Hüttenwirt in Italien zeigt sich besorgt – Eindringlicher Appell an Alpen-Urlauber: „Sind wirklich am Limit“

  1. Startseite
  2. Welt

Kommentare

Immer mehr Hütten in den Alpen kämpfen mit massivem Wassermangel. Das Problem geht nun so weit, dass Wirte eine frühzeitige Schließung befürchten.

Cuneo – Der Klimawandel stellt das Leben auf Berghütten zunehmend auf den Kopf: Während Hüttenwirte früher genügend Schmelz- und Niederschlagswasser für die Wasserversorgung sammeln konnten, machen ihnen heute höhere Temperaturen und geringerer Schneefall zu schaffen. Im norditalienischen Piemont befürchten viele Betreiber nun, dass sie ihre Hütten vorzeitig schließen müssen. Auch in Bergregionen in Deutschland oder Österreich wird das Problem größer.

Eine Berghütte in Cuneo in Piemont, Norditalien.
Eine Berghütte in Cuneo in Piemont, Norditalien. ©  IMAGO / imagebroker

Die Region Piemont im Norden Italiens wird in diesem Sommer von einer schweren Dürre heimgesucht, die zu einem Wassermangel auf verschiedenen Hütten im gesamten Gebiet führte. Das bestätigte AGRAP, die Vereinigung der Betreiber von Alpenhütten des Piemonts, gegenüber dem italienischen Nachrichtenportal Fanpage.it. Ein besonders alarmierendes Beispiel sei die Hütte „Franco Remondino“ auf rund 2.460 Metern Höhe in der Gemeinde Cuneo. Der junge Betreiber Marco Ghibaudo (36) spricht gegenüber dem Portal von einem regelrechten Wassernotstand. „Wir sind wirklich am Limit“, sagte Ghibaudo im Bezug auf die Wasserversorgung. Er ist laut eigener Aussage seit drei Jahren auf der Remondino. „Es ist das erste Mal, dass ich mich dieser Situation gegenübersehe, seit ich hier bin.“

„Wir sind wirklich am Limit“: Junger Hüttenwirt in Piemont kämpft gegen zunehmenden Wassermangel

Seit einem Monat seien auf der Berghütte in Cuneo immer mehr Maßnahmen nötig, um die Wasservorräte nicht vollständig aufzubrauchen. „Vor einem Monat mussten wir die Turbine abschalten, die viel Wasser benötigt“, berichtet der junge Wirt. „Seit ein paar Wochen haben wir die Wasserhähne, den Außenbrunnen und die Duschen geschlossen, die wir aufgrund des hohen Energieverbrauchs eine Zeit lang nur mit kaltem Wasser betrieben haben.“ Auch die Mitarbeiter seien angewiesen, so sparsam wie möglich mit den Reserven umzugehen.

Auch andere Betreiber in der Region haben laut Ghibaudo mit Wassermangel zu kämpfen. Das Problem betrifft längst nicht nur Norditalien: Der deutsche Alpenverein DAV betreibt insgesamt 325 Berghütten, die hauptsächlich in Deutschland und Österreich liegen. Bei etwa zehn Prozent davon „gebe es bereits akuten Handlungsbedarf“, hieß es bereits in einer Mitteilung im Sommer 2024. Es mangele nicht nur an ausreichend Wasser zum Trinken und Duschen, sondern auch für die Energieversorgung. Viele Hütten würden ihren Strom durch Wasserkraft erzeugen. Der akute Wassermangel stellt Wirte mancherorts somit vor gleich zwei große Probleme.

Im norditalienischen Cueno will man den Wassermangel mit allen Mitteln entgegensteuern. Marco Ghibaudo und seine Mitarbeiter hätten bereits alternative Lösungen gefunden, dafür müssten aber auch Wanderer und Touristen mithelfen. Einerseits habe man danke einer Ausschreibung der Region zwei große Zisternen mit einem Hubschrauber beschaffen können, die einen Vorrat von etwa 10.000 Litern Wasser ermöglichen. Zum anderen würden Gäste aktuell gebeten, ihre Trinkflaschen vor dem Aufstieg aufzufüllen. „Wir überlegen auch, ihnen zu empfehlen, Campinggeschirr für die Mahlzeiten mitzubringen, um Wasser für das Spülen zu sparen“, so der Wirt gegenüber Fanpage.it.

Hüttenwirt bittet Wanderer um geringe Ansprüche – DAV will Katzenwäsche statt Dusche einführen

Der Wassermangel habe die „Franco Remondino“ in Norditalien dazu gebracht, auf den Verkauf von Mineralwasser in Plastikflaschen zurückzugreifen. Die Entscheidung sei laut Ghibaudo nicht leicht gefallen, da sie stets aus Umweltgründen abgelehnt worden war. „Im Allgemeinen bitten wir in diesen Wochen die Leute, verständnisvoll zu sein und ohne zu große Ansprüche zu uns zu kommen, angesichts der Situation“, fügte der Wirt hinzu. Angesichts der neuen Lösungen hofft er, weiterhin wie vorgesehen bis zum 5. Oktober öffnen zu können. Gesichert sei die Aussicht aber bei weitem nicht.

Auch der DAV arbeitet seit geraumer Zeit an alternativen Lösungen für den Wassermangel in den Bergen. Der Verein hat laut einem BR-Bericht begonnen, seine „Berghütten auf Trockentoiletten umzurüsten“. Die Kosten für einen solchen Umbau sind jedoch immens: Im Stöhrhaus am Untersberg (Berchtesgarden) sollen drei neue Trockentoiletten rund 350.000 Euro kosten. Der DAV bittet Wanderer deshalb um ihre Mithilfe: Statt auf den Berghütten zu duschen, solle man auf die traditionelle Katzenwäsche mit einem Waschlappen zurückgreifen. (no)

Auch interessant

Kommentare