Trump treibt heimlich Grönland-Plan voran – und hat neues Druckmittel gegen Dänemark in der Hand

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Donald Trump bemüht sich offenbar vergebens um direkte Gespräche mit Grönland. Hilft ihm eine Vereinbarung mit einem dänischen Unternehmen weiter?

Kopenhagen – Grönland war in den ersten Monaten des Jahres häufig Thema, wenn Donald Trump seine Zukunftspläne skizzierte. Doch je mehr Wochen seiner zweiten Amtszeit als US-Präsident ins Land zogen, desto ruhiger schien es um die größte Insel auf der Erde zu werden, auf die der Republikaner gerne mehr Einfluss haben würde. Noch Ende März gehörten Vizepräsident J.D. Vance die Schlagzeilen, als dieser das Eiland bereiste und dort vor stationierten US-Soldaten sprach.

Hat Grönland weiter im Blick: US-Präsident Donald Trump will seinen Einfluss auf der Insel ausweiten. © Alex WROBLEWSKI / AFP, IMAGO / TT

Danach rückten mehr und mehr andere außenpolitische Themen in den Mittelpunkt. Vor allem der Ukraine-Krieg und der Gaza-Krieg, aber eben auch Trumps Bemühungen, die Zusammenarbeit mit den arabischen Staaten im Nahen Osten und mit den Partnern im Indo-Pazifik zu intensivieren. Der womöglich entstandene Eindruck, Grönland wäre dabei aus seinem Fokus geraten, täuscht aber offenbar. Denn ein Bericht aus Dänemark zeigt auf, wie sich die Trump-Administration um die Insel zu bemühen scheint.

Trump und der Plan mit Grönland: Wollen USA Gespräche ohne Dänemark führen?

Wie die Zeitung Politiken schreibt, unternahm Washington seit April wiederholt Versuche, ein Treffen mit Grönlands zu jener Zeit ins Amt gekommenen Regierungschef Jens-Frederik Nielsen zu organisieren. Die dänische Regierung um Ministerpräsidentin Mette Frederiksen soll dabei außen vor bleiben, heißt es. Aus dem Bericht zitieren unter anderem die Deutsche Presse-Agentur (dpa) und die dänische Nachrichtenagentur Ritzau.

In der Regel sind Vertreter aus Kopenhagen bei Gesprächen über Außen-, Sicherheits- oder Verteidigungsfragen zugegen, da Grönland offiziell zu Dänemark gehört. Ohnehin soll Trump sich einen Korb geholt haben, die Nielsen-Regierung habe den Wunsch nach einem bilateralen Treffen abgelehnt.

Jens-Frederik Nielsen und Mette Frederiksen stehen nebeneinander und strahlen
Müssen sie sich bald mit Donald Trump an einen Tisch setzen? Jens-Frederik Nielsen ist neuer Regierungschef von Grönland, Mette Frederiksen soll als Dänemarks Ministerpräsidentin bei den Gesprächen offenbar übergangen werden. © IMAGO / Ritzau Scanpix

Politiken beruft sich auf Quellen aus den USA, aus Grönland und aus Dänemark. Das Weiße Haus habe sich auf schriftliche Anfrage nicht konkret zu einem möglichen Treffen geäußert, die strategische Bedeutsamkeit Grönlands für die USA jedoch verdeutlicht. Unklar bleibe, wer für die Trump-Regierung die Gespräche führen sollte.

Von Frederiksen und dem dänischen Außenminister Lars Løkke Rasmussen fragte die Zeitung demnach vergeblich Stellungnahmen an. Bislang waren Trumps Äußerungen bezüglich einer Übernahme von Grönland aus Kopenhagen entschieden zurückgewiesen worden.

Trump und der Medikamenten-Deal: Über Novo Nordisk zu mehr Einfluss auf Grönland?

Die US-Zeitschrift National Review vermutet derweil, dass eine andere Ankündigung des 79-Jährigen aus der jüngeren Vergangenheit zum Schlüssel werden könnte, um seine Ambitionen im Zusammenhang mit der Insel in die Tat umzusetzen. Dabei wird auf eine Information des Weißen Hauses von Anfang November verwiesen. Die US-Machtzentrale hatte Vereinbarungen mit den Pharmaherstellern Eli Lilly and Company und Novo Nordisk vermeldet, die für deutliche Preissenkungen bei verschreibungspflichtigen Medikamenten sorgen sollen.

Schild mit Schriftzug Novo Nordisk vor Gebäude
Deal mit Donald Trump: Das dänische Pharma-Unternehmen Novo Nordisk darf auf ein florierendes Geschäft in den USA hoffen. © IMAGO / Dean Pictures

Die Preise für die als Abnehmspritzen bekanntgewordenen Ozempic und Wegovy würden demnach um mehr als die Hälfte auf 245 US-Dollar pro Monat fallen. Medicare-Versicherte müssten monatlich lediglich 50 US-Dollar zahlen, der Rest geht auf das Konto der Steuerzahler. Hinter den beiden Medikamenten steht das dänische Unternehmen Novo Nordisk. Dieses könne mit einem erheblichen Geldzufluss rechnen, wird in dem Bericht geschlussfolgert.

Folglich würde die Wirtschaft des skandinavischen Landes angekurbelt. Dieser Umstand wiederum verhelfe Trump in Grönland-Gesprächen mit Frederiksen zu einer starken Verhandlungsposition. Schließlich gehe Novo Nordisk eine teilweise Abhängigkeit vom staatlich finanzierten US-Gesundheitsprogramm ein und damit seien das Unternehmen und auch ganz Dänemark den Launen des Republikaners ausgeliefert.

Trump und der Grönland-Plan: US-Präsident könnte auf Wirtschaft und Wahlen in Dänemark setzen

Hinzu komme die dänische Parlamentswahl in knapp einem Jahr, die für Kopenhagens Regierungschefin kein Selbstläufer werde. Ihre Sozialdemokraten büßten bei den jüngsten Kommunalwahlen Stimmen ein. Verluste werden auch in den Umfragen für die Wahl 2026 prognostiziert, wobei die Regierungspartei weiterhin klar die Nummer eins wäre.

Auch dieser Umstand könnte Trump in die Karten spielen. „Es ist nicht schwer, sich vorzustellen, wie Trump mit einem Deal an die angeschlagene Ministerpräsidentin herantritt“, schreibt daher National Review: „Trump willigt ein, den Zugang zu Novo-Nordisk-Produkten aufrechtzuerhalten und womöglich sogar auszuweiten. Im Gegenzug gewährt Frederiksen Trump Zugeständnisse in Bezug auf Grönland.“

Es sei zwar unrealistisch, dass Dänemark bereit zum Verkauf der Insel an die USA sei. Allerdings könnten sich beide Seiten demnach auf ein erweitertes Verteidigungsabkommen samt einer dauerhaften US-Präsenz einigen. Auf der Pituffik Space Base im Nordwesten sollen bislang rund 150 US-Militärs stationiert sein. Eine Option sei auch die gemeinsame Erschließung der grönländischen Bodenschätze. Auch daran dürfte Trump großes Interesse haben. Womöglich nähert er sich dem wachsenden Einfluss auf Grönland also ganz untypisch auf leisen Sohlen an. (Quellen: Politiken, dpa, Ritzau, National Review, Weißes Haus) (mg)