Kundgebung in Denklingen: Hartmann gerät ins Kreuzfeuer

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Skeptische Gesichter: Ludwig Hartmann (r.) bei der BDM-Kundgebung in Denklingen © Jais

Denklingen - Von harten Attacken gegen die Grünen, aber auch gegen die Politik der Bundesregierung war eine Kundgebung des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter (BDM) in Denklingen geprägt, zu der rund 200 Teilnehmer ins Vereine­zentrum kamen. „Wir fahren das ganze Land mit offenen Augen an die Wand“, empörte sich ein Redner.

Kritik von vielen Seiten musste sich der Vorsitzende der Grünen Landtagsfraktion Ludwig Hartmann anhören. Die Rede des aus Landsberg stammenden stellvertretenden Landtagspräsidenten wurde mehrfach durch Zwischenrufe unterbrochen. In der Diskussion ließen mehrere Redner ihrem Unmut über die Ampel-Koalition in Berlin freien Lauf.

Bund, Länder und Kommunen in Deutschland hätten zusammen 950 Milliarden Euro Steuereinnahmen; da sei es an der Zeit für eine gerechte Verteilung, rief Markus Wagner. Er kommt von einem Bauernhof, ist jetzt Lehrer an der Berufsoberschule Weilheim und in der Bayernpartei. Es gehe nicht nur um die Landwirte, sondern um viele Berufe. Der Staat unterstütze die Entwicklungshilfe, fördere Radwege in Ruanda – „und im Landkreis Weilheim-Schongau kann man sich die Gesundheitsversorgung nicht mehr leisten“. 50 Milliarden Euro würden für die Migration ausgegeben und bei den Bauern wolle die Regierung die Zuschüsse zum Agrardiesel kappen. Außerdem werde in Deutschland, seit die Grünen mitregierten, soviel Kohlendioxid ausgestoßen „wie nie zuvor“. Eine Kleinbäuerin, die in der Pflege arbeitet, fragte angesichts hoher Heimkosten für stationäre Pflege sowie niederer Renten: „Wo ist da der Sozialstaat?“

Faire Rahmenbedingungen

Thema war auch der „Bauern-Soli“, den Verbraucher für Erzeugnisse heimischer Landwirte zahlen sollen. „Das ist dreist“, empörte sich ein Redner. „Wir brauchen ein stimmiges Gesamtpaket“, forderte BDM-Landesvorsitzender Johann Leis, selbst Landwirt aus Uffing. Jedes Jahr würden knapp fünf Prozent der Milchviehhalter aufhören. Entscheidend seien faire Rahmenbedingungen und Erzeugerpreise.

Zwei bis drei Cent mehr beim Milchpreis seien besser als die Subvention beim Agrardiesel, sagte Ludwig Hartmann. Wertvoll seien in der Vermarktung „regionale Handelsstrukturen“. Damit diese aufgebaut werden, sollte beispielsweise im Landkreis eine Fachkraft eingestellt werden. Kritisch sieht der grüne Landespolitiker die Bürokratie mit den Mehrfachanträgen in der Landwirtschaft. Er wünsche sich stattdessen, dass Öko-Maßnahmen der Landwirtschaft vergütet werden. Zudem bedauere er, dass es inzwischen Mieter in München gebe, die sich aufgrund der hohen Mietkosten teure Lebensmittel nicht mehr leisten könnten.

Flächenverbrauch zu hoch

Hartmann kritisierte den Flächenfraß in Bayern, der auch im Landkreis ausgeprägt sei. Die Grünen hätten den Antrag gestellt, den Flächenverbrauch in Bayern (aktuell mehr als zehn Hektar am Tag) zu halbieren. Dem hielt ein Landwirt entgegen, da sei es kontraproduktiv, wenn die Grünen vier Prozent der Ackerfläche aus ökologischen Gründen aus der Bewirtschaftung herausnehmen sollen.

Hermann Dempfle aus Rott – bis Ende 2023 Sprecher beim BDM-Team Landsberg, abgelöst wurde er von Martin Schuster (35) aus Leeder – konstatierte „30 Jahre falsche Agrarpolitik“. Die Kundgebung, die Dempfle moderierte, schloss der Bayernpartei-Kreisrat ungewohnt früh bereits um halb zehn Uhr abends. Bei den Emotionen, die da hochgekocht seien – einige Teilnehmer hatten sich schon während Hartmanns Rede schimpfend auf den Heimweg gemacht – würde ein Ausdehnen der Diskussionsrunde nichts mehr bringen.

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