Letzte Warnung an Teheran: Zielt Trump jetzt auf den Kopf der Schlange?

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Israels spektakuläre Erfolge im Krieg gegen Iran haben beim US-Präsidenten offenbar zu einem Umdenken geführt. Ein Kommentar von Georg Anastasiadis.

Was plant Donald Trump? Seine theatralisch überstürzte Abreise vom G7-Gipfel in Kanada, die apokalyptisch klingende Warnung an die Bewohner Teherans, umgehend die Stadt zu verlassen, seine Zurechtweisung Macrons, es gehe jetzt nicht um eine „Waffenruhe“ zwischen Israel und Iran, die Entsendung weiterer US-Kriegsschiffe in die Region: All das muss in den Ohren der iranischen Mullahs bedrohlich klingen – und genau das soll es wohl auch, im Sinne einer letzten Warnung an das Teheraner Regime.

Israel im Krieg gegen den Iran: Keine „Carte blanche“ für Teheran

Glaubten die dortigen Machthaber bis jetzt, vor einem Kriegseintritt der USA einigermaßen sicher zu sein, so zielen Trumps neue Drohgebärden offenbar darauf, diese Gewissheit zu zerstören und die Ayatollahs doch noch zu einem Verzicht auf die Atombombe zu bewegen.

Der Instinktpolitiker Trump will die Chance nutzen, die sich ihm durch Israels Erfolge plötzlich bietet

In der Region hatte man Trump bisher anders gelesen: Sein fast feierliches Versprechen an die eigenen Wähler, die USA aus fremden Kriegen herauszuhalten, hielten manche in Teheran für eine „Carte blanche“ – und glaubten deshalb auch den israelischen Luftschlägen standhalten zu können. Trumps neue Signale aber verändern die Kostenrechnung für die Ayatollahs. Einen Kriegseintritt der USA würde das Regime sehr wahrscheinlich nicht überleben.

Trump trachtet nach dem Friedensnobelpreis – doch der Konflikt könnte noch deutlich weiter eskalieren

Der Instinktpolitiker Trump wäre nicht er selbst, würde er die sich ihm durch die spektakulären israelischen Kriegserfolge bietende Chance nicht erkennen: Die iranische Theokratie ist durch die militärische Blamage und nach der Liquidierung zahlreicher ihrer militärischen Führer in einem Maße ins Wanken geraten, dass sie in einem Deal mit Trump bereit sein könnte, das Atomprogramm zu opfern, um sich selbst zu retten. Der nach Anerkennung, gar dem Friedensnobelpreis strebende US-Präsident hätte damit erreicht, woran all seine Amtsvorgägner gescheitert waren.

Donald Trump mischt sich in den Krieg zwischen Israel und Iran ein. Der Instinktpolitiker sieht darin die nächste Chance für sich, meint Merkur-Chefredakteur Georg Anastasiadis. © Montage: Michael Kappeler/dpa/dpa-Pool

Was aber, wenn Politik und Diplomatie am Ende doch versagen? Dann könnte der Einsatz schwerer US-Bomber, die bunkerbrechende Bomben tragen können, die Entscheidung auf dem Schlachtfeld herbeiführen. Noch glorreicher als das Ende der tödlichen Atomdrohung gegen Israel wäre für Trump die Beseitigung des islamistischen Teheraner Regimes, das mithilfe seiner Verbündeten den Nahen Osten seit Jahrzehnten terrorisiert. In Israel gibt es dafür eine Metapher: Wer Ruhe haben will, muss den Kopf der Schlange zertreten.

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