Am Volkstrauertag wird in Schwangau über Krieg und Pazifismus nachgedacht
Der Volkstrauertag ist den Opfern von Krieg und Gewalt gewidmet. In Schwangau mahnte Bürgermeister Stefan Rinke am gestrigen Sonntag, dass der bloße Ruf nach Frieden nicht ausreiche.
Ostallgäu/Schwangau - Der Volkstrauertag am gestrigen Sonntag wurde auch im südlichen Ostallgäu vielerorts feierlich begangen. So versammelten sich beispielsweise in Schwangau die Menschen, um an der Opfer von Krieg und Gewalt zu gedenken. Pater Franz Josef von den Franziskanern zelebrierte den Gottesdienst.
Bürgermeister Stefan Rinke sagte in seiner Ansprache, dass seit der Besetzung der Krim im Jahr 2014 die Welt eine andere geworden sei. Dies liege maßgeblich an der politischen Entwicklung in Russland. Dort zeige sich in den letzten zehn Jahren eine neue Militarisierung und Kriegsbegeisterung. „Aber was ist mit uns? Was ist mit uns hier, die wir uns heute am Volkstrauertag versammelt haben, um den Opfern der Kriege zu gedenken ?“, fragte Rinke. Gegenwärtig stünden wir vor der größten Herausforderung für unsere Werte und unsere Lebensweise - die demokratische Welt sei ins Wanken geraten.
Volkstrauertag: Der bloße Ruf nach Frieden reicht nach Ansicht von Bürgermeister Rinke nicht aus
Viele wünschten sich, der Krieg in der Ukraine möge auf magische Weise enden. „Andere sprechen lieber über den Nahen Osten, einen weiteren schrecklichen und tragischen Konflikt, auf den wir Europäer jedoch weit weniger Einfluss haben.“, so Rinke. Doch allmählich gewinne eine andere Gruppe an Einfluss. „Das sind Menschen, die weder unterstützen noch verurteilen, sondern vorgeben, über der Debatte zu stehen – weil sie ihre Position für moralisch halten – und die verkünden: Wir wollen Frieden.“ Doch der bloße Ruf nach Frieden reicht nach Ansicht des Bürgermeisters nicht aus: „Lassen Sie uns gerade heute am Volkstrauertag diese Position hinterfragen. Denn nach meiner Überzeugung reicht der bloße Ruf nach Frieden nicht aus um den aktuellen Konflikten in der Welt zu begegnen.“
Gerade für uns Deutsche könne reiner Pazifismus nicht die einzige Lektion aus unser Geschichte sein. „Denn seit fast einem Jahrhundert wissen wir, dass der Ruf nach Pazifismus angesichts einer aggressiven Diktatur oft nichts anderes ist als Appeasement und die Hinnahme dieser Diktatur“, so Rinke. „Was wir heute brauchen ist eine andere Art des Pazifismus. Wer heute Krieg ablehnt, muss gleichzeitig bereit sein unsere freiheitlichen Demokratien zu verteidigen.“ Deswegen müsse Europa mithelfen den Krieg in der Ukraine zu beenden. Die Aufgabe sei keineswegs rein militärischer Natur: Dies sei auch ein Kampf gegen den Pessimismus und die schleichende Anziehungskraft der Autokratie in unserer Gesellschaft. „Wir brauchen einen Sinneswandel. Es ist höchste Zeit wieder zu fragen, was wir für unser Land und nicht länger was unser Land für uns tun kann.“
Gemeinsam für die Demokratie einstehen
Mit der Patenschaft zur 1. Kompanie des Aufklärungsbataillons 10 wolle die Gemeinde Schwangau ein Zeichen der Anerkennung und Verbundenheit der Zivilgesellschaft zur Deutschen Bundeswehr setzen. „Wir brauchen aber nicht nur eine einsatzbereite Armee, sondern es wird darauf ankommen, welche Opfer jeder Einzelne von uns zu bringen bereit ist“, so Rinke in seiner Ansprache. „Deswegen lassen Sie uns gemeinsam für unsere Werte und Überzeugungen einstehen: dass die Zukunft besser sein kann, dass die Demokratie die beste Staatsform ist, dass Freiheit überall auf der Welt möglich ist, und dass wahrer Frieden möglich ist, auf diesem Kontinent und überall auf der Welt.“
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