Krieg im Nahen Osten - Bericht: Armee vermutete Terrorist in Gaza-Hilfskonvoi
Bei einem israelischen Luftangriff sind sieben internationale Helfer der US-Organisation World Central Kitchen ums Leben gekommen. Israels Ministerpräsident hat eingeräumt, dass das israelische Militär verantwortlich ist. Alle Entwicklungen hier im Newsticker.
Angreifer verletzt vier Polizisten in Israel
Mittwoch, 3. April, 07.14 Uhr: Bei einem Angriff auf einen Kontrollpunkt der Polizei in Israel sind vier Polizisten verletzt worden. Nach Polizeiangaben vom Mittwoch raste ein Angreifer mit einem Auto in den Kontrollpunkt in der Stadt Koschav Jair nahe der Grenze zum Westjordanland und griff die Beamten anschließend mit einem Messer an. Der 26-jährige Angreifer wurde demnach von den Polizisten getötet.
Bericht: Armee vermutete Terrorist in Gaza-Hilfskonvoi
18.50 Uhr: Der tödliche Angriff der israelischen Armee auf internationale Mitarbeitende der Hilfsorganisation World Central Kitchen (WCK) im Gazastreifen geht einem Bericht zufolge auf einen Terrorverdacht zurück. Die Streitkräfte hätten den Hilfskonvoi am Montagabend wegen der Vermutung attackiert, ein Terrorist sei mit ihm unterwegs gewesen, berichtete die israelische Zeitung „Haaretz“ am Dienstag unter Berufung auf nicht näher genannte Verteidigungsbeamte.
Eine Einheit, die für die Sicherheit der vom Konvoi befahrenen Straße verantwortlich ist, hatte demnach zuvor einen bewaffneten Mann auf einem Lastwagen identifiziert. Der von Fahrzeugen des WCK eskortierte Lastwagen sei dann in eine Lagerhalle gefahren. Wenige Minuten später hätten die drei Fahrzeuge der Hilfsorganisation die Lagerhalle wieder verlassen - jedoch ohne den Lastwagen, auf dem sich der Bewaffnete befunden haben soll.
Eine israelische Drohne habe schließlich nacheinander drei Raketen auf den Konvoi gefeuert. Einige Helfer seien aus dem zuerst angegriffenen Wagen in eines der beiden anderen Fahrzeuge geflüchtet, hieß es weiter. Wenige Sekunden später wurde dem Bericht zufolge dann auch dieses getroffen. Die Überlebenden hätten die Verwundeten dann zum dritten Wagen gebracht, das schließlich ebenfalls angegriffen worden sei. Sieben Menschen starben. Die Angaben ließen sich zunächst allesamt nicht unabhängig überprüfen.
Die Zugehörigkeit der Wagen zur Hilfsorganisation war Angaben von WCK auf dem Dach und an den Seiten der drei Fahrzeuge deutlich zu erkennen gewesen. Sie seien zudem auf einer vorab von der Armee genehmigten Straße unterwegs gewesen.
Netanjahu räumt ein: Israelisches Militär für tödlichen Angriff auf internationale Helfer verantwortlich
14.09 Uhr: Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat eingeräumt, dass das israelische Militär für den tödlichen Angriff auf die Mitarbeiter der US-Hilfsorganisation World Central Kitchen im Gazastreifen verantwortlich ist.
Es sei ein „tragischer Vorfall“ und ein „unbeabsichtigter Angriff unserer Streitkräfte auf unschuldige Menschen im Gazastreifen“. Man werde „alles tun, damit sich so etwas nicht wiederholt“, so Netanjahu.
Sieben Mitglieder tot: World Central Kitchen stellt Arbeit im Gazastreifen ein
08.20 Uhr: Die US-Hilfsorganisation World Central Kitchen (WCK) hat angekündigt, ihre Arbeit im Gazastreifen vorerst einzustellen, nachdem mehrere ihrer Mitarbeiter bei einem israelischen Angriff in dem Palästinensergebiet getötet worden sind. WCK werde „unsere Aktivitäten in der Region aussetzen“, erklärte die Organisation am Dienstag. Bei dem Angriff der israelischen Armee seien „sieben Mitglieder unserer Mannschaft getötet worden“, hieß es weiter.
WCK erklärte, die israelischen Streitkräfte hätten „trotz Absprachen“ einen Konvoi getroffen, „als er das Lager in Deir al-Balah verließ“. Das Team habe dort 100 Tonnen Nothilfe abgeladen, die auf dem Seeweg geliefert worden seien.
Die Opfer stammten demnach aus Australien, Polen, Großbritannien. Zu ihnen zählten auch eine Person mit doppelter Staatsangehörigkeit aus den USA und Kanada sowie Palästinenser.
WCK ist seit dem Beginn des Kriegs zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen an der Verteilung von Hilfsgütern in dem Palästinensergebiet beteiligt. Sie ist eine von zwei Hilfsorganisationen, die Hilfsgüter von Zypern aus per Schiff in den Gazastreifen liefern, und war dort auch am Bau eines provisorischen Anlegers beteiligt.
Internationale Helfer von World Central Kitchen bei israelischem Luftangriff getötet
05.20 Uhr: Bei einem mutmaßlich israelischen Luftangriff im Gazastreifen sind palästinensischen Medienberichten zufolge fünf Mitarbeiter der Hilfsorganisation World Central Kitchen getötet worden. Unter den Opfern des Angriffs auf ein Fahrzeug südlich von Dair al-Balah im Zentrum des abgeriegelten Küstenstreifens befänden sich demnach vier ausländische Staatsangehörige aus Polen, Australien, Irland und Großbritannien sowie ihr palästinensischer Fahrer, berichtete die „Times of Israel". Die israelische Armee schrieb dazu in der Nacht zum Dienstag auf Telegram, das Militär führe “eine gründliche Untersuchung auf höchster Ebene durch, um die Umstände dieses tragischen Vorfalls zu verstehen“.
World Central Kitchen betreibt im Gazastreifen zusammen mit örtlichen Partnern Gemeinschaftsküchen, die Mahlzeiten für die palästinensische Bevölkerung zubereiten. Seit Beginn des Gaza-Kriegs im Oktober vergangenen Jahres stellte sie Millionen an Mahlzeiten zur Verfügung. Derzeit beteiligt sich die Organisation auch an Hilfslieferungen, die seit März von Zypern aus über das Meer in das Kriegsgebiet gelangen. Sie hat dabei auch die Verteilung der Hilfsgüter vor Ort übernommen. Foto- und Videoaufnahmen, die in der Nacht in sozialen Medien kursierten, sollen die getöteten Mitarbeiter von World Central Kitchen zeigen. Zu sehen seien ihre Leichen in Schutzwesten und ihre blutverschmierten Pässe.
Japan will Zahlung an UN-Palästinenserhilfswerk wieder aufnehmen
04.30 Uhr: Die japanische Regierung will das UN-Palästinenserhilfswerk wieder finanziell unterstützen. Das kündigte Außenministerin Yoko Kamikawa am Dienstag laut der Nachrichtenagentur Kyodo an. Die Entscheidung erfolgte angesichts der akuten humanitären Situation im Gazastreifen. Das UN-Hilfswerk UNRWA war stark in die Kritik geraten. Einigen Mitarbeitern wurde vorgeworfen, am Massaker der islamistischen Hamas vom 7. Oktober vergangenen Jahres in Israel beteiligt gewesen zu sein. UN-Generalsekretär António Guterres hatte umfassende Aufklärung der Vorwürfe versprochen. Die Zusammenarbeit mit mehreren Angestellten wurde beendet. Mehrere Länder stellten wegen der Anschuldigungen vorübergehend die Zahlungen an UNRWA ein, darunter die größten Geldgeber, die USA und Deutschland. Auch Japan hatte eine geplante Zahlung von 35 Millionen Dollar eingefroren.

Mitarbeiter von Hilfsorganisation bei Luftangriff in Gaza getötet
Dienstag, 02. April, 01.40 Uhr: Bei einem mutmaßlich israelischen Luftangriff im Gazastreifen sind palästinensischen Medienberichten zufolge fünf Mitarbeiter der Hilfsorganisation World Central Kitchen getötet worden. Unter den Opfern des Angriffs auf ein Fahrzeug südlich von Dair al-Balah im Zentrum des abgeriegelten Küstenstreifens befänden sich demnach vier ausländische Staatsangehörige aus Polen, Australien, Irland und Großbritannien, berichtete die „Times of Israel„. Die israelische Armee schrieb dazu in der Nacht zum Dienstag auf Telegram, das Militär führe “eine gründliche Untersuchung auf höchster Ebene durch, um die Umstände dieses tragischen Vorfalls zu verstehen“.
World Central Kitchen beteiligt sich an Hilfslieferungen für Gaza, die seit März von Zypern aus auf See das Kriegsgebiet erreichen. Die Organisation hat auch die Verteilung der Hilfsgüter an die Menschen übernommen.
Die israelischen Streitkräfte unternähmen umfangreiche Anstrengungen, um die sichere Lieferung von humanitärer Hilfe zu ermöglichen und arbeiteten eng mit World Central Kitchen zusammen, um die Menschen im Gazastreifen mit Nahrungsmitteln und humanitärer Hilfe zu versorgen, hieß es in der Stellungnahme der israelischen Armee weiter.
USA: Treffen mit Israel zu geplanter Rafah-Offensive in nächsten Tagen
23.59 Uhr: Vertreter der US-Regierung und der israelischen Führung wollen voraussichtlich in der kommenden Woche bei einem Treffen über Israels geplante Bodenoffensive in der Stadt Rafah im Gazastreifen beraten. Nach einer Video-Schalte mit Vertretern beider Seiten veröffentlichte das Weiße Haus am Montag eine gemeinsame Stellungnahme, in der ein persönliches Treffen in der kommenden Woche in Aussicht gestellt wurde. Weitere Details blieben zunächst offen.
Hochrangige Vertreter beider Regierungen hatten per Videokonferenz über die von Israel geplante Bodenoffensive in Rafah beraten. In der Erklärung hieß es, das Gespräch habe zwei Stunden gedauert und sei konstruktiv gewesen. Für die US-Seite waren unter anderem der Nationale Sicherheitsberater Jake Sullivan und Außenminister Antony Blinken dabei. Für die israelische Seite waren unter anderem der Nationale Sicherheitsberater Zachi Hanegbi und der Minister für strategische Angelegenheiten, Ron Dermer, zugeschaltet.
In der Erklärung hieß es, beide Seiten verfolgten das gemeinsame Ziel, die islamistische Hamas in Rafah im Süden des Gazastreifens zu besiegen. „Die US-Seite äußerte ihre Bedenken gegenüber verschiedenen Vorgehensweisen in Rafah.“ Die israelische Seite wiederum habe sich bereiterklärt, diese Bedenken zu berücksichtigen und weitere Gespräche zu führen.
US-Regierung: Waffenlieferungen an Israel ziehen sich teils lange hin
23.15 Uhr: Angesichts von Forderungen nach Beschränkungen amerikanischer Waffenlieferungen an Israel hat das US-Außenministerium betont, dass diese sehr langfristig angelegt seien. Rüstungslieferungen an das Land zögen sich mitunter über mehrere Jahre hin, sagte Ministeriumssprecher Matthew Miller am Montag in Washington. Er reagierte damit auf die Frage, warum die US-Regierung trotz Kritik am militärischen Vorgehen Israels im Gaza-Krieg jüngst entschieden habe, neue Waffenlieferungen für Israel zu genehmigen. Miller wich der konkreten Nachfrage aus und verwies stattdessen auf die jahrzehntelange Sicherheitspartnerschaft mit dem Staat Israel.
Das Land sei umgeben von Akteuren, die auf dessen Zerstörung aus seien, nicht nur die Hamas, sondern auch der Iran und seine Stellvertreter, etwa die libanesische Hisbollah-Miliz. „Wir glauben, dass Israel jedes Recht hat, sich gegen diese Gegner zu verteidigen.“ Deshalb gebe es jedes Jahr Hilfen in Milliardenhöhe aus den USA. Nicht immer werde die gesamte Hilfe in einem Jahr abgerufen. Die israelische Regierung fordere bestimmte Waffen an. Die US-Regierung entscheide dann, ob dies angemessen sei, und informiere den Kongress über eventuelle Geschäfte. Manchmal dauere es Jahre, bis die Ersuchen tatsächlich erfüllt seien, sagte Miller. Solche Ersuchen habe es vor und nach dem Überfall der Terrororganisation Hamas am 7. Oktober gegeben.
Netanjahu will Sender Al-Dschasira in Israel schließen
20.44 Uhr: Nach der Verabschiedung eines entsprechenden Gesetzes hat der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Montag eine rasche Schließung des arabischen TV-Senders Al-Dschasira in Israel angekündigt. „Al-Dschasira hat die Sicherheit Israels beschädigt, aktiv am Massaker am 7. Oktober teilgenommen und gegen israelische Soldaten gehetzt“, schrieb Netanjahu bei X, vormals Twitter. „Al-Dschasira wird nicht mehr von Israel aus senden. Ich beabsichtige, sofort in Einklang mit dem neuen Gesetz zu handeln, um die Aktivität des Senders zu stoppen.“
Israels Parlament hatte zuvor das sogenannte Al-Dschasira-Gesetz gebilligt. Die Abgeordneten in Jerusalem stimmten in zweiter und dritter Lesung für das Gesetz, das eine Schließung ausländischer TV-Sender ermöglicht, falls diese als Risiko für die Staatssicherheit eingestuft werden sollten.
Die Nachrichtenseite ynet berichtete, eine Schließung könne von Kommunikationsminister Schlomo Karhi angeordnet werden. Damit könnten die Büroräume eines Senders in Israel geschlossen, die Sendeausrüstung beschlagnahmt, der Sender aus dem Programm der Anbieter von Kabel- und Satellitenfernsehen entfernt und seine Internetseite blockiert werden.
Die US-Regierung reagierte irritiert auf die Pläne des engen Verbündeten. „Wenn es wahr ist, ist ein solcher Schritt besorgniserregend“, sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre, in Washington. „Wir glauben an die Freiheit der Presse. Sie ist entscheidend“, betonte sie. Die Vereinigten Staaten unterstützten die wichtige Arbeit, die Journalisten auf der ganzen Welt leisteten. „Dazu gehören diejenigen, die über den Konflikt in Gaza berichten."
Der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller, sagte: „Vieles von dem, was wir über die Geschehnisse in Gaza wissen, haben wir den Reportern zu verdanken, die dort ihre Arbeit machen, darunter auch Reporter von Al-Dschasira." Die US-Regierung sei nicht immer mit der Berichterstattung des Senders einer Meinung, „aber es ist eine Medienorganisation, mit der wir zusammenarbeiten“, sagte er und betonte: „Wir unterstützen die unabhängige freie Presse überall auf der Welt.“
Israel wirft dem Sender vor, voreingenommen zu berichten. Al-Dschasira hat seit Beginn des Gaza-Kriegs ausführlich über die katastrophale Lage im Gazastreifen berichtet und Bilder von Tod und Zerstörung gezeigt, die in israelischen TV-Sendern kaum zu sehen sind. Der Sender zeigt auch regelmäßig Videos des militärischen Hamas-Arms, der Kassam-Brigaden, häufig von Angriffen auf israelische Soldaten.
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