Jobmesse in Ebersberg: Im Spagat zwischen Fachkräftemangel und Sprachhürden

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Oberleutnant Daniel Mikat von der Bundeswehr unterhält sich auf der Ebersberger Jobmesse im Alten Speicher mit einem jungen Mann, der sich für die Armee interessiert. © stefan rossmann

Hunderte Arbeitswillige besuchten die Jobmesse im Alten Speicher in Ebersberg. Für die lokalen Betriebe eine gute Chance, ersehnte Fachkräfte zu gewinnen – und auszubilden.

Landkreis – Oberleutnant Daniel Mikat muss so manche Absage erteilen. Für eine militärische Karriere bei der Bundeswehr brauchen Bewerber einen deutschen Pass und sollten nicht älter als 40 sein. „Bei Schulmessen haben wir mehr Anknüpfungspunkte“, gesteht der Offizier mit Verwendung Karriereberatung, um im Militärsprech zu bleiben. Dann drückt er einer jungen Frau einen Flyer in die Hand. Einige interessante Interessenten gibt es also doch.

Jobmesse im Alten Speicher gut besucht – Betriebe erhoffen sich Fachkräfte

Im Flecktarn sticht der Bundeswehrler im Alten Speicher in Ebersberg aus der Menge wie ein Panzer im Parkhaus – durchaus gewollt, das Interesse ist groß. Doch auch an den anderen knapp 30 Ständen, die Arbeitgeber aus der Region bei der Jobmesse aufgebaut haben, bilden sich Schlangen von Beratungs- und Arbeitswilligen. Rund 1200 Kunden ohne Anstellung hat das Jobcenter eingeladen, auf freiwilliger Basis. Von der Bühne aus blickt Christoph Sewald, Teamleiter Jobvermittlung, zufrieden in die Menge und sagt: „Es ist viel los!“

Im Stimmengewirr klingt neben Deutsch auch oft Arabisch oder Ukrainisch durch – der Migrationsanteil derer, die hier nach Arbeit suchen, liegt bei etwas mehr als der Hälfte. Brit Demuth, Leiterin des Glonner Marienheims, die an diesem Tag auch die Caritas-Beratungsstelle in Grafing vertritt, parliert immer wieder auf Englisch mit Interessenten. Die erhofften Pflegefachkräfte sind angesichts des leer gefegten Arbeitsmarktes an diesem Tag nicht dabei, hat sie bemerkt. Doch vielleicht gibt es ja die eine oder den anderen Ausbildungs- oder Umschulungswilligen. Wie viel Personal sie direkt einstellen könnte? „Fünf passen in mein Auto!“, sagt Demuth und lacht. „Man muss es probieren. Wir brauchen die Fachkräfte“, sagt sie später.

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„Bei vielen ist Potenzial da“: Landkreis-Betriebe setzen bei Zugewanderten auf direkten Austausch

So geht es auch Wolfgang Wochermaier vom gleichnamigen Ebersberger Heizungsbaubetrieb. „Bei vielen ist Potenzial da“, nimmt er aus den Gesprächen mit den Arbeitssuchenden mit, die Flyer und Visitenkarten an den Ständen abgreifen. Bei den Zugewanderten sei das Problem, dass oft zwar Fachkenntnis da sei, es aber an der Sprache hapere – oder umgekehrt. Potenzial, das man nicht verschenken dürfe, während er Bürokräfte und Handwerker suche: „Wir müssen das möglich machen!“

So sehen das offenbar auch die anderen Betriebe, vom Möbelhaus über Busunternehmen, Klinik und Supermarkt bis zum Autohaus oder Halbleiter-Spezialisten. „Face to face“, sagt Brit Demuth von der Caritas über die Veranstaltung, organisiert vom Jobcenter und der Arbeitsagentur. Von Angesicht zu Angesicht komme man leichter ins Gespräch.

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