Das nächste Wiesseer Großprojekt naht: Sonnenbichl bekommt neue Hotelanlage

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Tegernsee
  4. Bad Wiessee

Kommentare

Das Hotel am Sonnenbichl ist in die Jahre gekommen und soll daher einem neuen Hotelkomplex weichen. Insgesamt ist ein Ensemble aus drei Gebäuden geplant. © Thomas Plettenberg

Der Gemeinde Bad Wiessee steht das nächste große Bauprojekt ins Haus: Das Berghotel Sonnenbichl soll abgerissen und durch eine neue, größere Hotelanlage ersetzt werden. Der Gemeinderat stimmte zu, es wurde aber auch Sorge laut.

Bad Wiessee - Abseits der Öffentlichkeit brüten Eigentümer und Gemeinde offenbar schon länger über der Idee. Das Unternehmen Rock Capital Group aus Grünwald, das im November 2021 sowohl das Hotel am Sonnenbichl als auch das Hotel Seegarten in Bad Wiessee erworben hat, möchte die beiden Häuser gemeinsam entwickeln und plant auch am Sonnenbichl einen kompletten Neubau. In der Gemeinderatssitzung am Donnerstagabend (12. Dezember) kam das Vorhaben erstmals öffentlich auf den Tisch.

Gemeinde und Investor haben sich Stück für Stück angenähert

„Es war ein langer, langer Weg“, sagte CSU-Fraktionssprecher Florian Sareiter und ließ damit durchblicken, dass sich Gemeinde und Investor bei dem Großprojekt in vielen Gesprächen Stück für Stück angenähert haben. Weil das alte Berghotel, das nach einer „Light-Modernisierung“ seit Frühjahr 2022 wieder für Gäste geöffnet wurde, baulich offenbar viel Ärger macht und im aktuellen Zustand laut Eigentümer wirtschaftlich kaum zu betreiben ist, soll es abgerissen und durch einen neuen Komplex ersetzt werden.

Längliches Hauptgebäude im Stil eines Einfirsthofes soll dominieren

Wie Projektentwickler Thomas Beer und Raphael Huber, Leitung Architektur und Projektmanagement, von Rock Capital in der Sitzung erläuterten, ist ein Ensemble aus drei Gebäuden geplant. Hervorstechen soll – wie bisher – ein längliches Hauptgebäude im Stil eines „Einfirsthofes“. Dazu sind laut der ersten Entwurfsplanung zwei weitere Bauten, einer davon nördlich der Zufahrtsstraße, vorgesehen. Gedacht ist das Projekt für Übernachtungsgäste wie Tagesausflügler: Neben Hotelzimmern, einem öffentlichen Restaurant und einer Terrasse soll es ein Schwimmbad mit Außenbereich und eine Sauna geben. Die Baukörper sind teils durch Sockelgebäude miteinander verbunden.

Hotel-Eigentümer mit benachbartem Skiclub in engem Austausch

Das Unternehmen sei sich der exponierten Lage im Außenbereich bewusst, machte Beer deutlich. „Wir wollen nicht eine Kubatur hinstellen, die da nicht hineinpasst.“ Sein Kollege Huber sprach von „klaren Baukörpern“, die „ortstypische Gestaltungsmerkmale“ aufgreifen. Mit dem benachbarten Skiclub sei man im Übrigen im engen Austausch, gemeinsam wolle man diesen Bereich am Berg beleben.

CSU-Gemeinderat fordert Einbindung von Bürgern in das Projekt

Die Gemeinderäte standen den aktuellen Entwürfen großteils positiv gegenüber. Ein Investor versuche zunächst immer, das Maximum herauszuholen, doch die Gespräche hätten gefruchtet, meinte Florian Sareiter. Der Plan, auf den man sich nun geeinigt habe, sei gut. „Von meiner Seite ist dem so zuzustimmen.“ Auch Fraktionskollege Kurt Sareiter sprach von „intensiven Diskussionen im Gemeinderat“. Es sei positiv, dass dort geplant werde, wo auch heute das Hotel stehe. „Wenn es auch wesentlich größer ist als das jetzige.“ Kurt Sareiter bat eindringlich darum, die Bürger bestmöglich in das Projekt einzubinden. Die könnten ansonsten „rebellisch“ werden, „wenn da droben plötzlich so ein Haus steht“.

Schönbauer (Grüne) zweifelt: „Wachstum noch gesund?“

Während Bernd Kuntze-Fechner appellierte, das Projekt sorgfältig zu planen („Ich habe da keinen Zeitdruck“), stellte Grünen-Gemeinderat Karl Schönbauer die komplette Planung infrage. „Wir haben sehr viele Projekte in der Pipeline“, gab Schönbauer zu bedenken. „Sind Folgelasten und Strukturmaßnahmen noch überschaubar? Ist das Wachstum noch gesund?“, fragte Schönbauer in die Runde. Er erinnerte an die Klausurtagung des Gemeinderats Ende 2022 und erklärte – zum Ärger vieler seiner Kollegen am Ratstisch –, dass deren Beschlüsse zu einer restriktiven Baupolitik ab absurdum geführt würden. Bürgermeister Robert Kühn (SPD) mahnte daraufhin, nicht „ein gewisses Stimmungsbild“ zu erzeugen. „Das Ziel des Gremiums ist eine gute Entwicklung Bad Wiessees“, betonte Kühn.

Miller will Projekt erst zu späterem Zeitpunkt angehen

Rückenwind bekam Schönbauer von seinem Fraktionskollegen Johannes von Miller. Auch er meinte mit Blick auf die vielen Großprojekte: „Wir müssen erst einmal schauen, wie unser Ort das verkraftet.“ Er verwies auf die sensible Lage am Sonnenbichl und war dafür, das dortige Hotelprojekt zu einem späteren Zeitpunkt zu verwirklichen. Peter Kathan (CSU) war sichtlich verärgert. Er verwies darauf, dass man viele Runden mit Rock Capital gedreht habe und das Gremium die vorliegende Planung so haben wollte. „Deshalb sitzen wir jetzt hier“, sagte Kathan. Für ihn sei dies der richtige Weg.

Gemeinderat gibt mit 17:3 Stimmen Startschuss für Bauleitplanung

Mit 17:3 Stimmen gab der Gemeinderat den Startschuss für die Bauleitplanung. Dabei folgte das Gremium auch der dringenden Empfehlung von Bauamtsleiter Anton Bammer, einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan und nicht nur – wie vom Antragsteller gewünscht – einen „Angebotsbebauungsplan“ aufzustellen. Ersteres ist deutlich verbindlicher für den Bauherrn.

gab

Auch interessant

Kommentare