Alle Vor- und Nachteile - Gasheizung, Wärmepumpe oder was ganz anderes? Was Sie sich heute kaufen sollten
1. Was ist machbar?
Nicht jede der oben aufgeführten Heizungsvarianten lässt sich an jedem Wohnort oder sinnvoll realisieren. Wenn Ihre Kommune kein Fernwärmenetz betreibt, können Sie logischerweise nicht mit Fernwärme heizen. Für Solarthermie braucht es passende Dächer mit genug Sonnenschein, nicht jede Wärmepumpen-Variante ist für jeden Standort geeignet und für eine Wasserstoffheizung müssen Sie auch günstig an passenden Wasserstoff kommen können. Klären Sie also zuerst ab, was bei Ihnen technisch machbar und wirtschaftlich sinnvoll ist und reduzieren Sie die Liste der Varianten entsprechend.
2. Anschaffungs- und Installationspreise
Gasheizungen sind in Anschaffung und Installation weitaus günstiger als viele Varianten wie zum Beispiel Wärmepumpen. Eine neue Gasheizung bekommen Sie inklusive Einbau meist schon für unter 10.000 Euro. Die günstigsten Wärmepumpen fangen da erst an, je nach Art kann eine solche aber durchaus mehr als 40.000 Euro kosten. Finanziell spricht das also in der Regel für eine Gasheizung.
3. Förderprogramme
Anschaffung und Einbau von Gasheizungen wird vom Staat nicht mehr gefördert, andere Varianten, die das 65-Prozent-Ziel erfüllen, hingegen schon. Die Fördersätze sind mit bis zu 70 Prozent bei einer maximalen Fördersumme von 30.000 Euro ordentlich. Je nach individueller Situation kann hierdurch die Anschaffung einer Wärmepumpe oder vergleichbaren Heizung schon günstiger sein als eine Gasheizung, in vielen Fällen bleibt sie aber teurer, wenngleich die Differenz schwindet. Im Einzelfall sollten Sie hier also einmal durchkalkulieren, wie viel Förderung Sie bekommen können und was das für Ihre Kosten bedeutet. Nachzulesen ist das im KfW-Zuschuss 458.
4. Betriebskosten
Während eine Gasheizung in der Anschaffung günstiger ist als etwa eine Wärmepumpe, zahlen Sie bei den Betriebskosten hingegen meistens drauf. Der Gaspreis lag zuletzt bei rund 11 Cent pro Kilowattstunde. Obwohl der Strompreis mit zuletzt 36 Cent pro Kilowattstunde mehr als dreimal so hoch liegt, sind Gasheizungen im Betrieb teurer. Das liegt daran, dass eine Wärmepumpe aus einer Kilowattstunde Strom bis zu fünf Kilowattstunden Heizenergie erzeugen kann. Zudem gibt es für diese Geräte spezielle Stromtarife, bei denen die Kilowattstunde derzeit nur rund 26 Cent kostet. Noch günstiger sind der Strom und die Heizenergie, die Sie etwa per Photovoltaik oder Solarthermie selbst erzeugen. Hier fallen dann nur noch minimale Betriebskosten etwa für die Wartung und Instandhaltung der Geräte an.
Allerdings müssen Sie die Betriebskosten mit den Anschaffungskosten verrechnen, um zu wissen, welche Varianten über die kommenden 20 Jahre gerechnet wirklich günstiger ist. Bei den aktuellen Gas- und Strompreisen ist hier etwa eine Gasheizung unter Umständen noch die günstigste Variante.
Es ist jedoch davon auszugehen, dass dies nicht so bleiben wird. Prognosen von Wirtschaftsinstituten und der Bundesregierung gehen davon aus, dass Erdgas in den nächsten Jahren immer teurer, Strom dagegen leicht billiger wird.
Dafür gibt es folgende Gründe: Erstens ist Erdgas ein endlicher Rohstoff. Die Förderung wird mit der Zeit nicht leichter und günstiger werden. Zudem werden fossile Energieträger in Deutschland und Europa mit einem immer höheren Co2-Preis versehen, den Energieversorger an ihre Kunden weiterreichen. Der Konsens liegt dabei, dass all dies den Preis für Erdgas bis 2035 um rund 50 Prozent steigen lassen wird. Strom hingegen wird immer mehr aus erneuerbaren Quellen produziert, die nicht nur klimafreundlicher, sondern auch günstiger sind: die Kilowattstunde Windstrom sechs bis elf Cent, Solar rund acht Cent, während Erdgas heute schon deutlich darüber liegt. Kohle- und Atomstrom kosten sogar noch mehr und werden deswegen als erstes unwirtschaftlich werden. Ein weiterer Kostenpunkt sind die Netzentgelte, also die Umlage für den Betrieb des Strom- oder Gasnetzes. Diese Entgelte werden in Zukunft bei beiden Varianten steigen, aber aus unterschiedlichen Gründen: Netzentgelte für Strom steigen, weil Unternehmen viel Geld für den Ausbau erneuerbarer Energie und der entsprechenden Speicher und Netze dafür investieren müssen. Gas-Netzentgelte werden steigen, weil Unternehmen Rücklagen für den Rückbau der in 20 Jahren kaum noch benötigten Gasnetze ansparen müssen.
Unter solchen Bedingungen wird auch eine Gasheizung immer unwirtschaftlicher. Sie muss aber auf 20 Jahre gerechnet deswegen in Ihrem Einzelfall nicht zwingend die teuerste Variante sein. Die Zahl der Fälle, in denen Erdgas der günstigste Heizenergielieferant ist, werden durch die Preisprognosen zwar weniger, aber sie verschwinden nicht.
5. Verfügbarkeit
Preis- und Finanzmodelle sind schön, aber nur Theorie. Was nutzt die günstigste Heizung, wenn es bei Ihnen keinen Handwerker gibt, der diese derzeit einbauen könnte? Das ist besonders bei Wärmepumpen aktuell ein Problem, weil die Nachfrage hier viel höher ist als die Produktion. Je nach Region kann die Wartezeit auf ein Gerät bei bis zu einem Jahr liegen. Hinzu kommt, dass auch viele Handwerksbetriebe ausgebucht sind, weil sie wegen des Fachkräftemangels zu wenig Mitarbeiter haben, um alle Aufträge schnell abzuarbeiten.
Aber auch Gasheizungen waren zuletzt so begehrt, dass es neue Kessel erst ab Mai oder Juni geben wird. Je nach Region kann das also auch monatelange Wartezeiten bedeuten. Und die Handwerker, die Ihre neue Gasheizung einbauen, sind ebenso ausgebucht wie solche für Wärmepumpen, Biomasseheizungen oder Solarthermie-Anlagen. Letzten Endes könnte für Sie also nicht nur der Preis und die Betriebskosten ausschlaggebend sein, sondern auch die Frage, welche Heizung Sie überhaupt wann bekommen können. Auch hier gilt, dass Sie den Einzelfall für Ihre Region prüfen müssen, indem Sie bei Handwerksbetrieben herumfragen.
Ein weiterer Punkt ist die Verfügbarkeit von Rohstoffen. Bei auf Strom basierenden Heizungen fällt dieser Punkt raus, denn Strom wird es für Sie immer geben. Bei den anderen Varianten sieht es kritischer aus. Weil es immer weniger Gasheizungen geben wird, werden auch die Verteilnetze dafür zurückgebaut. Gut möglich also, dass es in fünf, zehn oder 15 Jahren in Ihrer Kommune gar kein Erdgasnetz mehr gibt, dass Sie beliefern könnte. Bei klimaneutralen Varianten müssen Sie ebenfalls vorher prüfen, ob Sie etwa zuverlässig und langfristig grünen Wasserstoff oder Holzpellets beziehen können.