Angst vor Spinnen: Neue Behandlungsmethode könnte Phobie aus Gehirn löschen

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Die Angst vor Spinnen ist weit verbreitet. Eine neue Studie könnte Abhilfe schaffen: Wird eine Magnetstimulation die gängige Therapieform zukünftig ablösen?

Kassel – In Deutschland leiden viele Menschen unter einer massiven Angst vor Spinnen. Oft können sie nicht genau sagen, warum diese Furcht so stark ist – die meisten Spinnen hierzulande sind ungefährlich. Auch die sich ausbreitende Nosferatu-Spinne gilt als harmlos. Dennoch kann diese Angst den Alltag erheblich beeinträchtigen, da sich die kleinen Tiere oft unter Möbeln oder in Kellern verstecken. Für Menschen mit ernsthafter Panik könnte es aber bald eine Lösung geben.

Eine Spinne auf die Hand nehmen: Für Menschen mit Arachnophobie unvorstellbar.
Eine Spinne auf die Hand nehmen: Für Menschen mit Arachnophobie unvorstellbar. © Martina Unbehauen/imago

Neue Forschung: Mit gezielter Stimulation könnte Phobie vor Spinnen besiegt werden

Das Universitätsklinikum Würzburg untersucht derzeit, ob eine gezielte Stimulation des Gehirns helfen könnte, die Angst vor Spinnen zu überwinden. Diese Methode, bekannt als transkranielle Magnetstimulation (TMS), zielt auf das Angstgedächtnis ab. „SpiderMEM“ ist der Name der Studie, die sich mit dieser Thematik beschäftigt. Die Forschenden suchen aktuell nach Personen mit Spinnenphobie, um ihre Untersuchungen voranzutreiben.

Arachnophobie, die starke Angst vor Spinnen, verursacht bei Betroffenen oft erheblichen Leidensdruck. Viele vermeiden es, ins Freie zu gehen, durchsuchen Räume gründlich nach Spinnen oder betreten weder Keller noch Dachböden. Beim Anblick der Tiere treten Symptome wie Schweißausbrüche, Herzrasen und erhöhte Anspannung auf. Auch Schlangen sind nicht besonders beliebt. Eine Familie entdeckte eine hochgiftige Schlange im Zimmer ihres Kindes.

Therapie gegen Spinnenangst: Expositionstherapie wird am häufigsten angewandt

Derzeit ist die Expositionstherapie die am häufigsten angewandte Methode zur Behandlung von Spinnenangst, wie das Universitätsklinikum Freiburg informiert. Dabei werden Betroffene schrittweise mit Spinnen konfrontiert, zunächst durch Bilder und Filme, bis sie schließlich die Tiere berühren sollen. „Die Therapie ist sehr erfolgreich: Zumeist reichen bereits wenige Stunden, um die Angst der Patient*innen zu besiegen“, erklärt Katharina Domschke, die ärztliche Direktorin der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie.

Sollte die Forschung in Würzburg erfolgreich verlaufen, könnte sie die Expositionstherapie möglicherweise ersetzen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler planen, das Gehirn mit magnetischen Impulsen zu stimulieren, um die Aktivität bestimmter Bereiche zu beeinflussen. Mithilfe der Magnetresonanztomographie (MRT) wird untersucht, wie sich das Angstgedächtnis auf neuronaler Ebene verändert.

Forschende suchen Teilnehmer mit Angst vor Spinnen für Studie: Mehrere Sitzungen nötig

Die Probandinnen und Probanden müssen mehrere Sitzungen durchlaufen. Insgesamt sind etwa dreieinhalb Stunden ohne MRT und rund viereinhalb Stunden mit MRT erforderlich. Diese Zeit verteilt sich auf vier bis sechs Sitzungen innerhalb von drei Wochen sowie eine weitere Sitzung nach drei Monaten, um den Langzeiterfolg zu bewerten.

Die TMS wird auch als potenzieller Ansatz zur Behandlung von Depressionen, Tinnitus und Parkinson erprobt. Diese nicht-invasive Methode der Hirnstimulation hat nur wenige Nebenwirkungen. Eine Spule wird am Kopf platziert, von der aus gezielt magnetische Impulse durch die Schädeldecke an bestimmte Hirnareale gesendet werden, wie das Universitätsklinikum erläuterte.

Angststörungen wie die Arachnophobie sind laut einem Artikel der Max-Planck-Gesellschaft die häufigsten psychischen Erkrankungen. Frauen sind doppelt so häufig betroffen wie Männer. Die spezifische Phobie, also die Angst vor einem bestimmten Objekt oder einer Situation, ist die am weitesten verbreitete Störung.

Auch, wenn die Mehrheit der Spinnen in Deutschland völlig ungefährlich sind, gibt es einige wenige giftige Exemplare. Erst kürzlich wurde wohl eine neue giftige Spinne in Deutschland entdeckt. (tt/dpa)

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