Wichtige Infrastruktureinrichtung: 50 Jahre Gruppenklärwerk Memmingen

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Als Mitbringsel vom Tag der offenen Tür konnten sich die Besucherinnen und Besucher besonders gestaltete Klopapierrollen mitnehmen. Im Schnitt verbraucht eine Person im Jahr 40 Rollen, war beim Rundgang zu erfahren. © Alexandra Wehr

Am 18. Oktober 1974 wurde das Gruppenklärwerk Memmingen in Heimertingen in Betrieb genommen. Neun Jahre Planung und dreieinhalb Jahre Bauzeit waren dem vorausgegangen. „Eine damals weitsichtige Investition in unverzichtbare Infrastruktur“, wie Oberbürgermeister Jan Rothenbacher bei einer Feierstunde zum 50-jährigen Bestehen des Gruppenklärwerks betonte. In der leistungsstarken Kläranlage wird heute das Abwasser von über 80.000 Menschen aus Memmingen und 16 Gemeinden des Landkreises Unterallgäu und des benachbarten Württemberg sowie von zahlreichen Unternehmen gereinigt.

Memmingen/Heimertingen – „Wir sind gut aufgestellt, auch für die Herausforderungen der Zukunft. Ich danke dem tollen Team des Gruppenklärwerks für seine verantwortungsvolle Arbeit“, würdigte OB Rothenbacher. In einer Feierstunde und einem Tag der offenen Tür mit rund 3.000 Besucherinnen und Besuchern wurde das 50-jährige Bestehen gefeiert.

Memmingen: 50 Jahre Gruppenklärwerk Memmingen
Auf der begehbaren Plattform oberhalb der beiden Faultürme erhält man einen hervorragenden Überblick über die weitflächige Kläranlage. Beim Rundgang nach der Feierstunde (v.l.): Oberbürgermeister Jan Rothenbacher und Amtsleiter Abfallwirtschaft und Abwasser, Dietmar Hörberg. © Alexandra Wehr

„Sauberes Wasser ist eines unserer höchsten Güter. Aus Umweltschutz wird hier im Gruppenklärwerk ganz praktisch Menschenschutz“, betonte stellvertretender Landrat Dr. Stephan Winter in seinem Grußwort und dankte im Namen der Bürgermeister und Gemeinden des Landkreises für die hervorragende Zusammenarbeit vom ersten Tag an. „Es war vor 50 Jahren nicht selbstverständlich als Stadt Memmingen eine Kläranlage auf Landkreisgebiet zu errichten. Ich kann unseren Altvorderen nur ganz großen Respekt und Dankeschön sagen, dass sie hier das Gruppenklärwerk zukunftsweisend ins Leben gerufen haben.“

Von der kritischen Lage vor dem Bau des Gruppenklärwerks, als Memminger Abwässer ungeklärt ins Illergries geleitet worden waren, und den Planungen über Landkreisgrenzen hinweg berichtete Altoberbürgermeister Dr. Johannes Bauer in seiner Festansprache. „Als ich im Herbst 1968 nach Memmingen kam, hatte ich kaum auf dem OB-Stuhl Platz genommen, als ich von staatlichen Behörden, Öffentlichkeit, Politik, Naturschützern, halt von allen, in die Mangel genommen wurde, dass dieser unerträgliche Zustand möglichst gestern beseitigt werden müsse und die bereits bestehende Idee eines Gruppenklärwerks für das Memminger Trockental endlich in die Tat umgesetzt werden müsse.“ 1969 begannen die Planungen – und es wurde groß geplant. Der Bau dieser wichtigen Infrastruktureinrichtung sei eine wichtige Voraussetzung für weiteres Wachstum in der Region gewesen, betonte Altoberbürgermeister Dr. Bauer.

Memmingen: 50 Jahre Gruppenklärwerk Memmingen
Amtsleiter Dietmar Hörberg präsentierte in einem launigen Sketch „moK³“, die mobile Kläranlage mit Kreislauffunktion, tatkräftig unterstützt durch Betriebsleiter Stefan Anwander hinter dem schwarzen Vorhang. © Alexandra Wehr

Das Gruppenklärwerk in Heimertingen sei ein tolles Beispiel für eine funktionierende interkommunale Zusammenarbeit, bekräftigte Yannic Brüning, Leiter des Wasserwirtschaftsamts Biberach. Die Anforderungen an die Abwasserbehandlung würden kontinuierlich steigen. „Es ist einfach toll zu sehen, wie das hier in einer modernen Anlage gut funktioniert.“

Die Entwicklung des Gruppenklärwerks in den vergangenen fünf Jahrzehnten – eine kontinuierliche Vergrößerung und Modernisierung, die Generalsanierung im Jahr 2010, die Sanierung der beiden Faultürme – erläuterte Dietmar Hörberg, Leiter Abfallwirtschaft und Abwasser der Stadt Memmingen. Viele Infos verpackten er und Stefan Anwander, Leiter des Gruppenklärwerks, in einen launigen Sketch und ein eigens zum Jubiläum erstelltes Video wurde präsentiert, das die Funktionsweise der Anlage und die Arbeit des Teams unterhaltsam und kurzweilig in Szene setzt. Der Film soll zukünftig auch bei Besuchen von Schulklassen gezeigt werden.

In den kommenden Jahren soll eine Freiflächen-Photovoltaikanlage auf dem Gelände errichtet werden. Die Planungen stellte Marcus Geske, Leiter der Stadtwerke Memmingen, vor. Bereits jetzt werden etwa zwei Drittel des Strombedarfs der Kläranlage durch die Verbrennung von in den Faultürmen produziertem Biogas in Blockheizkraftwerken selbst produziert Die Photovoltaikanlage soll einen Großteil des verbleibenden Strombedarfs decken.

50 Jahre Gruppenklärwerk Memmingen: Großes Interesse am Tag der offenen Tür

Die Funktionsweise des Gruppenklärwerks lernten rund 3.000 Besucherinnen und Besucher beim Tag der offenen Tür am Sonntag, 22. September 2024, kennen. Durchschnittlich verbraucht bei uns jeder Mensch am Tag rund 125 Liter Wasser. Zudem fließt auch Niederschlagswasser in die Kläranlage. An Tagen ohne Regen fließen pro Sekunde rund 250 Liter Wasser zum Gruppenklärwerk, an Regentagen deutlich mehr. Zur Reinigung durchläuft das Wasser drei Stufen: Es wird in mechanischen, biologischen und chemischen Verfahren gereinigt. Nach etwa 33 Stunden fließt das gereinigte Wasser zurück in den Naturkreislauf in den Illerkanal. Aktuell laufen Planungen für die Einführung einer vierten Reinigungsstufe für Mikroschadstoffe, die europaweit bis 2045 umgesetzt werden muss.

mk

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