Hauptschlagader gekappt? Israel zerstört offenbar 500 Hamas-Tunnel

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Die israelische Armee vermeldet die Zerstörung hunderter Hamas-Tunnel im Gazastreifen. Und Israel erneuert Vorwürfe gegen die radikalislamistische Terrormiliz.

Gaza – Der Krieg in Israel zieht sich seit Wochen. Jetzt verkündet die israelische Armee angeblich erhebliche Fortschritte im Kampf gegen die radikalislamistisch palästinensische Terrororganisation Hamas.

Krieg in Israel: Israelische Armee findet und zerstört angeblich hunderte Hamas-Tunnel

Konkret: Wie das Militär laut dpa an diesem Sonntag (3. Dezember) mitteilte, haben die Streitkräfte des Nahost-Staates nach eigenen Angaben im Gazastreifen mehr als 800 Tunnelschächte gefunden – und rund 500 von ihnen zerstört.  

Einige der Tunnelschächte hätten strategische Einrichtungen der Hamas unterirdisch miteinander verbunden, hieß es in einer Pressemitteilung aus Tel Aviv. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig verifizieren. Nach Darstellung der Armee befanden sich die Tunnelschächte in zivilen Wohngebieten, teilweise neben Schulen, Kindergärten oder Moscheen.

Diese Drohnenaufnahme der israelischen Armee soll den Zugang zu einem Hamas-Tunnel am Al-Shifa-Krankenhaus in Gazastadt zeigen.
Diese Drohnenaufnahme der israelischen Armee soll den Zugang zu einem Hamas-Tunnel am Al-Shifa-Krankenhaus in Gazastadt zeigen. © IMAGO/ISRAEL DEFENSE FORCES

Die israelische Armee erneuerte den Vorwurf, die Hamas würde zivile Infrastruktur als Schutzschild gegen Bombardements nutzen. Die Terrormiliz wies dies bisher stets zurück. Vor allem unter Gaza-Stadt sollen sich kilometerlange Tunnel befinden, in denen die Hamas angeblich Waffen und Proviant versteckt sowie ganze Unterstände unterhält. Militär-Experten und die israelische Armee warnen gleichermaßen vor Hinterhalten in dem unterirdischen Netzwerk.

Experten mutmaßen: Tunnelsystem der Hamas erstreckt sich im Gazastreifen über 400 Kilometer

Tel Aviv hält sich bislang bedeckt, wie viele israelische Soldatinnen und Soldaten seit dem Einmarsch in den rund 45 Kilometer langen und 6 bis 14 Kilometer breiten Gazastreifen ihr Leben lassen mussten. „Das ist die komplizierteste Mission, die eine moderne Armee in unserer Zeit zu bewältigen hat“, meinte Hamas-Experte Mossab Hassan Yousef im Interview mit dem US-Sender CNN. „Dieses Tunnelsystem ist geschätzt 400 Kilometer lang. (…) Es besteht aus sehr raffinierten Tunneln, wo ganze Autos transportiert werden können, auch Kämpfer, Waffen und Luxusgüter“, hatte Peter Neumann, Terrorismus-Experte am King’s College London, dem ZDF erklärt. Seinen Recherchen zufolge sei das Tunnelsystem der Hamas in etwa so „groß wie die Londoner U-Bahn“.

Es gibt zusätzlichen Sauerstoff, Luftfilter, alles, was benötigt wird, um lange unter der Erde zu bleiben. Wir wissen, dass sie innerhalb der Tunnelanlagen sogar Motorräder benutzen.

„Wir wissen, es ist ein Netzwerk von Dutzenden Kilometern. Die Hamas versucht, uns Angst zu machen, indem sie sagt, es seien 500 Kilometer an unterirdischen Tunnelanlagen. Sicher ist, wir reden über ein immenses und weitverzweigtes Tunnelsystem, miteinander verbunden, das zwei Ziele hat: Von dort aus kann man kämpfen und sich gegen Angriffe wehren. Die Hamas hat da Milliarden an US-Dollar investiert“, erklärte dagegen Harel Chorev, Militär- und Nahostexperte beim Moshe-Dayan-Center in Tel Aviv, der „Tagesschau“ der ARD. Die Tunnel sollen seinen Recherchen zufolge teils 40 Meter unter der Erde liegen.

Terroristen von Hamas nutzen in den Tunneln angeblich sogar Motorräder

„Da können sich die Hamas-Leute gut bewegen. Es gibt zusätzlichen Sauerstoff, Luftfilter, alles, was benötigt wird, um lange unter der Erde zu bleiben“, schilderte Chorev und zählte zudem Lager für Nahrungsmittel, eine unterirdische Wasserversorgung sowie ein eigenes Stromnetz auf. „Und wir wissen, dass sie innerhalb der Tunnelanlagen sogar Motorräder benutzen“, sagte er.

Verantwortlich für die Ortung der Hamas-Tunnel ist auf israelischer Seite die sogenannte Jahalom-Einheit. Ihr gehören laut Kobi Michael, dem Forschungsleiter am Institut für Nationale Sicherheitsstudien (INSS) in Tel Aviv, Ingenieure sowie kampferprobten Soldatinnen und Soldaten an. Ausgestattet sind sie mit Bodenradar, Bohrgeräten und Hyperspektralsensoren, mit denen sie Bewegungen unter der Erde lokalisieren können.

Gegen Tunnel der Hamas in Gaza: Israel setzt wohl bunkerbrechende Bomben GBU-28 ein

Um die Tunnel zu zerstören, kommen wohl bunkerbrechende Bomben GBU-28 zum Einsatz. Die Bombe wird von Kampfjets über dem Zielgebiet abgeworfen und schlägt lasergelenkt zuerst bis zu 30 Meter tief in die Erde ein, um dann unterirdisch mit voller Kraft zu detonieren. Die 2,3 Tonnen schweren Geschosse können mit bis zu 550 Kilogramm Sprengstoff bestückt werden. Immer wieder wird zudem spekuliert, dass die israelische Armee Tunnel unter Wasser setzt oder Rauch hineinfließen lässt, um die Hamas-Kämpfer damit an die Oberfläche zu locken. Und sie dann an dieser zu bekämpfen. (pm)

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