Ecstasy-Sorte überrollt Sachsen - Eileen (17) stirbt nach „Shiba“-Überdosis - ihr Freund steht Montag vor Gericht
Es ist eine bunte Pille mit dem lustigen Namen Shiba (benannt nach der Hunderasse Shiba Inu), die aufputscht und euphorisch macht. Doch sie ist auch sehr gefährlich – lebensgefährlich.
Erstmals muss sich im Zusammenhang mit dieser Art von Ecstasy und einem verstorbenen Menschen ein junger Mann in Deutschland vor einem Jugendschöffengericht verantworten. Elias P. wird unterlassene Hilfeleistung vorgeworfen. Seine Freundin Eileen (17) stirbt nach einem gemeinsamen Shiba-Konsum. Das Amtsgericht Plauen soll am Montag über den jungen Mann richten.
„Finger weg von der Pille mit dem Hundekopf!“, warnten die Behörden bereits im Sommer 2023. Deutschlandweit sei die neue Party-Droge bereits auf mehreren Open-Air-Festivals aufgetaucht: die sogenannte „Shiba“-Tablette.
Konsum ist laut Polizei hochgefährlich
Die hellen oder auch bunten Pillen sollen aussehen wie ein kleines, niedliches Shiba-Inu-Hündchen mit spitzen Ohren. Auf der Rückseite ist die Aufschrift „Shiba“ zu erkennen. Der Konsum ist laut Polizei hochgefährlich.
Im Sommer 2023 soll Shiba auch in die Hände des Schülers Elias aus Plauen gefallen sein. Ob Elias in Eileen (17) verliebt, ob er mit ihr zusammenkommen wollte, oder ob er sich dahingehend Hoffnung machte, ist noch unklar. Klar ist aber: Er lud das Mädchen am 22. Juli 2023 zu sich ein.
„Meine Tochter war ein wunderbares Mädchen“, sagt Eileens Mutter Diana (45) in einem exklusiven Interview mit FOCUS online. „Nachdem meine Tochter zweimal wegen einer Sprachbarriere die Klasse wiederholen musste, entwickelte sie sich zu einer Musterschülerin, ging auf eine Privatschule und erreichte einen Notendurchschnitt von 1,9“, berichtet die stolze Mutter.
Mit Drogen, sagt die Mama heute, habe sie nie etwas zu tun gehabt. „Sie hat wohl mal was probiert, aber sie war auf keinen Fall drogenabhängig.“
Eileen hatte „mehrfach tödliche Dosis“ im Körper
Warum nahm Eileen an diesem tragischen Sommerabend zusammen mit Elias Drogen? Diese Fragen treiben Mutter Diana bis heute um.
Und: „Es waren laut gerichtsmedizinischem Gutachten eine große Anzahl von Pillen“, sagt Eileens Mutter. Laut toxikologischem Gutachten war im Körper der 17-Jährigen eine sehr hohe Menge Methylendioxymethylamphetamin nachgewiesen worden. Laut Polizei handelt es sich um „eine mehrfach tödliche Dosis“.
Methylendioxymethylamphetamin, kurz MDMA, ist der Hauptwirkstoff von Ecstasy. Die Pillen putschen auf, sorgen für eine erhöhte Sinnesempfindlichkeit, führen zu Euphorie und haben eine bewusstseinsverändernde Wirkung. Der Schwarzmarkt bietet dutzende Sorten der Droge in verschiedenen Formen und Farben an.
Eileen und Elias müssen sich einen Cocktail zubereitet haben. Ob Elias, der am 21. November dieses Jahres 20 geworden ist, auch Drogen nahm, ist der Redaktion nicht bekannt.
Eileens Mutter, die als Maschinenbedienerin arbeitet, weiß heute, dass die ausgelassene Drogenstimmung mitten in der Nacht plötzlich kippte: „Eileen kollabierte gegen 1:30 Uhr nachts plötzlich. Sie war nicht mehr ansprechbar.“
Elias soll die Nerven verloren haben
Laut Diana T. soll Elias die Nerven verloren haben. Statt sofort einen Notarzt zu rufen, entschied sich der Junge, mit dem Handy wahllos Freunde anzurufen. Diana sagt: „Elias rief zuerst seine Schulkameradin Maxi und deren Freund per Videotelefonie an. Er zeigte den beiden meine am Boden kauernde Tochter. Beide machten ihm deutlich, er müsse sofort einen Rettungswagen anrufen. Doch dies tat er nicht.“
Nach dem Videotelefonat soll Elias zwei weitere Freundinnen, Laura und Kelly angerufen haben – diesmal über die normale Audio-Leitung seines Handys. Auch diese Freundinnen mahnten ihn an, sofort einen Arzt zu rufen.
Letztlich, so Mutter Diana zu FOCUS online, vergingen drei Stunden, bis dann endlich die beiden Freundinnen Eileens, die mit Elias telefoniert hatten, gegen 4 Uhr einen Rettungswagen verständigten. Im Krankenhaus wurde eine Stunde versucht, Eileens Leben zu retten, doch sie verstarb.
Elias will ein Geständnis ablegen
Am Montag, dem 25. November 2024, muss sich Elias, der eine Ausbildung als Sozialassistent macht, vor dem Amtsgericht Plauen wegen unterlassener Hilfeleistung verantworten. Angeblich, so ergaben unsere Recherchen, wolle er ein Geständnis ablegen.
Diana Enzinger, 45, ist Rechtsanwältin seit 2009 und seit 2012 auf das Opferstrafrecht spezialisiert. Sie vertritt Eileens Mutter bei der Nebenklage. Sie sagt: „Bereits während der Ermittlungen konnte ich meine Mandantin mit der gebotenen Sensibilität aktiv auf die behördlichen Maßnahmen einstimmen und sie auf die herausfordernde emotionale Situation in der Gerichtsverhandlung vorbereiten.“
Als Opferanwältin vertritt Diana Enzinger Geschädigte von schweren Straftaten, oder wie in diesem Fall, Angehörige von getöteten Geschädigten. In dieser Zeit muss die geschädigte Person bzw. Angehörige von getöteten Geschädigten durch einen Opferanwalt fachlich beraten, aber auch emotional unterstützt werden. Denn es ist verständlich, dass Betroffene mit Unsicherheiten und Ängsten zu kämpfen haben.