Krieg im Nahen Osten - USA unterstützen Palästina mit 404 Millionen Dollar
Hamas antwortet auf amerikanischen Vorschlag für Gaza-Waffenruhe
Mittwoch, 12. Juni 2024, 07.02 Uhr: Elf Tage nach der Vorstellung eines Fahrplans zu einer dauerhaften Waffenruhe im Gazastreifen hat die islamistische Terrororganisation Hamas nach eigenen Angaben ihre Antwort auf den Vorschlag von US-Präsident Joe Biden übermittelt. Die Hamas und die kleinere militante Gruppe Palästinensischer Islamischer Dschihad bekundeten in einer gemeinsamen Erklärung an die katarischen und ägyptischen Vermittler am Dienstagabend zudem, sich „positiv zu verhalten„, um eine Einigung zur Beendigung des Kriegs zu erzielen.
Der genaue Inhalt ihrer Antwort blieb zunächst unklar. In der Erklärung hieß es lediglich, die Priorität für Hamas und Islamischen Dschihad bestehe darin, dass der Krieg im Gazastreifen vollständig beendet wird und sich Israels Armee komplett zurückzieht. “Wir haben die Antwort, die die Hamas an Katar und Ägypten übermittelt hat, erhalten“, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby. „Wir werten sie nun aus.“
Ende Mai hatte US-Präsident Joe Biden überraschend einen dreistufigen Plan für eine Waffenruhe im Gaza-Krieg vorgestellt. Der Plan sieht vor, dass eine vorübergehende Waffenruhe eingehalten und währenddessen eine bestimmte Gruppe israelischer Geiseln freigelassen wird. Im Gegenzug würden in Israel inhaftierte Palästinenser freikommen. In der nächsten Phase würden die Kämpfe dann dauerhaft eingestellt und die verbliebenen Geiseln freigelassen. In einer letzten Phase soll dem Entwurf zufolge der Wiederaufbau des Gazastreifens beginnen.
Den USA zufolge hat nur die Hamas dem Plan bislang nicht zugestimmt. Eine klare und öffentliche Zustimmung gibt es bislang aber auch von der israelischen Regierung nicht. Der UN-Sicherheitsrat hat sich inzwischen für den Vorschlag ausgesprochen und zuletzt eine entsprechende Resolution angenommen.
Hisbollah-Miliz: Hochrangiger Kommandant bei israelischem Angriff im Libanon getötet
Mitwoch, 12. Juni, 02.48 Uhr: Bei einem israelischen Angriff im Südlibanon ist nach Angaben der Hisbollah-Miliz am Dienstag ein hochrangiger Kommandant der vom Iran unterstützten radikalislamischen Gruppe getötet worden. Die Hisbollah benannte den Kommandanten als Sami Abdallah, genannt Abu Taleb. Aus libanesischen Militärkreisen verlautete, dass es sich bei dem Mann um das wichtigste seit Beginn des Gazakriegs getötete Hisbollah-Mitglied handele. Demnach traf der israelische Angriff einen etwa 15 Kilometer von der Grenze zu Israel entfernten Ort.
Sechs Tote bei israelischem Militäreinsatz bei Dschenin
23.52 Uhr: Bei einem israelischen Militäreinsatz bei Dschenin im Westjordanland sind nach palästinensischen Angaben mindestens sechs Menschen getötet worden. Dies teilte das Gesundheitsministerium in Ramallah am Dienstag mit. Nach Darstellung des israelischen Militärs führte eine Spezialeinheit eine Razzia im Ort Kafr Dan nördlich von Dschenin durch. Bewaffnete Palästinenser nahmen die Soldaten demnach unter Feuer, das die Truppen erwiderten. Bei dem Gefecht erhielten sie Unterstützung von einem Kampfhubschrauber.
Während des Einsatzes umstellten die Soldaten ein Gebäude, das nach Armee-Angaben von Terroristen in der Gegend genutzt wurde. In und rund um das Gebäude kam es demnach zum Schusswechsel. Dort fanden die Truppen zahlreiche Waffen und Sprengstoff. Dschenin und Umgebung gilt als Hochburg militanter Palästinenser. Die israelische Armee führt dort immer wieder Razzien durch.
Blinken: USA stocken Hilfe für Palästinenser um 404 Millionen Dollar auf
20.29 Uhr:US-Außenminister Antony Blinken hat zusätzliche US-Hilfen für die Palästinenser in Höhe von 404 Millionen Dollar (knapp 377 Millionen Euro) angekündigt. Bei einer Hilfskonferenz für den Gazastreifen in Jordanien forderte er am Dienstag andere Staaten auf, ebenfalls mehr zu geben.
„Einige haben ihre große Besorgnis über das Leid des palästinensischen Volks im Gazastreifen geäußert, darunter auch Länder, welche die Fähigkeit haben, viel zu geben und wenig oder nichts getan haben“, sagte er.
„Es ist Zeit für alle, mehr zu tun. Für diejenigen, die schon gegeben haben und großzügig waren, ist es Zeit, noch mehr zu tun“, fügte Blinken hinzu. Wofür genau die US-Hilfe verwendet werden soll, erklärte er nicht. Washington ist der größte Hilfsgeber für die Palästinenser weltweit.
Die humanitäre Lage im Gazastreifen ist nach acht Monaten Krieg katastrophal. Seit Beginn des Krieges im Oktober flossen US-Hilfsleistungen im Umfang von mehr als 670 Millionen Dollar für die Versorgung der Palästinenser im Gazastreifen, Westjordanland und in weiteren Gebieten in der Region. Das meiste Geld ging an das Welternährungsprogramm und private Hilfsorganisationen.
Die Hilfe für das UN-Palästinenserhilfswerk (UNRWA) war vom US-Kongress ausgesetzt worden, nachdem Israel UNRWA-Mitarbeiter beschuldigt hatte, am Angriff der radikalislamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober beteiligt gewesen zu sein. Blinken befindet sich noch bis Mittwoch im Nahen Osten. Nach seinem Besuch in Jordanien wollte er nach Katar weiter fliegen.
Drei Hisbollah-Mitglieder bei israelischen Angriffen getötet
Dienstag, 11. Juni, 06.15 Uhr: Bei israelischen Angriffen auf einen Tankwagen-Konvoi im Nordosten des Libanon sind nach Angaben aus Militärkreisen und einer Nichtregierungsorganisation am späten Montagabend drei Mitglieder der Hisbollah-Miliz getötet worden. „Drei Hisbollah-Mitglieder wurden von neun israelischen Raketenangriffen getötet, die auf einen Tankwagen-Konvoi und ein Gebäude zielten“, verlautete es aus Militärkreisen. Der Angriff habe sich in einem Dorf im Bezirk Hermel an der Grenze zu Syrien ereignet, es seien auch drei Menschen verletzt worden.
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte erklärte, es seien neben den Hisbollah-Mitgliedern zwei weitere Menschen gestorben. Es handele sich bei den Getöteten insgesamt um drei mit der Hisbollah zusammenarbeitende Syrer und zwei Libanesen, sagte der Chef der Nichtregierungsorganisation, Rami Abdel Rahman, der Nachrichtenagentur AFP. Demnach wurden fünf weitere Menschen verletzt, zwei werden noch vermisst.
„In der Nacht haben israelische Kampfjets einen Militärkomplex der Einheit 4400 der Hisbollah getroffen, die für die logistische Verstärkung (...) und den Waffenschmuggel in den und aus dem Libanon verantwortlich ist“, erklärte die israelische Armee. Demnach zielten die Angriffe auf zwei Örtlichkeiten im Sektor Baalbek. Auch beanspruchte das israelische Militär Angriffe auf den Süden des Libanon.
UN-Sicherheitsrat unterstützt Plan für Waffenruhe im Gazastreifen
21.47 Uhr: Der UN-Sicherheitsrat hat sich für einen von US-Präsident Joe Biden vorgestellten mehrstufigen Plan für eine Waffenruhe im Gaza-Krieg ausgesprochen. Eine entsprechende Resolution wurde vom mächtigsten Gremium der Vereinten Nationen am Montag in New York angenommen.
Neue Details über Geiselhaft von Israelin Noa Argamani veröffentlicht
Montag, 10. Juni, 16.25 Uhr: Nach ihrer Befreiung aus dem Gazastreifen durch die israelische Armee sind neue Details über die Geiselhaft der 26-jährigen Noa Argamani bekanntgeworden. Die israelische Nachrichtenseite ynet schrieb am Montag, die junge Frau sei nach ihrer Entführung vom Nova-Musikfestival am 7. Oktober in den Gazastreifen von Wohnung zu Wohnung gebracht worden. Am Samstag wurden sie und drei weitere Geiseln in einem dramatischen Militäreinsatz befreit. Laut Armee kam es dabei zu heftigen Gefechten mit bewaffneten Palästinensern. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden 274 Palästinenser getötet.
Argamani sei nach ihrer Entführung mit zwei männlichen Geiseln festgehalten worden, die später getötet wurden, berichtete die Nachrichtenseite. Bei einem gehe man davon aus, dass er bei einem israelischen Angriff ums Leben gekommen sei, der andere sei von den Kidnappern ermordet worden. Ihrer Familie erzählte Argamani laut ynet, sie habe gesehen, wie eine Rakete in das Haus eingeschlagen sei und dabei Angst um ihr Leben gehabt.
Den Berichten zufolge lernte Argamani während ihrer Zeit als Geisel gut Arabisch. Sie sei dadurch eine Art „Repräsentantin“ anderer weiblicher Geiseln geworden, mit denen sie vorübergehend zusammen festgehalten worden sei. Argamani, die nach israelischen Angaben aus einer Wohnung palästinensischer Zivilisten in dem Flüchtlingsviertel Nuseirat befreit wurde, musste demnach regelmäßig für die Familie kochen und Geschirr spülen.
Seit ihrer Befreiung nach 246 Tagen in Geiselhaft sei Argamani sehr intensiv an der Betreuung ihrer Mutter im Krankenhaus beteiligt, berichtete die Nachrichtenseite weiter. Die aus China stammende Frau hat Krebs im Endstadium. Sie hatte in den vergangenen Monaten immer wieder darum gebeten, ihre Tochter noch einmal sehen zu können. Am Sonntag sei Argamani zwei Stunden lang allein mit ihrer Mutter im Behandlungszimmer gewesen. Auch ihre Tanten seien inzwischen aus China angereist, um sie zu treffen.
Der Vater hatte berichtet, beim ersten Treffen am Samstag habe die Mutter wegen ihres angeschlagenen Zustands kaum auf ihre Tochter reagieren können. Sie hat einen Hirntumor vierten Grades. „Ich glaube, dass sie verstanden hat, dass Noa befreit worden ist“, sagte der Vater. „Sie konnte ihr einfach nicht sagen, was sie ihr acht Monate lang sagen wollte.“
Gantz verlässt Israels Regierung
19.48 Uhr: Wegen Meinungsverschiedenheiten über die Zukunft des Gazastreifens verlässt Minister Benny Gantz die in Israel nach dem Terrorangriff der islamistischen Hamas vom 7. Oktober gebildete Notstandsregierung. Gantz verkündete den Schritt am Sonntagabend vor Journalisten.
Türkei verurteilt Geisel-Einsatz in Gaza als „barbarischen Angriff“ und „Kriegsverbrechen“
Sonntag, 09. Juni, 15.16 Uhr: Die Türkei hat den Einsatz zur Befreiung von Geiseln im Gazastreifen als „barbarischen Angriff“ verurteilt und Israel Kriegsverbrechen vorgeworfen. „Mit diesem jüngsten barbarischen Angriff hat Israel der Liste der Kriegsverbrechen ein weiteres hinzugefügt“, erklärte das Außenministerium in Ankara am Sonntag, ohne die Geiselbefreiung zu erwähnen.
Israels Militär hatte am Samstag im Zentrum des Gazastreifens vier aus Israel entführte Menschen aus einer acht Monate langen Geiselhaft befreit. Nach Angaben einer Behörde der islamistischen Hamas wurden 274 Palästinenser getötet. In Nuseirat seien zudem rund 700 Menschen verletzt worden. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde sowie medizinische Kreise im Gazastreifen hatten zuvor von 55 Toten gesprochen. Israels Armee-Sprecher Daniel Hagari wiederum sprach von weniger als 100 Todesopfern.
Noa Argamani kommt am Geburtstag ihres Vaters frei
18.54 Uhr: Eine der vier befreiten Geiseln (siehe 12.48 Uhr) ist Noa Argamani. Die 26-Jährige war im Oktober 2023 beim Nova-Musikfestival entführt und auf einem Motorrad nach Gaza verschleppt worden. Das Foto der Entführung hatte die Welt bewegt. Nun ist die junge Frau genau am Geburtstag ihres Vaters wieder frei. „Ich bin so glücklich, dass ich hier bin. Danke für alles. Danke für diesen Moment", sagte Argamani nach ihrer Befreiung.