SC Freiburg - St. Pauli im Liveticker: St. Pauli muss in Freiburg ran

SC Freiburg - FC St. Pauli 0:0

St. Paulis Weg aus der Krise: Reden, arbeiten - und siegen?

Hauke Wahl kann nicht nur erstklassig Fußball spielen, er ist auch ein außerordentlich guter Kommunikator. Wenn etwas beim FC St. Pauli sportlich zu erklären gilt, stellt sich der 31 Jahre alte Abwehrroutinier oder er wird vor die Öffentlichkeit gestellt. Um (Fehl-)Entwicklungen einzuordnen, zu kritisieren, zu loben oder zu analysieren, gibt es kaum einen Besseren unter den Kiez-Kickern. 

Zu erklären gibt es aktuell bei dem Hamburger Club nach sechs Bundesliga-Niederlagen mit dem erschreckenden 0:4 gegen Borussia Mönchengladbach als bisherigem Tiefpunkt einiges. Also wurde Wahl vor dem Spiel am Sonntag (15.30 Uhr/DAZN) beim SC Freiburg vor die Medien geschickt. 

„Jeder hat verstanden, worum es jetzt geht“

„Erst mal haben wir mit dem Trainerteam gesprochen und dann haben wir uns als Mannschaft noch mal zusammengesetzt“, berichtete er über die Tage nach der Pleite gegen Gladbach am vergangenen Samstag. Es sei nicht so gewesen, „dass wir auf den Tisch gehauen haben, sondern wir haben uns einfach mal die Meinung gesagt“. Dass man in der Mannschaft gesprochen habe, als nur die Spieler und keine Trainer dabei waren, sei gut gewesen. 

Die Negativserie der Hamburger kam - zumindest in dem Ausmaß - überraschend. Nach drei Spieltagen hatte St. Pauli sieben Punkte gesammelt und dabei auch spielerisch überzeugt. Davon war zuletzt aber nichts mehr zu sehen. Auch der Wirbel um den lange verletzten Kapitän Jackson Irvine half nicht weiter. Es droht vor dem zehnten Spieltag der Sturz in die Abstiegszone.

Absturz nach starkem Start

Trainer Alexander Blessin zeigte sich vor dem Freiburg-Spiel sehr selbstkritisch und räumte ein, nach dem erfolgreichen Saisonstart vielleicht die falschen Prioritäten gesetzt zu haben.

„In den Analysen haben wir schon immer darauf hingewirkt, wie wir taktisch stehen und wie unser Spiel gegen den Ball ist. Aber wir wollten auch immer Lösungen mit dem Ball finden. Die Gewichtung war vielleicht pari pari. Und die Gewichtung rutscht jetzt ganz klar in den Bereich defensive Stabilität“, sagte der Coach. „Das ist vielleicht etwas, das ich mir ankreiden muss. Ich bin da selbstkritisch genug.“ Und er sei auch „felsenfest überzeugt, dass die Jungs das schaffen. Weil ich von den Jungs überzeugt bin“.

Kernkompetenz verloren gegangen

Die haben allerdings in allen Bereichen zu kämpfen. Offensiv geht nur selten etwas. Seit vier Spieltagen haben die Hamburger kein eigenes Tor mehr erzielt.

Doch auch von der Kernkompetenz Defensivarbeit ist derzeit wenig zu sehen. In der vergangenen Saison hatte der FC St. Pauli nur 41 Gegentreffer kassiert - lediglich Meister Bayern München (32 Gegentore) musste weniger Tore hinnehmen. Nach neun Spielen haben die Hamburger schon 18 Gegentore auf ihrem Konto. 

„Wir haben den Schwung aus den ersten drei Spielen nicht mitnehmen können, so ehrlich müssen wir sein“, räumte Wahl ein. „Wir waren defensiv teilweise noch nicht auf dem Level wie letzte Saison oder sind es immer noch nicht, und wir machen zu einfache Fehler derzeit.“ Zu Wahrheit gehöre aber auch, „dass das Programm nicht das leichteste war“. 

„Vielleicht ein Ticken zu harmonisch“

Momentan schafften er und seine Teamkollegen es nicht, „zu elft genau das zu machen, was der andere auch macht. Wir haben dann immer ein, zwei Ideen.“ Sie machten einfache Fehler, „und die haben nichts mit Mentalität zu tun, sondern vielleicht mit Konzentration“.

Von zwischenmenschlichen Problemen im Team will der gebürtige Hamburger nichts wissen. „Das ist Quatsch“, sagte Wahl. „Wir haben super Charaktere. Vielleicht ist es teilweise sogar ein Ticken zu harmonisch.“ Oder wie der Trainer Blessin es ausdrückte: „Wir müssen einfach eine Schippe Cleverness und eine Schippe – ich mag das Wort eigentlich nicht – Arschlochmentalität drauflegen.“

An Freiburg hat der FC St. Pauli zumindest gute Erinnerungen: Nach vier Sielen ohne Sieg zu Beginn der vorherigen Saison gewann der damalige Aufsteiger im Breisgau mit 3:0. Ein gutes Omen?