Sanierungsbedarf bei rund 4.000 Brücken: Minister spricht von „hohem Nachholbedarf“

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Viele Brücken in Deutschland sind marode. Grund ist in vielen Fällen der zunehmende Schwerlastverkehr. Das Foto zeigt die Köhlbrandbrücke in Hamburg. © Marcus Brandt / dpa

Viele Autofahrer in Deutschland spüren die Folgen, wenn Brücken marode sind und gesperrt werden. Eine Sanierung kostet viel Geld – nur scheint die Finanzierung alles andere als sicher zu sein.

Berlin – Ohne zusätzliche Milliardenmittel ist die Sanierung maroder Brücken in Deutschland in Gefahr –mit möglichen Folgen für Autofahrer. Die Sanierung der Brücken und die Modernisierung des Autobahnnetzes in Deutschland wird in den kommenden Jahren deutlich teurer als bisher gedacht. Die Autobahn GmbH habe einen großen zusätzlichen Finanzierungsbedarf von rund 5,5 Milliarden Euro für die Jahre 2025 bis 2028, sagte ein Sprecher der bundeseigenen Gesellschaft gestern in Berlin. Das Brückenmodernisierungsprogramm sei ein wesentlicher Kostentreiber, so der Sprecher. Eine schnellere Planung für die Erneuerung der Brücken habe für die Autobahn GmbH Vorrang.

Ein Sprecher von Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) sagte, es gebe einen sehr hohen Nachholbedarf bei der Infrastruktur. Das Ministerium könne die Zahlen über den Mehrbedarf für die Bundesfernstraßen bestätigen und werde sich in den Haushaltsverhandlungen dafür einsetzen, dass ausreichend Mittel zur Verfügung gestellt werden. Wissing hatte im März 2022 ein Maßnahmenpaket für eine schnellere Brückenmodernisierung vorgelegt.

4.000 Brücken brauchen Sanierung - 400 pro Jahr ist das Ziel

Bei vielen Brücken hat die intensive Beanspruchung in den vergangenen Jahrzehnten Spuren hinterlassen, vor allem durch den zunehmenden Schwerverkehr. Laut Autobahngesellschaft wurden rund 55 Prozent aller Brückenbauwerke in Deutschland vor 1985 erbaut. Brücken alterten und müssten darüber hinaus erheblich gestiegene Verkehrslasten tragen. In den kommenden Jahren sollen 400 Brücken pro Jahr saniert werden. Insgesamt gelten mehr als 4.000 Brücken von rund 28.000 Autobahnbrücken in Deutschland als sanierungsbedürftig.

Überregional wurde etwa die Autobahnbrücke Rahmede an der Sauerlandlinie bekannt, die wegen schwerer Schäden gesperrt werden musste und inzwischen gesprengt wurde. Geplant ist ein Neubau. Anderes Beispiel: An einer Brücke der A42 über den Rhein-Herne-Kanal bei Bottrop waren im Dezember so massive Schäden festgestellt worden, dass sie komplett gesperrt wurde. Seit Kurzem rollt der Autoverkehr wieder. Es gibt aber ein Einfahrverbot für den Schwerlastverkehr.

Inflation treibt Preise zusätzlich

Als Gründe für den höheren Finanzbedarf für die Bundesfernstraßen gelten das Hochfahren der Investitionen bei den Brückensanierungen wie auch inflationsbedingte Kostensteigerungen, zum Beispiel Baukostensteigerungen. Hinzu kommt der erhöhte Personalbedarf für das Brückenmodernisierungsprogramm, sowohl extern in Planungsbüros als auch intern in der Autobahn GmbH. Außerdem gibt es bereits jetzt aufgrund der Wachstumsschwäche in Deutschland Mindereinnahmen bei der Lkw-Maut – einer wichtigen Einnahmequelle des Bundes. Unklar bleibt, wie sich diese Mautmindereinnahmen mittelfristig entwickeln.

Die Alarmsignale zum Finanzbedarf bei den Brücken kommen mitten in Verhandlungen über die Aufstellung des Bundesetats für 2025, die angesichts von Sparzwängen als schwierig gelten. Deswegen könnte eine Debatte über einen milliardenschweren „Infrastrukturfonds“ an Fahrt aufnehmen. Für einen solchen Fonds hatte sich Wissing wegen eines steigenden Investitionsbedarfs ausgesprochen. In diesem Fonds könnten Finanzmittel für Schienen, Straßen und Wasserwege für mehrere Jahre gebündelt werden, also auch für die Sanierung von Brücken. Die Finanzierung wäre dann nicht mehr von Haushaltszwängen abhängig. Auch für die Sanierung des Bahnnetzes in den kommenden Jahren fehlen noch etliche Milliarden. Wissing will für einen solchen Fonds auch privates Kapital mobilisieren. Die Debatte darüber steht aber erst am Anfang. (dpa)

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