"Beteten, dass wir das überleben“ - Daniel Morgenroth erzählt von Horror-Erlebnis auf ZDF-„Traumschiff“
Zurück zum Traumschiff. Sie sind seit 2019 fast dabei und können bestimmt ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern. Wie viel wird tatsächlich auf hoher See beziehungsweise vor Ort gedreht und wann wird im Studio getrickst?
„Da wird nichts gefaked. Das ist alles echt: echtes Kreuzfahrtschiff auf einer echten Reise mit echten Passagieren an Bord. Aber man muss dazu sagen, dass ich nicht immer für den ganzen Dreh vor Ort bin. Ich bin seit 2019 dabei und da muss ich nicht mehr drei Wochen auf diesem Schiff sein, wenn ich eigentlich nur vier Tage etwas zu tun habe. Aber manchmal hat man keine andere Wahl und muss trotzdem die volle Drehzeit dableiben. So wie jetzt dann. Wenn ich hier am Theater in München nämlich fertig bin, muss ich gleich aufs Schiff. Und weil wir dieses Mal den Atlantik überqueren und nur auf so kleinen Antillen-Inseln halten, kann ich nicht nachfliegen oder früher von Bord.“
Und was machen Sie dann, wenn Sie drei Wochen auf dem Schiff sind, aber nur vier Tage davon drehen?
„Eine Sache, die ich immer in meinem Koffer habe, ist meine Ukulele. Und sobald ich freie Zeit habe, mache ich Musik und schreibe Texte. Ich habe schon einen ganzen Soloabend aufgeführt, der nur aus Liedern bestand, die ich auf Deck geschrieben habe.“
Horror auf dem ZDF-“Traumschiff": "Teller flogen durch die Gegend“
Sie durften mit der Crew schon so viele wunderschöne Orte entdecken. Gibt es einen, der Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
Letztes Jahr war die ganze Asien-Reise super spannend: Philippinen, Kambodscha, Vietnam, Thailand, Malaysia. Das sind alles Länder, die in eine ganz andere Dynamik haben, als wir sie hier aus Europa kennen. Allein, wenn man sich Singapur anschaut: Was da innerhalb kürzester Zeit hochgezogen wurde – atemberaubend und beängstigend zugleich. Denn wo kommen wir hin, wenn unsere Welt sich so rasend schnell verändert? Aber das ist eine andere Geschichte. Auf nächstes Jahr freue ich mich auch schon sehr. Da fahren wir in zwei Extreme: einmal den Amazonas lang nach Manaus, einmal in den hohen Norden bis nach Spitzbergen.
Und wird Ihr Kostüm dann an die unterschiedlichen Regionen angepasst?
Nein, überhaupt nicht. Unsere Folgen spielen alle im Sommer, das heißt, auch wenn es draußen 6 Grad hat, muss ich mit meiner kurzärmeligen Kapitänsuniform auf Deck stehen und so tun, als wären es 25 Grad. Ich freue mich schon, wenn ich im Januar auf dem Atlantik drehe (lacht). Der soll zu dieser Jahreszeit extrem rau und unangenehm sein.
Apropos unangenehm. Gab’s auch schon einmal eine Reise, die Sie an Ihre Grenzen gebracht hat?
Ja, so eine gab es vor drei Jahren. Da hatten wir vier Tage lang Seestärke acht bis zehn. Das heißt, wir hatten ununterbrochen 12 Meter hohe Wellen. Und da hört das Vergnügen dann langsam auf. Man darf nicht aufs Deck, ist also vier Tage lang in seiner super schmalen Kabine gefangen. Schlafen kann man aber auch nicht wirklich, weil man buchstäblich aus dem Bett rollt. Normalerweise hat das Schiff Stabilisatoren, die ausgefahren werden können, um die Balance zu halten. Bei so einem hohen Wellengang, wie wir ihn damals hatten, war das aber zu gefährlich. Sie hätten abbrechen können. Das Schiff war also permanent in Bewegung, man hat das wütende Meer richtig gespürt. Es hat permanent gescheppert und gekracht. Teller flogen durch die Gegend. Und von Tag zu Tag konnte man beobachten, dass der Speisesaal immer leerer wurde. Viele lagen einfach im Bett und beteten, dass wir das überleben.
Angst auf ZDF-„Traumschiff“: „Kommt jetzt schon Wasser rein?“
Und wissen Sie noch, wie Sie die vier Tage verbracht haben?
Man kann eigentlich nichts machen – außer zu versuchen, Ruhe zu bewahren. Und das war gar nicht so leicht, wenn man sich vor Augen führte, dass wir 2.500 km von der amerikanischen und 3.000 km von der europäischen Küste entfernt waren. Manchmal sah ich, wie Matrosen hektisch über Deck rannten. Und jedes Mal dachte ich mir: 'Kommt jetzt vorne schon Wasser rein?' Und tatsächlich: Als wir im Bremer Hafen einfuhren, habe ich mir das Schiff noch einmal genauer angeguckt. Und das können Sie sich nicht vorstellen! Das Schiff war am Bug komplett verbeult, also so richtig! So, als hätte Thor mit dem Hammer riesige Beulen in das Schiff geschlagen. Und da ist mir nachträglich noch einmal richtig das Herz in die Hose gerutscht.
Sie sagen, Sie waren damals hauptsächlich in Ihrer Kabine gefangen. Wie groß ist die denn?
Nicht sehr groß. Also wenn ich auf dem Bett liege und meine Arme ausbreite, berühre ich rechts und links die Wand. Dann gibt’s ein Sofa, das man im Falle einer Zwei-Mann-Belegung zu einem Bett umfunktionieren kann, Einbauschränke und ein Bad, bei dem man sich natürlich bei jeder heftigen Bewegung die Ellenbogen aufschlägt.
Wie halten Sie über die Zeit Kontakt mit Ihrer Familie?
Seit neuestem gibt es so eine Art Schiff-Internet, das über Satelliten geht und daher ganz schön teuer ist. Aber es funktioniert und für eine WhatsApp-Kommunikation ist das schon ganz gut. Teilweise ist es sogar so stabil, dass man auch mal kurz telefonieren kann. Das ist natürlich schon eine große Verbesserung, gerade wenn man auch mal längere Zeit weg ist. Dieses Jahr war ich zum Beispiel einmal zwei Monate am Stück auf dem Schiff und so ein langer Zeitraum ist natürlich eine Herausforderung.
Wie viel Verständnis hat Ihre Familie in so einem Fall?
Natürlich bedauern sie es, wenn ich lange weg bin, aber sie unterstützen mich auch. Da würde niemals ein Satz fallen wie 'Bleib bitte hier und sag den Dreh ab.' Und sie sind auch schon ein paar Mal mit aufs Schiff gekommen. Das heißt, wir haben dann eine Familienkabine und sie machen sich entweder eine schöne Zeit, wenn ich drehe oder wirken sogar selbst als Nebendarsteller mit. Aber klar, das muss man schon auch immer durchrechnen. Weil es ist ja meine Arbeit und wenn ich dann mehr als das, was ich verdiene, wieder auf dem Schiff liegen lasse, lohnt sich das nicht so ganz (lacht).
Daniel Morgenroth: So gefährlich sind manche „Traumschiff“-Drehs
Bei so einem Dreh auf hoher See oder vor Ort in einem fremden Land, kann bestimmt einiges schiefgehen. Über welche Panne müssen Sie noch immer lachen?
Barbara und ich mussten einmal spielen, dass wir uns in der Wüste Südafrikas festfahren. Und am Schluss war es so, dass wir wirklich feststeckten. So etwas ist natürlich spaßig, aber es gab auch durchaus Situationen, bei denen mir das Lachen verging.