Vitamin-B12-Mangel: Diese Warnsignale übersehen viele – wann Sie handeln müssen

Müdigkeit, Schwindel, Konzentrationsprobleme – viele Menschen schieben solche Symptome auf Stress oder Schlafmangel. Doch manchmal steckt etwas anderes dahinter: ein Mangel an Vitamin B12. Das Tückische daran ist, dass die Beschwerden oft schleichend beginnen und lange unentdeckt bleiben. Dabei kann ein unbehandelter Vitamin-B12-Mangel schwerwiegende Folgen haben – für Nerven, Blutbildung und das gesamte Wohlbefinden.

Warum Vitamin B12 so wichtig ist

Vitamin B12, auch Cobalamin genannt, ist ein echtes Multitalent im Körper. Es unterstützt die Bildung roter Blutkörperchen, sorgt für die Funktion des Nervensystems und ist entscheidend für den Energiestoffwechsel. Ohne ausreichend B12 kann der Körper kein gesundes Blut bilden, Nervenreize werden langsamer weitergeleitet und die Zellen hungern regelrecht nach Energie.

Besonders wichtig: Der Körper kann Vitamin B12 nicht selbst herstellen – er ist auf die Zufuhr über die Nahrung angewiesen. Vor allem tierische Produkte wie Fleisch, Fisch, Eier und Milchprodukte sind gute Quellen. Wer sich vegan oder stark vegetarisch ernährt, hat deshalb ein höheres Risiko für einen Mangel.

Diese Warnsignale sollten Sie ernst nehmen

Da der Körper gewisse Mengen an Vitamin B12 speichert, entwickelt sich ein Mangel langsam – oft über Monate oder sogar Jahre. Die Symptome sind anfangs unspezifisch. Genau das macht ihn so gefährlich. Typische erste Anzeichen sind:

  1. Anhaltende Müdigkeit und Erschöpfung: Wenn der Energiestoffwechsel stockt, fühlt man sich ständig schlapp.
  2. Konzentrations- und Gedächtnisprobleme: Das Gehirn leidet besonders schnell unter B12-Mangel.
  3. Kribbeln in Händen und Füßen: Ein klassisches Zeichen für Nervenschäden.
  4. Blasse Haut und Herzklopfen: Durch die gestörte Blutbildung kann eine Blutarmut entstehen.
  5. Gereiztheit oder depressive Verstimmung: Auch die Psyche reagiert empfindlich auf den Mangel.

Oft werden diese Warnsignale übersehen oder fehlgedeutet – vor allem, weil sie auch bei anderen Erkrankungen auftreten können.

Prof. Dr. Klaus Günther, Lebensmittelwissenschaftler und Biochemiker, forscht und lehrt an der Universität Bonn zu Mikronährstoffen und innovativer Ernährungsforschung und ist international als Honorarprofessor und Gutachter tätig. Er ist Teil unseres EXPERTS Circle. Die Inhalte stellen seine persönliche Auffassung auf Basis seiner individuellen Expertise dar.

Wer besonders gefährdet ist

Neben Menschen mit rein pflanzlicher Ernährung sind auch ältere Personen häufig betroffen. Mit zunehmendem Alter nimmt die Fähigkeit des Körpers ab, Vitamin B12 aus der Nahrung aufzunehmen. Auch Menschen mit chronischen Magen-Darm-Erkrankungen – etwa Reflux, Zöliakie oder Morbus Crohn – haben ein erhöhtes Risiko. Gleiches gilt für Personen, die regelmäßig Magensäureblocker oder bestimmte Diabetesmedikamente (Metformin) einnehmen, da diese die Aufnahme des Vitamins hemmen.

So wird ein Mangel festgestellt

Ein einfacher Bluttest beim Hausarzt gibt Aufschluss über die B12-Versorgung. Dabei wird der sogenannte Holotranscobalamin-Wert (Holo-TC) gemessen. Er zeigt an, wie viel aktives Vitamin B12 tatsächlich im Körper verfügbar ist. Ist der Wert zu niedrig, kann der Arzt gezielt gegensteuern.

Wer zu den Risikogruppen gehört oder Symptome bemerkt, sollte nicht zögern, den B12-Status prüfen zu lassen. Bei leichtem Mangel helfen oft Nahrungsergänzungsmittel in Form von Tabletten oder Tropfen. Bei ausgeprägtem Defizit kann der Arzt Vitamin B12 per Injektion verabreichen, damit die Speicher schneller aufgefüllt werden.

Für die langfristige Versorgung gilt: Eine ausgewogene Ernährung ist der Schlüssel. Fleisch, Fisch, Milchprodukte und Eier sind natürliche Lieferanten. Veganer sollten dauerhaft ein Vitamin-B12-Präparat einnehmen, da pflanzliche Lebensmittel keine ausreichenden Mengen enthalten.

Fazit: Früh handeln schützt Nerven und Energie

Ein Vitamin-B12-Mangel ist weit verbreitet, aber oft unbemerkt. Wer die Warnsignale kennt und rechtzeitig handelt, kann schwerwiegende Folgen verhindern. Müdigkeit, Vergesslichkeit oder Kribbeln in den Gliedmaßen sollten daher nie einfach abgetan werden. Mit einer bewussten Ernährung und regelmäßiger Kontrolle lässt sich der Körper zuverlässig mit dem lebenswichtigen Vitamin versorgen – für mehr Energie, Konzentration und Lebensfreude im Alltag.