Deutscher Maschinenbauer gibt Hauptsitz mit 700 Mitarbeitern auf – doch es gibt gute Neuigkeiten
Die Syntegon-Gruppe gibt ihren Hauptsitz in Waiblingen auf, wovon 700 Mitarbeiter betroffen sind. Es gibt aber auch positive Neuigkeiten für die Stadt und die Belegschaft.
Waiblingen - In der aktuellen Wirtschaftskrise nimmt die Verlagerung von Produktionsschritten ins kostengünstigere Ausland weiter zu. Der Liebherr-Konzern hat beispielsweise jüngst die Teilverlagerung von einem deutschen Standort ins Ausland angekündigt. Die im Jahr 2019 aus dem Bosch-Konzern ausgegliederte Syntegon-Gruppe hat dagegen bereits im September 2024 angekündigt, den bisherigen Hauptsitz in Waiblingen (Baden-Württemberg) aufzugeben und den Sitz nach Beringen in der Schweiz zu verlagern. Von dieser Verlagerung sind neben einem wirtschaftlichen Rückschlag für die Stadt in der Region Stuttgart auch 700 Mitarbeiter betroffen, doch für beide gibt es gute Neuigkeiten.
Der Motorsägen-Weltmarktführer Stihl hatte vor wenigen Tagen bekanntgegeben, den ehemaligen Syntegon-Hauptsitz in Waiblingen gekauft zu haben und will damit den eigenen Stammsitz in der Stadt stärken. „Der Erwerb dieses Areals ist ein wichtiger Schritt, um unsere Standorte im Stammhaus effizienter aufzustellen“, erklärte Beirats- und Aufsichtsratschef Nikolas Stihl in einer Mitteilung. Interessanterweise wurde in jüngerer Vergangenheit befürchtet, dass auch Stihl in die Schweiz abwandern könnte, nachdem das Familienunternehmen einen Neubau in Ludwigsburg auf Eis gelegt hatte.
Stihl kauft ehemaligen Syntegon-Hauptsitz in Waiblingen – was wird aus den Mitarbeitern?
Mit dem Erwerb des ehemaligen Syntegon-Areals setzt Stihl aber trotz der wirtschaftlichen Herausforderungen klar auf den Standort Deutschland. „Stihl ist seit vielen Jahren der größte und bedeutendste Arbeitgeber in Waiblingen und ein enger Partner der Stadt“, wird Waiblingens Oberbürgermeister Sebastian Wolf (CDU) in der Mitteilung zitiert. „Der Erwerb einer Gewerbefläche in dieser Dimension ist eine einmalige Gelegenheit in Waiblingen.“ Für die Stadt sei dies ein „Glücksfall“ und ein positiver Abschluss der monatelangen Bemühungen um eine gute Nachnutzung des Geländes. Offen bleibt aber dennoch, was aus den 700 Mitarbeitern wird, die bislang am Syntegon-Hauptsitz in der Stadt beschäftigt waren.
Name | Stihl Holding AG & Co. KG | Syntegon Technology GmbH |
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Gründung | 1926 | 1969 als Robert Bosch Apparatebau GmbH |
Sitz | Waiblingen, Baden-Württemberg | Waiblingen, Baden-Württemberg (ehemals), Beringen, Schweiz (künftig) |
Branche | Maschinenbau | Sondermaschinenbau (Prozess- und Verpackungstechnik) |
Mitarbeiter | 19.805 (Ende 2023) | 6.300 weltweit |
Umsatz | 5,3 Milliarden Euro (2023) | 1,5 Milliarden Euro |
Auch diesbezüglich gibt es positive Entwicklungen. Wie die Stuttgarter Nachrichten (StN) jüngst berichteten, sollen nur etwa zwei Dutzend Mitarbeiter an den neuen Hauptsitz im Schweizerischen Beringen nahe Schaffhausen wechseln, der Großteil der Belegschaft kann dagegen in der Region bleiben. Konkret teilte Syntegon mit, dass die Medizinsparte des Unternehmens vermutlich im zweiten Quartal 2025 an den neuen Standort in Fellbach verlagert werden soll. Darüber hinaus plant die ehemalige Bosch-Tochter mit einem „Business Excellence Center“ in einem Neubau im Stuttgarter Stadtbezirk Bad Cannstatt.
Syntegon und Stihl bleiben der Region Stuttgart treu
Dass Syntegon überhaupt seinen Hauptsitz von Waiblingen in die Schweiz verlagert, hängt mit den Börsenplänen des Unternehmens zusammen. Die ehemalige Verpackungssparte von Bosch soll nämlich zu einem späteren Zeitpunkt an der SIX Swiss Exchange notiert werden. Durch den Neubau in Fellbach und die Ansiedlung in Bad Cannstatt bleibt das 1969 gegründete Unternehmen der Region dennoch treu; genauso wie das Traditionsunternehmen Stihl. „Mit dem Kauf des Syntegon-Areals legen wir die Grundlage für mehr Effizienz und Flexibilität bei unserer Standortstruktur in der Region“, erklärte Ingrid Jägerin, Finanzvorständin von Stihl.
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Ersten Überlegungen zufolge könnte die Kurbelfertigung vom Stihl Werk 1 an den ehemaligen Syntegon-Hauptsitz verlagert werden. Das Traditionsunternehmen erklärt in der Mitteilung zwar, dass vor einem Bezug in den Gebäudebestand investiert werden müsse, am Standort gebe es aber bereits eine bestehende Werksinfrastruktur sowie Entwicklungsmöglichkeiten für Produktion und Büros. „Gerade in einem zunehmend herausfordernden wirtschaftlichen Umfeld müssen wir Maßnahmen ergreifen, um unsere Strukturen zukunftssicher aufzustellen“, macht Nikolas Stihl deutlich. Stihl hatte Ende 2024 angekündigt, aufgrund der wirtschaftlichen Schwierigkeiten am Stammsitz Stellen abbauen zu müssen.