Tesla Model 3 Performance im Test: So schlägt sich das Elektro-Kraftpaket im Alltag

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Von 0 auf 100 in 3,1 Sekunden: Das Tesla Model 3 Performance beschleunigt auf Supersportwagen-Niveau. © Oppenheimer

Brachiale Beschleunigung und über 260 km/h Spitze: Das Tesla Model 3 Performance ist ein familientaugliches Elektro-Kraftpaket. So schlägt es sich im Alltag.

Sprintwerte von unter vier Sekunden auf 100 km/h – das war noch vor nicht allzu langer Zeit ausschließlich sündhaft teuren Supersportwagen vorbehalten: Ende der 1990er-Jahre beschleunigte ein Ferrari F50 in damals beeindruckenden 3,9 Sekunden auf Tempo 100 – noch einen Hauch schneller war der legendäre McLaren F1 mit einer 0-100-km/h-Zeit von 3,4 Sekunden. Moderne Elektroautos können selbst das noch unterbieten – und es muss nicht einmal ein waschechter Sportwagen sein. Das Tesla Model 3 ist ein Mittelklasse-Fahrzeug und legt in der Performance-Variante den Tempo-100-Spurt in atemberaubenden 3,1 Sekunden hin – und das zu einem vergleichsweise sehr attraktiven Preis.

Schwere Zeiten für den US-Elektroautohersteller

Aktuell befindet sich der US-Elektroautobauer in schwerem Fahrwasser: Vor allem die umstrittenen Aktionen von CEO Elon Musk haben ließen zuletzt viele vor einem Kauf zurückschrecken, so mancher Tesla-Besitzer distanziert sich mit Aufklebern. Die Absatzzahlen sind seit Jahresbeginn stark rückläufig – zuletzt nahm der Hersteller in Deutschland sogar die Modelle S und X aus dem Neuwagen-Angebot. Dennoch hat Tesla mit dem Model Y und dem Model 3 nach wie vor zwei durchaus attraktive E-Autos im Portfolio – wenn man sich mit der ein- oder anderen Schwäche anfreunden kann. Wir konnten das Model 3 Performance nun im Alltag ausführlich testen.

Heckspoiler des Tesla Model 3 Performance
Der Karbonfaser-Heckspoiler dient nicht nur der Optik – er verbessert den Abtrieb bei hohen Geschwindigkeiten. Bis zu 262 km/h ist das Model 3 in der Performance-Variante schnell. © Oppenheimer

Elektroauto als Autobahn-Schleicher? Gilt nicht für das Tesla Model 3 Performance

Erhältlich ist das Model 3 aktuell als rein heckgetriebene Variante – entweder in der Standard- oder in der ebenfalls von uns getesteten Long-Range-Ausführung. Ebenso bietet Tesla das Fahrzeug als Allrad-Version in der Long-Range-Ausführung an. Das Allrad-Topmodell ist die Performance-Variante: Mit einer Leistung von 460 PS sind nicht nur die 3,1 Sekunden von 0 auf 100 km/h möglich, sondern auch eine Höchstgeschwindigkeit von 262 km/h. Und das ist durchaus etwas Außergewöhnliches: Noch immer haftet E-Autos das Image vom Autobahn-Schleicher an. Denn: Viele Stromer sind in ihrer Höchstgeschwindigkeit limitiert, teils sogar auf weit unter 180 km/h. Dieser hier nicht. Und auf der linken Spur kann es so mancher Fahrer einer deutschen Premiummarke kaum glauben, wenn der Tesla sich auch jenseits der 200 km/h nicht abschütteln lässt – und er ihn am Ende gar ziehen lassen muss.

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So viel verbraucht das Model 3 Performance

Doch der Tempo-Spaß kostet: Jenseits der 200 km/h steigt die Verbrauchskurve in schwindelerregende Höhen: Ein Blick auf die Daten zeigt Spitzenwerte von mehr als 60 kWh auf 100 Kilometer an – doch auch Verbrenner haben aufgrund des dramatisch höheren Luftwiderstands bei solchen Geschwindigkeiten exorbitante Verbrauchswerte. Aber im Alltag, bei ganz normaler Fahrt zeigt sich der Performance-Tesla durchaus vernünftig: Wir kamen bei sommerlichen Temperaturen auf Werte zwischen 18 und 20 kWh. Ein solider Verbrauch für ein derart leistungsstarkes Auto, der damit nur leicht über der WLTP-Normangabe von 16,7 kWh auf 100 km liegt. Die Norm-Reichweite (WLTP) für das Performance-Modell gibt Tesla mit 528 Kilometern an. Zum Vergleich: Bei der heckgetriebenen Long-Range-Version sind es 702 Kilometer.

Felgen des Tesla Model 3 Performance
Auch an den geschmiedeten Performance-Felgen lässt sich die Top-Variante des Tesla Model 3 erkennen. © Oppenheimer

Stärkere Bremsen, verbesserte Aerodynamik

Die Ingenieure haben dem Model 3 Performance aber nicht einfach nur mehr Leistung spendiert. Eine spezielle Frontmaske sowie ein Heckdiffusor und ein Karbonfaser-Heckspoiler optimieren die Aerodynamik bei hohen Geschwindigkeiten. Und damit auch die Verzögerung mithalten kann, sind im Performance-Tesla größere Bremsscheiben, Bremssättel und spezielle Bremsbeläge verbaut – die aus unserer Sicht aber durchaus noch einen Zacken kräftiger zupacken könnten. Darüber hinaus verfügt die Performance-Variante im Gegensatz zu den anderen Antrieben über ein adaptives Fahrwerk. Schon die Grundabstimmung ist etwas sportlicher ausgelegt, bietet aber immer noch ausreichend Komfort. Auf Knopfdruck lässt sich das Performance-Modell aber noch einmal straffen.

Sportliche Optik ohne Krawall-Faktor

Die genannten „Anbauten“ verleihen dem Model 3 Perfomance auch optisch eine sportliche Note, ohne dass der Wagen so krawallig wirkt wie zum Teil Audi-RS-, BMW-M- oder Mercedes-AMG-Modelle. Vor allem aber die Farbe „Ultra Red“ (2.000 Euro Aufpreis) in der unser Testwagen lackiert war, passt aus unserer Sicht hervorragend zu diesem Fahrzeug. Ein echter Hingucker sind auch die 20-Zoll-Schmiedefelgen. Ob es nun der weiße Innenraum sein muss, sollte man sich gut überlegen: Sieht zwar wirklich schick aus, allerdings sieht man hier natürlich auch jede kleine Verschmutzung. Für all jene, die die Performance-Version nicht am Carbon-Spoiler oder den Felgen erkennen, hat Tesla noch eine Art Lichtgeschwindigkeits-Grafik kreiert, die sich als rechteckiges Emblem nicht nur auf der Heckklappe, sondern auch in den Vordersitzen findet. Verständnis für diese Deko bekommt man, wenn man im Model 3 Performance das Fahrpedal durchdrückt: Die 460 PS haben mit den 1.851 Kilogramm Leergewicht leichtes Spiel, man wird gefühlt wie ein Raketen-Pilot in den Sitz gedrückt – und ist in wenigen Augenblicken schneller als die Polizei erlaubt.

Performance-Badge am Heck und in den Sitzen des Tesla Model 3
Diese Grafik am Heck und in den Sitzen ist der Sport-Ausweis: Das Emblem tragen nur die Performance-Varianten. © Oppenheimer

Track-Modus für sportlich versierte Fahrer

Darüber hinaus verfügt das Performance-Model 3 über einen speziellen Track-Modus: Hier kann der Fahrer verschiedene Parameter selbst einstellen. So lassen sich verschiedene Profile erstellen – etwa für eine Abstimmung für die Rennstrecke oder für Drifts. Hier weist Tesla ausdrücklich daraufhin, diese Option nicht auf öffentlichen Straßen zu nutzen. Und deswegen haben wir es auch nicht getestet. Generell liegt aus unserer Sicht der Fokus in diesem Auto vor allem auf der Beschleunigung – das Fahrwerk kommt auch in seiner sportlicheren Auslegung nicht an die Performance-Versionen von etwa Audi oder BMW hin. Das gerne zitierte „Fahren wie auf Schienen“-Gefühl kam bei uns im Performance-Model-3 nicht auf.

Bequeme Sportsitze – inklusive Belüftung

Bei aller Sportlichkeit kommt aber auch der Komfort nicht zu kurz: Die bequemen Sportsitze halten Fahrer und Beifahrer auch in flotter durchfahrenen Kurven sicher im Griff, können sich für kräftiger gebaute Passagiere am Gesäß aber auch schnell eng anfühlen – hier sollte man unbedingt mal Probesitzen. Ansonsten sitzt es sich durchaus komfortabel, vor allem die verbaute Sitzbelüftung/Kühlung ist an heißen Tagen ein echtes Plus. Eine Sitzheizung ist selbstverständlich auch integriert. Was Materialien und Verarbeitung angeht, hatten wir an unserem Testwagen nichts auszusetzen: Alles fast sich solide an, nichts knarzt oder wackelt.

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Die Türen im Model 3 öffnen elektrisch – heißt: Wenn der Strom ausfällt, kommt man nicht mehr aus dem Wagen raus. Deswegen hat das Fahrzeuge zusätzlich eine manuelle Türentriegelung. An den vorderen Türen ist dies ein einfach zu erreichender Hebel vor den Fensterhebern. Hinten jedoch ist die Tür-Notentriegelung im Boden der Türablage versteckt. Das kann im Falle eines Unfalls zum Problem werden – weshalb im Netz findige Tesla-Fahrer dafür eine selbst entwickelte Lösung gefunden haben.

Blick ins Cockpit des Tesla Model 3 Performance
Kein extra Display hinter dem Lenkrad: Im Tesla Model 3 gibt es alle Infos auf dem zentral angeordneten Touchscreen – auch die meisten Funktionen werden darüber gesteuert. © Oppenheimer

Die Bedienung im Tesla Model 3

Sitzt man zum ersten Mal im aktuellen Tesla Model 3, braucht erstmal eine kurze Orientierungsphase. Kein Startknopf, keine Hebel hinter dem Lenkrad, kein Fahrer-Display – nur der 15,4-Zoll-Bildschirm in der Mitte, der als zentrales Steuer-Element dient. Jedoch gewöhnt man sich auch als „konventioneller“ Verbrenner-Fahrer nach einigen Stunden problemlos um. Ein Feature, das uns sehr gut gefällt: Auf Wunsch kann der Tesla Vorwärts- und Rückwärtsgang automatisch einlegen. Lenkt man beispielsweise nach dem Rückwärtsfahren ein, wird automatisch der Vorwärtsgang gewählt. Steht der Tesla vor einer Wand, schlägt er den Rückwärtsgang vor, der sich per Druck aufs Bremspedal bestätigen lässt. Hat man das System erst einmal verstanden, erscheint es logisch – und man genießt den Komfort im Alltag. In unserem Test gab es nahezu keine Beanstandungen.

Tesla und der „Autopilot“: Besser ausgeschaltet lassen

Doch so stark die Fahrleistungen, so clever manches Feature – so sehr patzt Tesla beim „Autopilot“: Wie bei unserem Test des Model Y Juniper erlebten wir Phantombremsungen. Bei diesem Fahrzeug aktivierten wir den „Autopilot“ genau zweimal: Beide Male auf der Landstraße, beide Male löste bereits nach kurzer Zeit ein entgegenkommender Lkw, der normal auf seiner Spur fuhr, eine sogenannte Phantombremsung aus. Eine Situation, die – je nach nachfolgendem Verkehr, beziehungsweise Bremsstärke und daraus resultierendem „Schreckmoment“ – durchaus schnell gefährlich werden kann. Danach ließen wird das System ausgeschaltet. Aus unserer Sicht ist die Technik gefährlich und sollte besser nicht aktiviert werden. Genauso wenig tragen die vor beinahe jedem Start im Display aufploppenden Warnmeldungen, dass dieser oder jener Assistent aktuell nicht funktioniert, zum Sicherheitsgefühl bei. Auch dieses Problem hatten wir bereits beim Test des Model Y.

Blinkertasten des Tesla Model 3
Nicht nur nervig, sondern auf gefährlich: Statt mit einem Blinkerhebel kommt das Tesla Model 3 mit Tasten am Lenkrad. © Oppenheimer

Blinkertasten im Tesla: Gefährliche Bedienung im Kreisverkehr

Nicht unerwähnt bleiben dürfen an dieser Stelle auch die Blinkertasten am Lenkrad: Sie sind in der Performance-Variante genauso unpraktisch wie in jedem anderen Model 3 auch. In Kurven und im Kreisverkehr kann man sie nur durch absurde Verrenkungen erreichen, was die Unfallgefahr deutlich erhöht. Auch der Druckpunkt ist unglücklich gewählt: zu schwammig. Das führt dazu, dass man auch mal aus Versehen blinkt. Und weil die Tasten auch nicht zu „ertasten“ sind, kann es auch mal sein, dass man mehrmals ins Leere drückt – und zu spät oder im schlimmsten Fall gar nicht blinkt.

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Unser Fazit zum Tesla Model 3 Performance

Das Tesla Model 3 Performance ist ein E-Auto mit beeindruckender Performance – zum vergleichsweise günstigen Preis von 60.670 Euro. Der mit ähnlichen Fahrwerten auftrumpfende BMW i4 M60 beispielsweise startet bei 72.900 Euro. Und beim Tesla sind bis auf die Farbe kaum noch Aufpreis-Optionen vorhanden (von Autopilot-Upgrades sollte man aus unserer Sicht die Finger lassen). Stellt sich die Frage: Ist die Performance-Variante die knapp 15.000 Euro Aufpreis im Vergleich zur Long-Range-Version mit Hinterradantrieb wert? Für Enthusiasten, die tatsächlich mit ihrem Stromer mal eine flotte Runde auf der Rennstrecke drehen oder ihn im Drift bewegen wollen, auf jeden Fall. Wer etwas mehr aufs Budget achten muss, ist auch mit der heckgetrieben Long-Range-Variante ziemlich gut bedient. Selbst diese bietet Sprintwerte von 5,2 Sekunden von null auf 100 km/h und eine Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h. Für einen zügigen Überholvorgang auf Landstraßen und Autobahnen reicht auch das allemal – und mehr Reichweite gibt‘s noch obendrein.

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