Ernüchternde Umfrage: Deutsche Manager haben kein Vertrauen in die Ampel - und machen Vorschläge

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Für die Ampel-Koalition könnte es gerade kaum schlechter laufen. Die Haushaltskrise beschäftigt die Regierung nun seit fast drei Wochen. In der Wirtschaft ist das Vertrauen derweil verloren.

Berlin – Ob bis Ende des Jahres noch ein Haushaltsentwurf für 2024 stehen könnte, ist Anfang Dezember noch völlig offen. Seit Tagen beraten Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Finanzminister Christian Lindner (FDP) über Lösungen für das 17-Milliarden-Euro-große Haushaltsloch, das ihre Regierung gerade in den Abgrund zu ziehen versucht.

Dass in der Bevölkerung das Vertrauen in die Regierung nur so dahinschmilzt, zeigen Umfragewerte immer wieder. Jetzt wurde aber auch noch eine Umfrage unter der Wirtschaftselite durchgeführt, die ein düsteres Bild zeichnet.

Umfrage zu Scholz, Habeck und Lindner: Schock-Werte für alle drei

Die Umfrage wurde vom Meinungsforschungsinstitut Civey für die Wirtschaftswoche durchgeführt. Befragt wurden Unternehmensführer und Führungspersonen in deutschen Unternehmen, die mindestens zehn Mitarbeitende oder mehr haben. Demnach haben die drei Ampel-Spitzen Scholz, Habeck und Lindner alle nachhaltig das Vertrauen der Wirtschaftselite verloren. Nachhaltig deshalb, weil die Umfragewerte der drei Politiker seit Herbst 2022 ziemlich konstant auf einem negativen Niveau verharren.

Am schlechtesten schneidet aktuell der Bundeskanzler ab: 72 Prozent der befragten Führungspersonen stellten Olaf Scholz im Dezember 2023 ein negatives Zeugnis aus. Das ist aber nicht der schlechteste Wert des Kanzlers in den vergangenen Wochen und Monaten: Im Juli 2023 waren sogar 80 Prozent der Manager schlecht auf den Kanzler zu sprechen. Seinen besten Wert bekam Scholz im März 2022, also kurz nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs, als 32 Prozent den Kanzler positiv bewerteten. Seitdem ging es für ihn stetig bergab.

Wie steht es aber um die anderen beiden Partei-Spitzen? Vize-Kanzler Robert Habeck musste im vergangenen Jahr am stärksten einbüßen. Im Mai und Juni 2022 erreichte er seine Bestwerte: Damals hielten ihn 44 Prozent der befragten Manager für einen guten Wirtschaftsminister. Heute teilen nur noch 24 Prozent der Befragten diese Meinung. 69 Prozent der Führungskräfte stellen Habeck aktuell ein schlechtes Zeugnis aus.

Habeck, Scholz und Lindner (l-r) bei einer Pressekonferenz in Berlin
Habeck, Scholz und Lindner (l-r) bei einer Pressekonferenz in Berlin (Archiv) © ODD ANDERSEN/AFP

Nur wenig besser steht Finanzminister Lindner da. Seinen Höchstwert erreichte er zwar in diesem Jahr, im Mai 2023, als ihn 34 Prozent der Manager gut bewerteten. Heute liegt er gleichauf mit Habeck bei 24 Prozent. 60 Prozent der Wirtschaftselite geben ihm eine schlechte Bewertung.

Vorschläge aus der Wirtschaft: Wie soll die Ampel das Milliardenloch stopfen?

Die Meinungsforscher haben für die Wirtschaftswoche aber nicht nur die Meinung zur Arbeit der Minister und des Kanzlers abgefragt, sondern auch deren Meinung zum weiteren Vorgehen der Regierung. So wollten sie von den Managern wissen, ob die Ampel ihrer Meinung nach lieber sparen, Steuern erhöhen oder die Schuldenbremse aussetzen sollte. Folgendes Ergebnis kam dabei raus:

  1. Subventionen wie Dienstwagenprivileg kürzen: 60 Prozent
  2. Ausgaben für den Klimaschutz kürzen: 53 Prozent
  3. Sozialausgaben kürzen: 52 Prozent
  4. Schuldenbremse aufheben: 26 Prozent
  5. Andere Maßnahmen ergreifen (nicht präzisiert): 21 Prozent
  6. Verteidigungsausgaben kürzen: 18 Prozent
  7. Einnahmen erhöhen, z. B. durch höheren CO₂-Preis: 18 Prozent
  8. Steuern erhöhen: 11 Prozent

Daraus lässt sich gut erkennen, dass auch die deutschen Manager kaum zu einem Konsens kommen, wie jetzt gehandelt werden sollte. Lediglich beim Thema Steuererhöhungen - wenig überraschend - sind sie sich einig, dass es das nicht geben sollte. Bei fast allen anderen Punkten – Klimaschutz, Sozialausgaben, Schuldenbremse – zeigen die Führungskräfte anschaulich, warum sich auch die Politik schwertut. Egal, wofür sie sich entscheiden, es wird immer eine lautstarke Gegenmeinung geben.

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