„Staatsversagen“ bei der Grundsteuer: So viel mehr Geld sollen Millionen Menschen 2025 zahlen

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Im neuen Jahr greift die Grundsteuerreform, die seit Jahren in Arbeit ist. Viele Hausbesitzer werden tiefer in die Tasche greifen müssen, warnt ein Verband.

Berlin – Die neue Grundsteuer greift ab 2025, doch die meisten Hausbesitzer tappen noch im Dunkeln. Die Hebesätze, die die finale Berechnung der Steuer für Hausbesitzer festlegt, sind in den meisten Fällen noch nicht verschickt worden. „Die Kommunen werden voraussichtlich ab Herbst 2024 die ab 2025 anzuwendenden Hebesätze beschließen. Sobald dies erfolgt ist, erhalten Sie den neuen Grundsteuerbescheid von Ihrer Kommune“, heißt es aus dem zuständigen Finanzministerium. In einigen Bundesländern – wie Hessen und Nordrhein-Westfalen – werden die Bescheide jedoch erst im neuen Jahr versendet. Das sorgt für Unmut.

Eigentümerverband spricht bei der Grundsteuer von „Staatsversagen“

Kritik kommt vom Eigentümerverband Haus & Grund. „Rund 90 Prozent der Haushalte wissen noch nicht, wie viel Grundsteuer sie im nächsten Jahr zahlen müssen“, sagte Verbandspräsident Karl Warnecke der Bild am Sonntag (BamS). „Das ist absurd und echtes Staatsversagen, schließlich hatte der Staat fast sechs Jahre Zeit für die Reform.“

Warnecke warnte erneut, dass Millionen Haushalte mit deutlich höheren Kosten rechnen müssen. „Angesichts der leeren Kassen in vielen Kommunen wird Wohnen in jedem Fall für Millionen Bundesbürger teurer werden“, sagte er der Zeitung. „Nach ersten Berechnungen kann die Zusatzbelastung sogar bei mehr als 1000 Euro im Jahr liegen.“

Neue Grundsteuer: So viel mehr zahlen Eigentümer ab 2025

Die Kommunen legen den Grundsteuer-Hebesatz fest, die Prozentzahl dient dazu, die endgültige Höhe der Grundsteuer je Eigentümer zu ermitteln. Die Einnahmen aus der Steuer gehen an die Kommunen. Folgende Berechnungen hat Haus & Grund gegenüber der BamS genannt:

  • Einfamilienhaus im Berliner Stadtteil Karlshorst: Statt aktuell 242,24 Euro zahlen Eigentümer 784,30 Euro Grundsteuer
  • Einfamilienhaus in Bremen: Statt 154,55 Euro nun 765,86 Euro
  • Mehrfamilienhaus in der Berliner Innenstadt: Statt 1652,44 Euro jetzt 3195,06 Euro

Ehepaar in Stuttgart zahlt 14-fache Grundsteuer: „Das grenzt an Enteignung“

Diese Zahlen sind auch nichts Neues. Vor wenigen Wochen berichtete der Spiegel von einem Rentnerehepaar aus Stuttgart, das statt 195 Euro auf einmal 2.875 Euro Grundsteuer entrichten soll. „Das ist mehr als das 14-Fache. Das grenzt an Enteignung“, kommentierte der Rentner. Eine Obstwiese auf der Rügener Halbinsel Mönchgut darf statt einem Euro pro Quadratmeter künftig 220 Euro pro Quadratmeter zahlen. Solche Fälle würden „der Akzeptanz der ganzen Reform“ schaden, sagte der Eigentümer – ein Steuerberater.

Ein Zweifamilienhaus soll im Nürnberger Land eine Asylunterkunft werden.
Ab 2025 gilt eine Grundsteuerreform. (Symbolbild) © IMAGO/imagebroker

Die Finanzämter müssen die Grundsteuer für insgesamt rund 36 Millionen Immobilien neu berechnen. Die Reform war wegen eines Urteils des Bundesverfassungsgerichts nötig geworden, es hatte das bisherige Bewertungssystem 2018 für verfassungswidrig erklärt, weil gleichartige Grundstücke unterschiedlich behandelt würden. Die neue Grundsteuer wird ab 1. Januar 2025 fällig.

Zu zahlen ist die Grundsteuer in der Regel vierteljährlich, Stichtage sind der 15. Februar, der 15. Mai, der 15. August und der 15. November. Das Portal der Stadt München nennt aber auch die Möglichkeit, die komplette Summe auf einen Schlag zu bezahlen. Dafür muss ein Antrag auf Jahreszahlung für das kommende Jahr bis zum 30. September gestellt werden, Zahltag ist dann der 1. Juli.

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