Mit ihrem Auftritt bei Markus Lanz erntete Grünen-Politikerin Ricarda Lang sicherlich keine Lorbeeren. Die Parteichefin schätzte die durchschnittliche Rente in Deutschland auf „um die 2000 Euro“. Weit gefehlt. Fakt ist laut dem Rentenatlas der Deutschen Rentenversicherung, dass die durchschnittliche Brutto-Rente 2023 nach 35 Beitragsjahren bei nur 1550 Euro lag.
Nach Steuern und Abgaben bleiben dann noch 1384 Euro pro Monat. Und das ist nur der Durchschnitt. 42,3 Prozent der Rentnerinnen und Rentner haben sogar weniger als 1250 Euro netto im Monat. Betroffen sind vor allem Frauen. Jede zweite Bürgerin im Ruhestand hat weniger als diesen Betrag.
Die Inflation ist rückgängig - doch die Preise werden hoch bleiben
Gleichzeitig wird das Leben in Deutschland immer teurer. Die Inflation ist zwar seit einigen Monaten stark rückläufig und dürfte im Jahresverlauf weiter sinken. Das heißt aber nur, dass die Preise nicht weiter steigen. Ökonomen sehen wenig Chancen darauf, dass eine Deflation kommt, und Produkte und Dienstleistungen in der Breite spürbar billiger werden.
Natürlich können Ruheständler darauf hoffen, dass die Renten wieder kräftig steigen. Doch schon jetzt belastet die Versicherung den Staatshaushalt – und damit den Steuer- und Beitragszahler – enorm. Zurecht fordern Kritiker, das System grundlegend zu überholen. Diejenigen, die jetzt ihren Lebensabend genießen wollen, haben davon aber wenig.
FOCUS online wertet aus: Die besten Städte für Rentner, die auswandern wollen
Eine Alternative wäre daher, die Rente dort zu genießen, wo das Leben noch billig ist. Zumindest gemessen an deutscher Kaufkraft. Welche Orte dafür in Frage kommen, hat FOCUS online bereits mehrfach ausgewertet.
So beispielsweise Ende 2022. Damals erstellte FOCUS online auf Basis der relevantesten Faktoren einen Vergleich zur Bundeshauptstadt Berlin – etwa, wie hoch die durchschnittliche Miete, wie gut die Gesundheitsversorgung, oder wie die Sicherheitslage vor Ort ist.
Gewinner der Analyse: Das Städtchen Trebinje in Bosnien-Herzegowina. Damaliges Urteil über die Trebinje:
„Die Stadt liegt im südlichsten Zipfel Bosniens und so nah am Meer wie es in diesem Land geht. Hier wohnen nur rund 30.000 Einwohner. Die Stadt ist vor allem geschichtlich interessant: Ein katholische Kathedrale, ein serbisch-orthodoxes Kloster und eine Moschee verdeutlichen die wechselnden Bewohner Trebinjes im Laufe der Zeit. Von Frankfurt aus brauchen Sie etwa zwei Flugstunden für die 1100 Kilometer hierhin.“
„Trebinje ragt gleich in mehreren Kategorien weltweit heraus. Das angenehme Verkehrssystem ist das viertbeste der Welt, der Umweltverschmutzungsindex, der etwa Sauberkeit und Luftqualität abdeckt, landet auf Platz 20, Mieten und die Kriminalitätsrate gehören zu den Top 50 der Welt. Das Klima ist mediterran, die monatlichen Ausgaben liegen hier rund 55 Prozent niedriger als in Berlin. Nur in einer Kategorie bekommt Trebinje eine schlechte Note: Das Gesundheitssystem einer Kleinstadt ist im weltweiten Vergleich unterdurchschnittlich.“
Zu den übrigen Gewinnern zählten unter anderem Mangaluru in Indien, Quingdao in China, Da Nang in Vietnam und auch die türkische Metropole Adana.
Andere Auswertungen, beispielsweise der Global Retirement Index des Magazins „International Living“, listen gleich ganze Länder auf. Hier finden sich viele latein- und südamerikanische Nationen – wie beispielsweise Ecuador, Panama oder Costa Rica. Europäische Länder wie Portugal oder Spanien sind zwar auch enthalten. Wer es als Rentner aber wirklich billig haben will, kommt um eher unscheinbare Länder in Südosteuropa oder eben gleich tausende Kilometer entfernte Länder nicht herum.
Vorsicht, Fallstricke! Was Rentner beim Auswandern beachten müssen
Doch die Lebensunterhaltungskosten sind nicht der einzige Faktor. Auch die Auszahlung der Rente und die richtigen Versicherungen sind wichtig. Die Rentenversicherung überweist das Ruhestandsgeld in über 150 Länder, muss aber rechtzeitig informiert werden.
Und es lauern Fallstricke: Riester-Zulagen werden zurückgefordert, wenn Rentner in ein Nicht-EU-Land ziehen! Ebenso kann es sein, dass Rentner eine lokale Krankenversicherung abschließen müssen, da die gesetzliche Krankenversicherung im Ausland nicht greift. Außerdem müssen Rentner - je nachdem, wo sie künftig wohnen - einmal im Jahr eine sogenannte Lebensbescheinigung an die Rentenversicherung schicken. Andernfalls wird die Rentenzahlung eingestellt.