Dampferfahrt des Fünf-Seen-Filmfestivals: 400 Gäste an Bord
Möglicherweise war es die letzte Dampferfahrt des Fünf-Seen-Filmfestivals. Auf der MS Starnberg glitten am Montagabend rund 400 Festivalfreunde, -gäste und -gönner an den malerischen Ufern des Starnberger Sees entlang, und ließen sich schon ein bisschen auf den Festivalbeginn am 3. September einstimmen.
Starnberg– Sie gehört irgendwie dazu: Obwohl das Wetter das zweite Jahr in Folge nicht so toll, war, sammelten sich am Montagabend rund 400 Menschen an der Anlegestelle in Starnberg, um schließlich mit leichter Verspätung auf der prächtigen MS Starnberg zur Dampferfahrt des Fünf-Seen-Filmfestivals in den See zu stechen. Um ein Haar wäre das Vergnügen heuer geplatzt: Denn Festivalchef Matthias Helwig wollte notgedrungen an der teuren Dampferfahrt sparen (wir berichteten). Zu verdanken war sie schließlich Sponsoren. Neben der Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg waren das insbesondere die Fluglinie Eva-Air aus Taipeh und die Feldafinger Martin und Helke Salomon, leidenschaftliche Cineasten. „Der Dampfer muss sein“, hätten sie gesagt, berichtete Helwig. Unter dem Titel „FSFF-Sommer-Apéro“ legte die MS Starnberg ab.
Den Ablauf hatte Helwig geändert. Schließlich läuft das Festival noch gar nicht. Und so fiel die traditionelle Glühwürmchen-Verleihung an die besten Kurzfilmmacher aus. Zu sehen gab es aber trotzdem einen Zehn-Minüter: „All inklusive“ von Corina Schwingruber Ilic. Kommentarlos fängt die Kamera Szenen auf einem monströsen Kreuzfahrtschiff ein, von Fitness auf dem Sonnendeck bis zur Polonaise durch den Speiseaal. Das war fast schon bedrückend gruselig irgendwie. Zum Glück glitt die Filmfamilie auf einem viel kleineren Schiff über den Starnberger See, ohne Tamtam, Bauchplatscherwettbewerben und Kapitänsdinner. Vermutlich ist gerade das der Zauber der Dampferfahrt.

Im Gespräch mit Moderatorin Tanja Weber, Drehbuch- und Romanautorin, sparte Helwig nicht mit Kritik an der öffentlichen Hand. Wie berichtet, waren vielerorts die Zuschüsse für das Filmfestival gekürzt worden. In diesem Frühjahr hatte Helwig seinen Rückzug angekündigt, 2024 sei unter diesen Umständen das letzte Festival. 360 000 Euro beträgt heuer das Budget, Veranstalter ist die Fünf-Seen-Filmfestival GmbH und deren alleiniger Gesellschafter ist Matthias Helwig. Eine Struktur, die wohl ihresgleichen sucht. Denn Veranstaltungen wie die Berlinale beispielsweise werden von der Kulturveranstaltungen des Bundes in Berlin GmbH getragen. GmbHs stehen auch hinter dem Filmfest in München, dort engagiert sich also die öffentliche Hand ganz selbstverständlich.
Seit jeher vermisst Helwig die Wertschätzung aus dieser Richtung. „Viele Besucher freuen sich, sagen, dass das Festival schön ist. Das würde ich mir auch von der öffentlichen Seite wünschen.“ Stattdessen aber werde gekürzt. „Wir müssen aufpassen, dass die Kultur nicht kaputt gespart wird.“

Er hat aber natürlich nicht nur geklagt. Sondern von den rund 130 Filmen des Festivals geschwärmt, von den starken Frauen, die die meisten Wettbewerbsfilme bestimmen. Von seinen Gästen wie dem Regisseur Hans Steinbichler, der an Bord war, dem letztlich auch das Zustandekommen des Hannelore-Elsner-Preises zu verdanken sei. Denn Steinbichler (Ein ganzes Leben) habe ihn einst ermutigt, bei der Verleihung des Bayerischen Filmpreises Hannelore Elsner anzusprechen und einzuladen. Im Anschluss besuchte die Schauspielerin zweimal das Festival. Preisträgerin ist heuer die wunderbare Corinna Harfouch, die auch schon zum zweiten Mal auf dem Festival zu erleben ist.
Helwig war im Sommer 2023 auf dem Filmfestival in Haifa, spürte die Lebensfreude dort und das Entsetzen am 7. Oktober: „Das hat alles geändert, das war wie bei uns am ersten Coronatag.“ Es habe Empfehlungen gegeben, sich nicht an das Thema zu wagen. Dennoch habe er sich zu dem Panel mit Kulturschaffenden aus der Levante-Region in Gauting entschlossen, die Levante ist Gastland.
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Nach der Plauderstunde gab es das berühmt-berüchtigte Filmquiz, das immer wieder belegt, wie gut sich Helwigs Festival-Besucher auskennen. Sie errieten mit Feuereifer Filmtitel, Schauspieler, Filmmusik und andere kniffelige Details aus Filmjahrzehnten.
Dann setzte sich der Pianist Bernhard Zink ans E-Piano. In Echtzeit entwickelte er die Filmmusik zu „Sherlock Jr.“ von und mit Buster Keaton. Das war beeindruckend und der Film zum Teil wirklich witzig, auch in Anbetracht der Mittel, die 1924 zur Verfügung standen. „Was will man mehr?“, sagte Helwig zwischendrin fast schon ein bisschen selig, als im Bauch des Schiffes das Gelächter anschwoll. Auch auf dem Oberdeck verfolgten viele Cineasten, in Decken eingemummt, das Treiben Buster Keatons beim Werben um seine Traumfrau. „Hier wäre die Sonne untergegangen“, hatte Helwig vorab noch dort oben gewitzelt und in die graue Wolkenwand gedeutet. Die war zwischendrin trotzdem auch beeindruckend anzuschauen.
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Wie erwähnt, vielleicht war es die letzte Dampferfahrt des Festivals, das wird Helwig nicht müde, zu sagen. Das wäre schade, weil sie ein besonderes Flair umgibt. Das 18. Fünf-Seen-Filmfestival beginnt am 3. und dauert bis zum 12. September.