Kürzlich wurde in Schlingen feierlich eine Gedenkstele enthüllt – ein Gedenkzeichen für die mutigen Bauern der Region, die im Jahr 1525 für Freiheit, Mitbestimmung und menschenwürdige Lebensverhältnisse eintraten.
Schlingen – Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger folgten der Einladung zur Enthüllung auf der Wiese vor dem städtischen Kindergarten.
Erster Bürgermeister Stefan Welzel begrüßte die Anwesenden und betonte in seiner Rede: „Die Bauern von damals sind uns ein demokratisches Vorbild. Sie haben in schwieriger Zeit für Gerechtigkeit gekämpft – ein Einsatz, der bis heute nachwirkt.“ Die Musikkapelle Schlingen verlieh dem Festakt mit ihrer musikalischen Begleitung einen feierlichen Rahmen.
Josef Freuding vom Arbeitskreis Klosterland Irsee schilderte in seiner Ansprache eindrucksvoll die Lage der bäuerlichen Bevölkerung im frühen 16. Jahrhundert: Klimakatastrophen wie die Kleine Eiszeit, Krankheiten, Missernten und drückende Abgabenlasten brachten viele an ihre Grenzen. Schlingen gehörte damals zum Kloster Irsee. Die Bauern wollten keine neue Weltordnung, sondern lediglich faire Bedingungen und ein Leben in Würde.
Bewegender Moment bei Lesung der historischen „Zwölf Artikel“ in Schlingen
Einen bewegenden Moment bildete die Lesung der historischen „Zwölf Artikel“ durch vier Jugendliche der Jugendkapelle Schlingen. Diese 1525 in Memmingen verfassten Forderungen gelten als eine der ersten schriftlichen Erklärungen für Freiheits- und Menschenrechte in Europa.
Pfarrer Andreas Hartmann sprach abschließend ein Gebet für Gerechtigkeit. Anschließend wurde die Gedenkstele unter großem Beifall feierlich enthüllt. Ein Empfang im Pfarrhausgarten bot Gelegenheit zum Austausch, zur Erinnerung – und zur Ermutigung, die Werte von damals auch heute zu leben.
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