Wirtschaft muss Fahrt aufnehmen - Deutschland braucht eine Agenda für mehr Wachstum
Der Standort Deutschland verliert an Wettbewerbsfähigkeit. Ökonomen und Wirtschaftsverbände fordern strukturelle Reformen. Die To-Do-Liste für die nächste Bundesregierung hat es in sich.
Versäumnisse angehen, entschlossen modernisieren - Die Worte mögen unterschiedlich gewählt sein, doch die Botschaft ist immer die gleiche. „Die nächste Bundesregierung muss das Ruder herumreißen“, mahnt der gerade aus dem Amt geschiedene BDI-Präsident, Siegfried Russwurm, Reformen an. „Sie sollte nicht zu viel nach hinten schauen“, lautet der Rat der Wirtschaftsweisen Monika Schnitzer.
Deutsche Wirtschaft steht massiv unter Druck
Fakt ist: Die deutsche Wirtschaft steht massiv unter Druck. Der Gesamtumsatz der Top-100-Unternehmen in Deutschland, so die Berechnung des Beraters EY, ist 2024 im zweiten Jahr in Folge rückläufig.
Der Trend dürfte anhalten. Nur 12,6 Prozent der vom Ifo-Institut befragten Unternehmen rechnen 2025 mit einer Verbesserung ihrer Geschäftslage.

Experte Hüther erwartet „Fortsetzung der Stagnation“
„Wirklich optimistisch blickt keine Branche auf 2025“, sagt Ifo-Umfrage-Leiter Klaus Wohlrabe. Die schlechte Stimmung spiegelt sich in der Bevölkerung wider. 72 Prozent der Deutschen fürchten, dass es weiter abwärtsgeht. „Keine Trendwende der Konjunktur, eher eine Fortsetzung der Stagnation“, sieht es Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), nur geringfügig positiver.

Einige wenige Lichtblicke offenbart die hauseigene Verbandsumfrage in der Pharma- und der Versicherungsbranche.
Immer mehr Beschäftigte haben Angst um ihren Job
Längst ist die Krise am Arbeitsmarkt angekommen. Die Einigung bei der VW-Tarifverhandlung vor Weihnachten sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie den Abbau von 35.000 Stellen bis 2030 beinhaltet. Das dürfte nur die Spitze des Eisbergs sein. Die Arbeitslosenrate wird steigen.
Neue Bundesregierung muss ganzes Maßnahmen-Bündel auf den Weg bringen
Eine Agenda für Wachstum ist dringend geboten. Die Wunschliste an die nächste Bundesregierung ist lang – sie umfasst etwa
- wettbewerbsfähige Energiekosten
- eine Steuerreform
- verbesserte Abschreibungsbedingungen
- eine Infrastrukturoffensive
- Abbau von Bürokratie
- verbesserte Forschungstransfers bis hin zur Vertiefung des EU-Binnenmarktes
Doch nur wenig davon findet sich in den Parteiprogrammen wieder – zu wenig nach Ansicht von Unternehmern und Ökonomen.