Landwirte ziehen Bilanz: mehr Erträge, Einbußen bei der Qualität

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Gute Erträge: Trotz der vielen Niederschläge fällt die Bilanz bei der Maisernte in diesem Jahr positiv aus. Vor allem das Grünland ist heuer gut gewachsen. © Thomas Plettenberg

Für die Ernte in diesem Jahr ziehen Bauern und das AELF vor allem beim Grünland eine positive Bilanz. Die Nässe war jedoch ein Problem für die Qualität und das Getreide.

Landkreis – Zum Erntedank feiern Christen die Gaben der Natur. Dazu zählt auch die Ernte in der Landwirtschaft. Die letzten Maisfelder werden derzeit noch abgeerntet. Trotz der vielen Niederschläge ziehen Landwirte heuer eine positive Bilanz bei der Ernte – vor allem beim Grünland, das rund 90 Prozent der Bewirtschaftung im Landkreis ausmacht.

Gute Erträge beim Grünland

Die Niederschläge hätten für das Grünland vor allem zwei Konsequenzen, erklärt Christian Webert, Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF). Das Gras sei durch die Niederschläge gut gewachsen. Allerdings hätten viele Landwirte die Felder durch die Nässe nicht befahren können, weshalb der nächste Schnitt häufig nach hinten verschoben werden musste. Im Vergleich zu Vorjahren bedeutet das für die Erträge: „Von der Menge her mehr, die Qualität ist teilweise etwas schlechter“, sagt Webert.

Das bestätigt auch Josef Huber, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes, der einen Hof in Mitterdarching betreibt: „Es war schwierig, die Schönwetterperioden zur Ernte zu erwischen.“ Denn die Ernte-Fenster waren in diesem Jahr teilweise sehr kurz. Die Nässe war vor allem für Betriebe ein Problem, die auf trockenes Heu angewiesen sind, Pferde- und Heumilchbetriebe zum Beispiel. Positiv waren die Niederschläge hingegen in den Bergen: „Auch auf den Almen war heuer viel Wasser da, das Gras ist gut gewachsen“, weiß Huber. Einzig der verfrühte Almabtrieb durch den Wintereinbruch Mitte September habe die Almsaison etwas getrübt (wir berichteten).

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Durchschnittliche Ernte-Erträge trotz Dauerregen

Anders fällt die Bilanz bei der Mais- und Getreideernte aus: Vor allem im Bio-Bereich habe es Einbußen gegeben. „Das viele Unkraut war durch das nasse Jahr schwer in Griff zu bekommen“, sagt Huber. Um das Unkraut zu bekämpfen, mussten die Landwirte häufiger auf ihre Felder fahren, was durch die Nässe wiederum dem Boden schadete. „Teilweise haben die Bauern weniger Ertrag, weil das Getreide nicht gewachsen ist“, weiß der Landwirt. Wie Webert erklärt, liege das an den nassen und kalte Perioden zum Zeitpunkt der Aussaat. Die Maisernte habe sich aber dennoch gut erholt. Beim Getreide hingegen habe es in diesem Jahr durch die Feuchtigkeit viel Pilzbefall gegeben.

Unterm Strich seien die Erträge in diesem Jahr ähnlich wie in den Vorjahren, fasst Webert zusammen. Wie gut die Ernte geraten ist, sei aber auch sehr standortabhängig, erklärt der Kreisobmann. „Im südlichen Landkreis oder wo die Böden sehr moorig sind, ist es eher ein Problem, wenn es so lange nass ist.“ Das wirkt sich auch auf die Arbeit aus: Nasse Böden sind schwerer befahrbar, da die Maschinen größeren Schaden anrichten. „Im Norden des Landkreises ist das weniger ein Problem.“ Doch nicht nur bei der Ernte wirkte sich der Regen aus, auch bei anderen Arbeiten, wie dem Ausfahren der Gülle. „Ich habe die Gülle nicht mehr weggebracht“, berichtet der Landwirt. Dass die Zeitfenster zur Ernte oder anderen landwirtschaftlichen Arbeiten kürzer werden, sei jedoch kein Einzelfall. „Das war die vergangenen Jahre schon so.“ Huber vermutet, dass es auch daran liegt, dass die Betriebe größer werden und deshalb in kürzerer Zeit mehr Arbeit bewältigen müssen.

Kaum Schäden durch Extremwetter

Landwirte und das AELF beobachten auch, dass Starkregen und Extremwetterereignisse in den vergangenen Jahren immer mehr zunehmen – mit Folgen für die Landwirtschaft. In diesem Jahr seien die Landwirte in der Region mit einem „blauen Auge“ davon gekommen, sagt Webert: Vom Starkregen im Juni seien nur wenige Betriebe betroffen gewesen, größere Schäden seien nicht bekannt. Auch von Hagel blieben die Betriebe größtenteils verschont. „Diese Phänomene haben zugenommen. Die Landwirtschaft ist da als Erstes in der Betroffenheit.“ (sf)

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