Seit 1996 ausgesetzt - Nach Anschlag in Moskau wollen Putin-Getreue Todesstrafe wieder einführen
Nach dem Angriff auf einen Konzertsaal bei Moskau mit mehr als 130 Toten haben sich innenpolitische Verbündete von Kreml-Chef Wladimir Putin für die Wiedereinführung der Todesstrafe ausgesprochen.
Duma-Abgeordnete fordern nach Anschlag Wiedereinführung der Todesstrafe
„Jetzt werden viele Fragen zur Todesstrafe gestellt. (...) Es wird eine Entscheidung getroffen werden, die der Stimmung und den Erwartungen unserer Gesellschaft entspricht “, sagte am Wochenende der Fraktionschef der Regierungspartei Geeintes Russland, Wladimir Wassiljew, in einem Video.
Die Todesstrafe ist in Russland seit 1996 per Moratorium ausgesetzt. Der Vizevorsitzende des Ausschusses für Sicherheitsangelegenheiten in der Duma, Juri Afonin, sagte am Samstag jedoch: „Es ist notwendig, die Todesstrafe wieder einzuführen, wenn es um Terrorismus und Mord geht.“
Bereits am Freitag hatte der frühere Staatschef und heutige Vizeleiter des russischen Sicherheitsrats, Dmitri Medwedew, im Onlinedienst Telegram erklärt: „ Terroristen verstehen nur vergeltenden Terror (...) Tod für Tod.“
Die Rufe nach Wiedereinführung der Todesstrafe lösen in Russland aber auch Besorgnis aus: „(... ) Ist euch klar, wieviele Menschen das System umbringen könnte?“, fragte die Frauenrechtlerin Aljona Popowa im Onlinedienst Telegram zu den möglichen Konsequenzen. Sie bezog sich damit auf die breite Anwendung von Gesetzen gegen „Terrorismus“ oder „Extremismus“ durch die russischen Behörden.
IS veröffentlicht erschütterndes Tatvideo
Unterdessen hat die Terrormiliz Islamischer Staat nach dem Anschlag auf die Konzerthalle ein Video der Bluttat veröffentlicht. Der Propagandakanal Amak publizierte am Sonntag ein fast 90 Sekunden langes Video , das die Attentäter am Anschlagsort zeigen soll. In arabischen Untertiteln heißt es, Amak zeige „exklusive Szenen“ der „blutigen Angriffe auf Christen“.
Zu Beginn ist zu sehen, wie ein schwer bewaffneter Mann mit einem Sturmgewehr in einen Gang feuert , wo bereits viele leblose Körper auf dem Boden liegen. Die Kamera schwenkt daraufhin zu einem der mutmaßlichen Terroristen, der mit einem Messer auf eine Person am Boden einsticht.
Daraufhin durchqueren vier Männer einen verlassenen Bereich der Crocus City Hall. Die Stimmen der mutmaßlichen Täter sind verzerrt. Laut arabischen Untertiteln sagt eine Person: „Töte sie ohne Gnade“ und „Wir sind angetreten für die Sache Gottes“.
Todeszahl mittlerweile auf 137 gestiegen
Die Zahl der gefundenen Toten belief sich bis Sonntag auf 137. Unter ihnen seien auch drei Kinder, erklärte das russische Ermittlungskomitee am Sonntag. Die Identifizierung der Toten sei noch im Gange.
Seit dem Angriff am Freitagabend seien 62 Leichen identifiziert worden. Die Ermittler erklärten zudem, Waffen und Munition gefunden zu haben. Es handele sich um zwei Sturmgewehre und eine große Menge an Munition.
Nach russischen Behördenangaben waren vier Männer am Freitagabendin das Veranstaltungszentrum gestürmt und hatten auf Besucher geschossen. Bereits kurz nach dem Anschlag reklamierte die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) die Attacke für sich.