Das von Cem Özdemir initiierte und später von Nachfolger Alois Rainer überarbeitete Tierhaltungskennzeichnungsgesetz steht vor der Abschaffung. Mehrere Bundesländer, darunter auch welche mit grüner Regierungsbeteiligung, fordern nicht nur Nachbesserungen – sie wollen das Gesetz komplett kippen. In einer Entschließung für den Bundesrat wird sogar empfohlen, das Gesetz ganz aufzuheben.
Kritikpunkte: Das Gesetz enthalte gravierende Mängel – darunter fehlende Finanzierung für tierfreundlichere Ställe, übertriebene Kontrollen und Wettbewerbsnachteile für deutsche Landwirte, weil Import-Fleisch nicht gekennzeichnet werden muss.
Ernährungsexperte warnt: "Zu viele Logos? Dann leidet Glaubwürdigkeit"
Sachsen-Anhalts Agrarminister Sven Schulze (CDU) sieht im Gesetz keinen Nutzen – weder für Bauern noch für Verbraucher. Verbraucherschützer wie „Foodwatch“ dagegen kritisieren die Abkehr vom Gesetz als fatalen Rückschritt beim Tierwohl.
Ernährungsexperte Uwe Knop dazu: „Es ist absolut wichtig für Verbraucher, dass sie auf den ersten Blick, also vorne auf der Fleischpackung, direkt sehen, aus welchen Tierhaltungsbedingungen ihr Fleisch stammt, damit sie einen Eindruck davon haben, wie gut die Tiere leben konnten, bevor sie geschlachtet wurden.“
Knop weiter: „Genau das zeigt bereits das aktuelle Haltungsform-Kennzeichen mit den Ziffern 1 (Stall), 2 (Stall und Platz), 3 (Frischluftstall), 4 (Auslauf/Weide) und 5 (Bio). Ob ein weiteres Logo hier noch mehr Klarheit oder gar Verwirrung stiftet, ist derzeit fraglich. Von daher ist eine grundsätzliche Diskussion über noch ein zusätzliches Tierwohl-Gütesiegel auf jeden Fall sinnvoll - denn die Verbraucher dürfen nicht von Logos überladen werden, dann leidet die Glaubwürdigkeit - das sieht man übrigens auch an den vielen Bio-Siegeln."
Über Uwe Knop
Uwe Knop, Jahrgang 1972, ist Diplom-Ernährungswissenschaftler, Buchautor, und Referent für Vorträge bei Fachverbänden, Unternehmen und auf Ärztefortbildungen.
Dieser Beitrag stammt aus dem EXPERTS Circle – einem Netzwerk ausgewählter Fachleute mit fundiertem Wissen und langjähriger Erfahrung. Die Inhalte basieren auf individuellen Einschätzungen und orientieren sich am aktuellen Stand von Wissenschaft und Praxis.