„Quälender Husten“: Experten warnen vor radikalem Infektions-Anstieg bei Keuchhusten

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In diesem Jahr gibt es in Deutschland so viele Keuchhusten-Fälle, wie seit zehn Jahren nicht. Das RKI empfiehlt eine Impfung.

Berlin – Wer an Keuchhusten leidet, hat oftmals krampfartige Hustenattacken, die bis zum Erbrechen führen können. Die Krankheit mit der Fachbezeichnung Pertussis breitete sich zuletzt in Deutschland und weltweit überdurchschnittlich stark aus. Wer als Risikoperson gilt und für wen die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert-Koch-Instituts (RKI) die Impfung empfiehlt.

Höchste Keuchhusten-Zahlen seit zehn Jahren: Teenager im Fokus

Derzeit gibt es in Deutschland laut RKI-Meldungen 22.500 laborbestätigte Fälle mit Angaben von Symptomen (Stand 21. November). Das ist der höchste Wert innerhalb von zehn Jahren. Zum Vergleich: Im Jahr 2023 waren lediglich 3.430 Fälle registriert. „Es gibt natürliche Schwankungen und es kommt alle paar Jahre zu einer stärkeren Saison“, kommentierte der Direktor der Infektiologie der Berliner Charité, Leif Erik Sander, die Entwicklung gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa). „Dieses Jahr liegt aber deutlich außerhalb der normalen Schwankungen“, so Sander weiter. 

rki Eine Keuchhusten-Infektion führt zu Hustenattacken, die über Wochen bleiben.
Eine Keuchhusten-Infektion führt zu Hustenattacken, die über Wochen bleiben. © IMAGO/Josep SuriaI / Westend61

Auch in den USA wurden Daten der Gesundheitsbehörde CDC zufolge bis zum 10. November bereits rund 23.500 Fälle gemeldet – und damit fünfmal so viele, wie im Vorjahreszeitraum. Vergleichbar mit der Pandemie sei dies nicht, dennoch würden Atemwegsinfekte wie Keuchhusten in Deutschland Kinderarztpraxen und Kinderkliniken belasten, meint der Charité-Experte weiter. Denn besonders Teenager zwischen zwölf und 16 Jahren seien betroffen. „Viele hatten anhaltend quälenden Husten“, berichtet auch Tanja Brunnert, Sprecherin des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzt*innen, der dpa.

„Unterschätzte Erkrankung“: Das sind die Symptome von Keuchhusten

In der Regel mache der Erreger zwar nicht schwer krank, erklärte Leif Erik Sander von der Berliner Charité weiter. Dennoch sollte man die Krankheit nicht auf die leichte Schulter nehmen, meint der Experte: „Es ist eine unterschätzte Erkrankung.“ Denn die Symptome sind teils heftig. Der Krankheitsverlauf teilt sich laut RKI in drei Phasen: Zu Beginn der Erkrankung haben Betroffene erkältungsähnliche Krankheitsanzeichen wie Schnupfen, leichten Husten, kein oder nur mäßiges Fieber.

Nach der akuten Infektion kann in der zweiten Phase ein hartnäckiger Reizhusten einsetzen, der vier bis sechs Wochen andauern kann. „Die Husten­attacken gehen häufig mit Hervorwürgen von zähem Schleim und anschließendem Erbrechen einher. Die Attacken können sehr zahlreich sein und treten bei manchen Patienten gehäuft nachts auf“, so das RKI. An Keuchhusten Erkrankte finden daher oftmals keine erholsame Nachtruhe. Etwa sechs bis zehn Wochen nach der Infektion klingen die Hustenanfälle meist wieder langsam ab.

Einer Keuchhusten-Infektion vorbeugen: Für wen eine Impfung sinnvoll ist

In Deutschland wird empfohlen, Neugeborene im Alter von zwei, vier und elf Monaten impfen zu lassen. Die Impfung schütze sehr gut vor komplizierten Verläufen, eine Infektion könne man aber nicht immer verhindern, erklärte die Kinderärztin Brunnert der dpa. Es wird geraten, den Impfschutz im Alter von 5 bis 6 Jahren sowie zwischen 9 und 17 Jahren aufzufrischen. Es ist ein Kombinations-Impfstoff verfügbar, der gleichzeitig gegen Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten, Kinderlähmung, Hib und Hepatitis B wirkt. Eine Auffrischungsimpfung ist laut Experten auch für Erwachsene empfehlenswert. Die STIKO rät insbesondere Schwangeren zur Impfung, die so auch ihr Neugeborenes schützen können (dpa/bme).

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