Im Dreikampf um den WM-Titel hat Max Verstappen 2 gewaltige Vorteile

Am Wochenende läutet die Formel 1 in Brasilien ihren großen Saison-Showdown ein. Uns erwartet der spannendste WM-Kampf seit Jahren, weil gleich drei Fahrer involviert sind: Lando Norris (McLaren) führt das Klassement mit 357 Punkten um exakt einen Zähler vor Oscar Piastri (McLaren, 356) an. Der Drittplatzierte Max Verstappen (Red Bull, 321) weist nach einer beeindruckenden Aufholjagd nur noch 36 Punkte Rückstand auf. 

In Brasilien steigt neben dem Grand Prix (Sonntag, 18 Uhr) auch ein Sprint (Samstag, 15 Uhr). Dafür erhält der Sieger zusätzlich acht WM-Punkte, der Zweitplatzierte sieben, der Drittplatzierte sechs - und so weiter. Nach Brasilien folgen Stationen in Las Vegas, Katar (mit Sprint) sowie Abu Dhabi. 

Wer macht das Rennen, im wahrsten Sinne? Wir argumentieren für unseren Favoriten. 

Oscar Piastri (l.), Lando Norris (r.) und McLaren-Teamchef Andrea Stella
Oscar Piastri (l.), Lando Norris (r.) und McLaren-Teamchef Andrea Stella Getty

Lando Norris holt den Titel, weil er in der entscheidenden Phase so stabil wie nie ist

Johannes Mittermeier

Der trivialste Grund, um auf Norris zu tippen: Der Brite liegt einen Punkt vorn, hat also die beste Ausgangsposition. Dabei lohnt ein Blick auf das größere Bild. Noch Ende August hatte Norris desillusionierende 34 Zähler Rückstand, und alles schien verloren.

Diese WM ist tatsächlich noch gekippt, das hätten die wenigsten gedacht. Und Verstappens beständiger Gala-Form zum Trotz glaube ich, dass Norris das berühmte Momentum auf seiner Garagenseite hat. Nicht weil er angeblich der "geliebte Sohn" des McLaren-Teams ist, für das er schon seit 2019 fährt. Sondern weil er jetzt, in der entscheidenden Phase, so gut und stabil ist wie nie. 

Norris hat ein Tal hinter sich, sowohl fahrerisch als auch mental. Im Lauf der Saison lernte der 25-Jährige, wie er die letzten Nuancen aus seinem Dienstgerät quetscht. Vor zwei Wochen gewann er in Mexiko hochüberlegen, das war ein Statement-Sieg der Marke Verstappen.

Der vielleicht noch wichtigere Aspekt: Norris scheint endlich frei(er) im Kopf als zuvor. "Es gibt Gründe dafür, warum ich hier und da Probleme habe. Aber das ist keine Entschuldigung", sagte er und betonte, jedwede Ausreden zu "hassen". Die braucht er auch nicht mehr. Die verbleibenden Strecken sollten McLaren überwiegend liegen, Piastri ist sichtlich angeschlagen und Verstappen am Ende zu weit weg. Norris wird seinen ersten Titel holen.

Oscar Piastri holt den Titel, weil er schon Erfahrung mit engen WM-Kämpfen hat

Johanna Stiewe

Wenn man Formel-1-Fans fragen würde, wer den WM-Titel holt, würden aktuell wohl die wenigsten mit Piastri antworten. Noch nach Piastris Sieg in Zandvoort und Norris' Ausfall dachten viele, dass der 24-Jährige einen klaren Vorteil im Titelkampf hat. 

Doch inzwischen hat sich das Blatt komplett gewendet und der Australier liegt einen Punkt hinter seinem Teamkollegen. Er ist der Einzige der drei Fahrer, der sich zum Ende der WM in einer kleinen Formkrise befindet. 

Trotzdem sollte man Piastri keinesfalls abschreiben, da er enge WM-Kämpfe bereits aus seiner Junior-Karriere kennt. 2020 musste er bis zum letzten Rennen um den Titel in der Formel 3 kämpfen. Er gewann den Titel und ein Jahr später in seiner ersten Saison auch die Formel-2-Meisterschaft.

Auch in dieser WM-Saison spricht vieles für ihn: Sein Speed ist unbestritten, seine Lernkurve steil und McLaren liefert ihm das Material, um konstant um Siege zu kämpfen. Die aktuellen Schwierigkeiten – kleinere Setup-Probleme, unglückliche Strategien, leichte Fehler – sind lösbar.

Piastri hat schon einmal gezeigt, dass er Nervenstärke und Ausdauer besitzt, um ein enges Titelduell für sich zu entscheiden – und genau diese Qualitäten werden ihm 2025 erneut den entscheidenden Vorteil verschaffen.

Monza 2025: Oscar Piastri, Lando Norris und Max Verstappen (v.l.) drängeln sich durch die Kurve
Monza 2025: Oscar Piastri, Lando Norris und Max Verstappen (v.l.) drängeln sich durch die Kurve Getty

Max Verstappen holt den Titel, weil er Max Verstappen ist

Dominik Rosing

Döp Döp Döpdöp, Max Verstappen! Während jeder Formel-1-Fan nun mit einem Ohrwurm verflucht ist, brennt sich die Melodie bereits ins Gehirn der McLaren-Piloten ein. Bei jedem Blick in den Rückspiegel wird die Musik lauter. DÖP DÖP DÖPDÖP! Ein Tinnitus der Angst.

Absurde 104 Punkte lag Verstappen im WM-Klassement bereits zurück, diesen Rückstand hat er innerhalb von nur fünf Grand Prix auf 36 Zähler gedrückt. 68 Punkte in fünf Rennen, vier kommen noch. Die Rechnung können Sie selbst machen.

Zwar hat sich Norris im letzten Rennen etwas vom Momentum zurückerobert, aber niemand hat in engen und hochpackenden WM-Kämpfen so viel Erfahrung wie Verstappen. Lewis Hamilton weiß, wovon ich rede.

Austin 2025: Max Verstappen (r) vor Lando Norris
Austin 2025: Max Verstappen (r) vor Lando Norris dpa

Norris hat mittlerweile immerhin gezeigt, dass der ach so nette Bursche auch mal seine Ellbogen ausfahren kann. Die hat bisher aber nur Piastri abbekommen. Im Vergleich zu Verstappen ist Norris immer noch ein zahmes Kätzchen. Und Piastri ist schon längst nicht mehr so cool und eiskalt, wie er gerne dargestellt wird.

Die orangenen Flitzer sind weiterhin überlegen, aber der Oranje-Flitzer ist der beste Fahrer. Und Verstappen hat einen taktischen Vorteil, weil sich die McLaren gegenseitig in die Parade fahren. Die "Papaya-Rule" ist Verstappens wertvollster Verbündeter.

Während er in Red-Bull-Teamkollege Yuki Tsunoda und den beiden Racing Bulls gleich drei mögliche Bremsklötze für seine Gegner hat, kann McLaren kaum taktieren. Das Opfer wäre zu groß.

Verstappens zweiter, geradezu unschlagbarer Vorteil: Er hat als viermaliger Weltmeister nichts mehr zu beweisen, auch nichts mehr zu gewinnen. Er braucht den Titel nicht, um zu wissen, dass er der Beste ist. Aber er hat auch nichts mehr zu verlieren. Das macht ihn so unglaublich gut. Döp Döp Döpdöp!!