TSVP-Sporthort vor dem Aus: Monatliches Defizit von 163 Euro pro Kind

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Garmisch-Partenkirchen
  4. Garmisch-Partenkirchen

Kommentare

Das Team des Sporthorts: (v.l.) Sandra Pyroth, Sina Jäger und Leiter Max Wasielewski mit Tochter Tharia. © ANDREAS MAYR

Dem Sporthort, den der Turn- und Sportverein Partenkirchen (TSVP) in diesem Schuljahr gestartet hat, droht die Schließung. Nur mit Hilfe der Gemeinde ist es kurzfristig gelungen, das Angebot bis zum 31. Juli aufrecht zu halten. Die betroffenen Eltern suchen nun nach Lösungen, um das Konzept unter anderer Trägerschaft am Leben zu halten.

Garmisch-Partenkirchen – Das Konzept überzeugt. Die Eltern, deren Kinder im Sporthort betreut werden. Den Verein, der diesen ins Leben gerufen hat. Und auch die Gemeinde. „Die Grundidee ist zweifellos eine sinnvolle und bereichernde Initiative“, betont Elisabeth Koch. Deshalb haben die Bürgermeisterin und ihre Stellvertreterin Claudia Zolk (beide CSU) die Angelegenheit sofort zur Chefsache erklärt. So gut das Modell ist, „bedarf es doch einer soliden finanziellen Absicherung und eines tragfähigen Businessplans“, sagt Koch. „Beides war in diesem Fall – aus welchen Gründen auch immer – offensichtlich nicht in ausreichendem Maße gegeben.“

Vor gut zwei Wochen war der Turn- und Sportverein Partenkirchen (TSVP) an sie herangetreten, um seine finanziellen Schwierigkeiten offenzulegen. Das Angebot, das im September 2024 gestartet war und das aktuell 27 Kinder nutzen, schreibt tiefrote Zahlen. Nach Auskunft des Marktes ergab eine finanzielle Analyse ein monatliches Defizit von 163,31 Euro pro Hortkind. „Würde dieses weiter beim Verein bleiben, müssten wir Insolvenz anmelden“, sagt Zweiter Vorsitzender Hannes Bräu. Ohne die sofortige Unterstützung des Marktes „wäre der Worst Case eingetreten und wir hätten zum 1. April schließen müssen“. Das konnte verhindert werden. „Ziel ist es, die drohende Schieflage des gesamten Vereins abzuwenden und den Sporthort geordnet abzuwickeln, um den betroffenen Kindern und ihren Familien Planungssicherheit zu geben“, erklärt Rathaussprecherin Silvia Schwarzenberger den Einsatz des Marktes. Zudem sollte den Mädchen und Buben dadurch ein Wechsel während des laufenden Schuljahres erspart bleiben.

Kein pädagogisch geschultes Personal im Sporthort

Deshalb hat der Finanzausschuss zugestimmt, bisher vom TSVP nicht abgerufene Mittel aus dem Sportfördertopf umzuwidmen. Mit diesen maximal 16.000 Euro kann der Hort bis zum 31. Juli weiterlaufen. „Dafür sind wir sehr dankbar“, versichert Bräu. Den Eltern, die auch im kommenden Schuljahr auf einen Betreuungsplatz angewiesen sind, wird von Seiten des Marktes dringend empfohlen, sich über das Little-Bird-Portal anzumelden. „Das ist nur noch bis 4. April möglich“, sagt Koch.

Ein Dilemma des Sporthorts ist sicherlich, dass das Team um Leiter Max Wasielwski und seine Lebensgefährtin Sina Jäger nicht pädagogisch geschult ist. Um in den Genuss von Fördermitteln nach dem Bayerische Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz zu kommen, ist jedoch qualifiziertes Fachpersonal eine entscheidende Voraussetzung. Das wusste der Verein, hat darauf aber verzichtet. „Wir wollten uns freier bewegen“, erklärt Bräu. Auch die Eltern stoßen sich nicht daran. „Denen geht's um das Konzept und darum, dass ihre Kinder gut betreut sind, ihre Hausaufgaben und dann Sport machen.“ Das bestätigt Jörn Hinrichs, der bei seinem Sohn in den letzten Monaten „eine Wahnsinnsentwicklung“ beobachtet hat. „Er ist im Sporthort einfach glücklich“, sagt der Garmisch-Partenkirchner.

Verschiedene Ideen zur Rettung des Sporthorts

Einen Wechsel in einen herkömmlichen Hort oder in die Offene Ganztagesschule will er vermeiden. Genau wie viele andere Eltern, deren Nachwuchs das Angebot im Olympia-Eissportzentrum schon nutzt oder ab September nutzen soll. Deshalb haben sie sich zusammengeschlossen und suchen auch an diesem Sonntag wieder Lösungen, um das Ganze zu retten. „Es gibt verschiedene Ideen“, sagt Hinrichs. „Die reichen von einer Elterninitiative bis dahin, dass Sina und Max eine GmbH gründen.“ Noch ist freilich nichts spruchreif. Die Betroffenen wissen schließlich erst seit einer Woche von dem Dilemma. „Die Information kam viel zu spät“, empört sich der Familienvater über diese „Frechheit sondergleichen“. Eine Mutter, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen wird, sieht's genauso. Sie ist eine von denen, die ihr Kind fürs kommende Schuljahr im Sporthort angemeldet hat. Dass der in seiner jetzigen Form vor dem Aus steht, „habe ich nur zufällig erfahren – und zwar nicht vom TSVP“. Wie Hinrichs engagiert auch sie sich für den Fortbestand dieses Projekts.

Unterstützt werden sie von den aktuellen Leitern. „Wir waren wahnsinnig traurig und geschockt, als wir – auch sehr spät– informiert wurden“, sagt Jäger. Der Rückendeckung der Eltern bestärken sie und ihren Partner darin, nach Lösungen zu suchen. Das passiert im Rathaus ebenfalls. „Ich könnte mir vorstellen, dass daraus ein Pilotprojekt entsteht“, betont Koch. Bislang ist das freilich nur ein Gedankenspiel, aber der Ansatz, Kinder gezielt an Sport heranzuführen, gefällt der Bürgermeisterin sehr. „Da könnte man in Richtung Musik und Kunst weiterdenken.“

Auch interessant

Kommentare