Apotheke in Niederneuching schließt

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Schließt Mitte Juni: die Tassilo-Apotheke in der Ortsmitte Niederneuching. © Bernd Heinzinger

Bald kein Filialleiter mehr und zu wenige Kunden: Die Apotheke in Niederneuching schließt. Die Gemeinde will die Versorgung ihrer Bürger aber aufrecht erhalten.

Niederneuching – Eine deprimierende Nachricht erreichte kürzlich das Neuchinger Rathaus: die Kündigung des Mietvertrags für die Tassilo-Apotheke in Niederneuching. Zum letzten Mal wird diese am 14. Juni ihre Türen öffnen, danach ist Schluss. Die Gemeinde sucht nach einer Nachfolgelösung – am liebsten wieder eine Apotheke.

Bürgermeister Thomas Bartl zeigte sich gleichermaßen überrascht wie geschockt von dieser Entscheidung: „Das ist natürlich ein Schlag ins Gesicht. Aber es hilft nichts, wir mussten die Kündigung akzeptieren.“ Roland Fellermeier, der die Apotheke zusammen mit dem Hauptsitz in Finsing sowie weiteren Filialen in Pliening und Markt Schwaben betreibt, habe die Gründe persönlich erklärt: „Ihm ist es glaubhaft schwergefallen.“

Das bestätigt Fellermeier im Gespräch mit unserer Zeitung: „Ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht, der Prozess lief aber schon seit mittlerweile drei Jahren.“ Der Hauptgrund für die Kündigung zum jetzigen Zeitpunkt sei, dass die Filialleiterin in Ruhestand geht. Fellermeier machte sich noch auf die Suche nach einer Nachfolge: „Aber weder extern noch intern gab es eine Lösung.“

Allerdings sei es für eine kleine Apotheke wie in Niederneuching in der aktuellen Zeit auch schwer gewesen, zu überleben: „Es braucht einfach ordentliche Erträge, und die gab es dort nicht in dem Maße, wie wir es erhofft hatten.“ Die Tassilo-Apotheke gibt es seit dem Jahr 2012. Die Zusammenarbeit mit der sich ebenfalls im Haus befindlichen Hausarztpraxis habe zwar bestens funktioniert: „Ansonsten aber fehlte uns die notwendige Anzahl an Kunden.“ Viele seien eher zu den Apotheken im Umkreis der Erdinger Fachärzte gegangen, nachdem sie sich dort untersuchen hatten lassen, mutmaßt Fellermeier.

Die Schließung in Niederneuching sei absolut kein Einzelfall, erklärt er weiter: „In Deutschland schließen jährlich rund 500 Apotheken, man verdient schließlich immer weniger an den Medikamenten.“ Laut dem Apotheker bekam man seit 2004 genau 25 Cent mehr pro Arznei: „Inflation, Personalgehälter oder die Ausgaben für Energie stiegen deutlich gravierender in die Höhe.“ Auch die Konkurrenz durch Online-Apotheken mache das Leben schwerer.

In der Hauptfiliale in Finsing sehe es deutlich besser aus, auch in Markt Schwaben und Pliening liefen die Geschäfte noch. „Diese Orte sind auch deutlich größer als Niederneuching.“ Fellermeier beruhigt aber die dortigen Kunden. Über den eigenen Lieferdienst würden diese auch künftig noch schnell ihre Medikamente bekommen – im Notfall dauere dies gerade einmal einen halben Tag. Wehmut gebe es auf alle Fälle spätestens am letzten Öffnungstag: „Aber mir blieb nichts anderes übrig“, bekräftigte Fellermeier noch einmal.

Im Rathaus versucht man derweil alles, um eine Nachfolgelösung zu finden: „Im Gemeinderat herrscht großes Interesse, dass dort auch künftig wieder eine Apotheke ansässig ist“, betont Bartl. Ausschreibungen in der Apothekerzeitung, persönliche Telefonate und andere Wege: „Wir probieren alles.“ Man sei für sämtliche Konzepte offen, auch Kooperationen mit anderen Apotheken seien möglich. Dass der Platz für eine derartige Einrichtung bestens geeignet sei, davon ist Bartl überzeugt: „Gerade, weil sich dort auch eine Arztpraxis befindet, bietet sich eine Apotheke an.“ Falls es nicht klappt, würde dies einen „deutlichen Rückschritt bei der Versorgung für die Neuchinger Bevölkerung“ bedeuten.

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