Aus für beliebte Attraktion: Gondel-Betrieb auf Schleißheimer Schlossanlage wird eingestellt

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Einmaliger Anblick: Nur bei einer Gelegenheit waren alle drei Gondeln von „La Gondola Bracca“ auf dem Mittelkanal vor dem Schloss Lustheim im Wasser: bei der Kutschengala im September 2014. Ganz vorne zu sehen ist Josef Spitzlberger, der den Betrieb nun einstellt. © Gerald Förtsch

Sie waren eine beliebte Attraktion bei Gästen der Schleißheimer Schlossanlage: die Gondelfahrten auf dem Mittelkanal. Nun wird der Betrieb allerdings eingestellt.

Im Jubiläumsjahr des Blauen Kurfürsten Max Emanuel – er hätte im Jahre 2012 seinen 350. Geburtstag gefeiert – setzte Josef Spitzlberger um, was ihm der Geburtstagswunsch seiner Frau sozusagen in die Hände gegeben hatte. Der IT-Fachmann begann, mit einer echt venezianischen Gondel Gäste über den Mittelkanal zwischen den Schlössern Schleißheim und Lustheim zu fahren. Für unzählige Menschen, Hochzeitspaare ebenso wie Familien, wurde das Dahingleiten in den Abendstunden zum unvergesslichen Erlebnis. Insbesondere, wenn zum Betrachten der Schlossanlage vom Wasser aus noch ein königliches Picknick kam, das nach Wunsch oder Anlass fürstlich kredenzt wurde.

Doch jetzt ist mit diesen märchenhaften Gondelfahrten im Schlosspark Schluss. Spitzlberger schreibt auf der Homepage „la-gondola-barocca.de“, sie seien „leider gezwungen, den Betrieb einzustellen, obwohl dies nicht unser Wunsch war“. Näher möchten der 61-Jährige und seine Frau Paula Kleeberger, 65, die Hintergründe nicht ausführen. Sie hätten nach jemandem gesucht, der den Gondelbetrieb übernimmt. Ohne Erfolg.

Dabei war mit Anton Hargaßer ein neuer Gondoliere ins Team gekommen, der wie Spitzlberger und Kleeberger den Schifffahrtsschein nach Bayerischer Schifffahrtsordnung bestanden hatte und Gondel fahren durfte. Er wollte in dieser Saison mithelfen, von Anfang Mai bis Mitte September jeden Abend Gondelfahrten zu machen, wenn das Wetter es zulässt. Es habe durchaus Regenfahrten gegeben, erzählt Spitzlberger, aber als Gondoliere schützte ihn der große Hut und die Gäste saßen unter einer Plane. Sogar eine Unternehmerin aus Wien sei mehrfach angereist, auch viele Engländer und Amerikaner hätten zu seinen Gästen gezählt. „Unsere Gondel war exklusiv, immer etwas Besonderes für Paare und kleine Gruppen, aber keine Massenveranstaltung“, betont Kleeberger.

Wir wollten die Anlage des Schlosses Schleißheim beleben. Das Wasser hat in der Anlage so viel Bedeutung, weil die Kurfürsten gerne auf ihm gereist sind. 

Das Gondelfahren war eine Liebhaberei, die viel Einsatz erforderte. Den gaben beide gerne und sie genossen es, in die vielen bewundernden und erstaunten Gesichter ihrer Fahrgäste zu schauen. „Wir zwei wollten die Anlage des Schlosses Schleißheim beleben. Das Wasser hat in der Anlage so viel Bedeutung, weil die Kurfürsten gerne auf ihm gereist sind. Das war damals die einzige angenehme Variante. Die Kurfürsten haben ihre Schlösser oft mit Wasserwegen verbunden“, sagt Spitzelberger, der mit Leidenschaft den Gondoliere „Giuseppe Spiarmonte“ gab. Und er ergänzt, man könne auch heute noch von Nymphenburg bis Schleißheim mit dem Kanu fahren, müsse es nur an einigen Wehren umsetzen.

Anfang April werden beide ihre letzte Gondel auf dem Hänger nach Vernon in der Normandie fahren. In dem Ort, den man aus vielen Bildern des Malers Claude Monet kennt, will ein Gondelliebhaber einen Verein gründen und in einer Schleife des Flusses Seine eine Gondelschule eröffnen. „Die Gondel steht schon verpackt bei uns im Lager“, sagt Spitzlberger etwas traurig. Doch er gibt zu, dass sich seine Frau und er auch darauf freuen, an schönen Sommerabenden mal bei einem Glas Wein im Garten zu sitzen. Laue Sommerabende haben sie zwölf Jahre lang auf dem Mittelkanal im Schlosspark Schleißheim verbracht. Dieser verliert nun eine große Attraktion.

Tanja Möller

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