachten. Laut der GOB werde die Küste jedoch aufgrund der hohen Anzahl an Liegeplätzen überlastet. Sie nehmen einen großen Bereich der Bucht ein. Deshalb würden viele Kapitäne auf der sogenannten Posidonia-Wiese – ein Gebiet aus sogenanntem Neptungras – anlegen, die beim Herausziehen des Ankers beschädigt werden würde.
Schutzprogramm Natura 2000
Natura 2000 ist ein EU-weites Netz von Schutzgebieten zur Erhaltung von Lebensräumen und Arten. Es ist zusammengesetzt aus den Schutzgebieten der Vogelschutz-Richtlinien und den Schutzregionen der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie. Mit rund 27.000 Schutzgebieten auf knapp 18,6 Prozente der Landfläche ist Natura 2000 das größte grenzüberschreitende Netz an koordinierten Schutzgebieten weltweit.
Zwar verfüge der Küstenabschnitt über ein sogenanntes „Ankerüberwachungsschiff“, jedoch „reicht dies nicht aus, da es auch für die Überwachung des Küstenabschnitts zuständig ist, der von der Nähe von Cala Figuera bis nach s‘Estany d‘en Mas reicht“, wie die Gruppe erklärt. Deshalb fordert die GOB ein eigenes Boot für das Gemeindegebiet von Felanitx – der zuständigen Behörde – und Stärkung dieser Aufgabe.
Tanggras-Wiese im innersten Teil der Bucht leidet unter Bootsankern
In der Bucht herrscht zudem bislang Ankerfreiheit. Das führe auch zu der Zerstörung der Cymodocea nodosa-Wiese – eine Fläche mit Tanggras – im innersten Teil der Bucht, weil Schiffe dort geparkt werden.
Abwasser gelangt ins Meer – Wohnhäuser und Kläranlagen belasten Wasserqualität vor Portocolom
Ein weiterer Grund für den Zustand der Bucht sei Abwasser, das aus den Haushalten an der Küste ins Meer gelange. Viele der dort ansässigen Gebäude verfügten aufgrund eines fehlenden Anschlusses an die Kanalisation nicht über ein entsprechendes Abwassersystem. Die Gruppe fordert deshalb den Stadtrat von Felanitx auf, entsprechende Maßnahmen einzuleiten. Zudem seien die Reinigung, Reparatur und Lackierung von Booten eine Ursache, wie giftige Abfälle wie Farbe, Öle und Bilgenwasser ins Meer gelangen. Auch eine naheliegende Kläranlage belaste die Wasserqualität enorm.
Seit Anfang 2023 haben die Behörden das Gebiet zu einer besonderen Schutzzone erklärt und einen Managementplan ins Leben gerufen: „Die Belastungen haben jedoch weder abgenommen noch wurden Maßnahmen zu ihrer Beseitigung ergriffen“, so die Gruppe. Der Plan der lokalen Regierung sieht eine Bootshöchstgeschwindigkeit von drei Knoten vor, um eine Aufwirbelung des Wassers zu vermeiden, welche sich negativ auf die Photosynthese der Meerespflanzen auswirkt. Laut Natura-2000 ist von einer Umsetzung der Regelung jedoch nichts zu erkennen. Bei der aktuellen Entwicklung sei die Gesundheit von Menschen und Umwelt in der Region stark gefährdet.
Ministerium kündigt Maßnahmen an – Umweltschutzgruppe ist besorgt
Das Ministerium für Meer und Wasserkreislauf hat mittlerweile bereits erneut angekündigt, das Ökosystem um Portocolom an der Ostküste reparieren zu wollen. Die Umweltschutzgruppe fordert jedoch schnelles Handeln: „Wir sind äußerst besorgt darüber, dass die zuständigen Behörden (ABAQUA, Conselleria del Mar i del Cicle de l‘Igua und Ajuntament de Felanitx) dem Wassermanagement keine Beachtung schenken und ihm keine Priorität einräumen“. Zuletzt kündigte Mallorca sogar offizielle Maßnahmen gegen „Handtuchkriege“ an.