Boris Forstner, Redaktionsleiter von Weilheimer Tagblatt, Schongauer Nachrichten und Penzberger Merkur, zum Ergebnis der Bundestagswahl im Wahlkreis Weilheim:
Eigentlich steht erst im Laufe des heutigen Montags fest, wer wirklich in den Bundestag einzieht – dank der Wahlreform müssen sogar Politiker, die ihren Wahlkreis gewonnen haben, bangen, wenn ihre Partei nicht genug Zweitstimmen geholt hat. Dass Alexander Dobrindt bei seinem Wahlergebnis von über 45 Prozent auf solche unnötigen Vorsichtigkeiten verzichtet, ist wohltuend. Auch im siebten Anlauf hat er den Wahlkreis Weilheim überdeutlich gewonnen, doch wahr ist auch, dass es sein bisher zweitschlechtestes Ergebnis eingefahren hat. Doch angesichts einer starken AfD und der zunehmenden Parteien-Zersplitterung sind Ergebnisse jenseits der 50 Prozent einfach nicht mehr realistisch.
In anderen Teilen Deutschlands würde sich die CDU überschlagen vor Freude, wenn sie nur ansatzweise an die Zahlen der CSU herankommen würde. Denn nüchtern betrachtet sind die etwas mehr als 28 Prozent, die die Union bundesweit geholt hat, nicht wirklich das, was sich Friedrich Merz & Co. erhofft hatten. Die CSU wird mit Rückenwind in den Bundestag einziehen und kann auch in Koalitionsverhandlungen ihren Erfolg in die Waagschale legen. Da wird Dobrindt als wiedergewählter Landesgruppenchef dabei sein – und vielleicht über einen neuen Posten verhandeln. Denn wenn er ein Ministeeramt will, bekommt er es auch, das dürfte klar sein.
Ansonsten sind die Ergebnisse im Wahlkreis Weilheim erwartbar gewesen. Die AfD als zweiter Sieger, die ihren (2021 allerdings sehr mageren) Stimmenanteil von 7,9 Prozent mehr als verdoppelt hat, die Ampelparteien SPD, Grüne und FDP mit mehr bzw. weniger Verlusten – damit war zu rechnen. Die einzige Überraschung ist die Wiederauferstehung der Linken, die auch im Landkreis schon in der Versenkung verschwunden schienen, jetzt aber FDP und Freie Wähler hinter sich gelassen haben – und das BSW, was so nicht wirklich zu erwarten war.
Wichtig wäre jetzt, dass schnell eine stabile Regierung zustande kommt. Doch dahinter steht ein großes Fragezeichen.
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