Nach über 30 Jahren: Teeladen in Bayern schließt für immer – „Ich denke, es reicht jetzt“

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Nürnberg verliert eine Tee-Institution. Die Besitzerin erklärt die Hintergründe – ein Gespräch über ihre Leidenschaft, die Arbeitsmoral junger Menschen und warum sie im Ruhestand nicht ins „schwarzes Loch fällt“.

Nürnberg – Nach über drei Jahrzehnten schließt ein traditionsreiches Teehaus in der Nürnberger Altstadt für immer seine Türen. Die Inhaberin, Uta Ruser, verabschiedet sich mit einem stillen „Tschüss“ in den wohlverdienten Ruhestand. „Ich denke, es reicht jetzt“, sagt sie im Gespräch mit unserer Redaktion. Schweren Herzens, aber mit positivem Blick in die Zukunft, zieht sich Ruser aus dem Tee-Geschäft zurück. Am Samstag (31. Mai) ist der letzte Tag; noch ein letztes Mal können Tee-Liebhaberinnen und -liebhaber „Uta‘s Teehaus“ besuchen.

Uta‘s Teehaus schließt
Nun ist Schluss: Am Wochenende öffnet „Uta‘s Teehaus“ in Nürnberg zum letzten Mal. Für die Besitzerin geht es in den Ruhestand. © Enters/imago, Uta‘s Teehaus (Merkur.de-Collage)

Suche nach Nachfolger bleibt erfolglos: Teehaus in Bayern muss schließen

Trotz intensiver Suche fand die Betreiberin keine Nachfolge für den Laden. „Die jungen Leute haben nicht mehr den Mut für einen Schritt in die Selbstständigkeit“, erklärt sie. Auch Berichte in der lokalen Presse blieben ohne Erfolg. „Da kann man ewig warten“. Statt einer „work-life-balance“ würden junge Menschen eher eine „life-balance“ einer „work-balance“ vorziehen, meint Ruser. Sie habe ihr ganzes Herzblut in den Laden gesteckt, sechs Tage die Woche gearbeitet und oft bis spät in die Nacht im Laden gestanden. Deshalb werde sie am letzten Tag auch im Stillen gehen: „Ich brauche keine Party, ich habe hier genügend Action die Jahre gehabt“, meint sie lachend.

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Im November 1993 öffnete Ruser den Laden in Nürnberg als Fachgeschäft. Mehrfach wechselte sie den Standort, bis das Teegeschäft schließlich in der Nürnberger Altstadt in der Lorenzer Straße sesshaft wurde. „Das war mein Traum“, blickt Ruser auf die vergangenen Jahre und Jahrzehnte zurück. Exklusive Tees aus aller Welt, etwa vom renommierten Lieferanten „Mount Everest“, gehörten zum Sortiment. „Ich habe Produkte gehabt, die sonst keiner in Nürnberg hatte – das schätzen die Menschen“, sagt die Inhaberin stolz.

Nürnberger Teehausbesitzerin brachte Jahrzehnte lang Teetrends nach Franken

Stets sei sie auf der Suche nach neuen Tees gewesen; habe Messen besucht, um neue Trends auch nach Franken zu bringen. Der Tee kam bei Kundinnen und Kunden so gut an, dass sich viele zum Ende noch einmal großzügig eingedeckt hätten, so Ruser. Die Unternehmerin hatte stets ein Gespür für Innovationen: Tees aus Kolumbien, Tansania, Vietnam. Ihre Entdeckungsfreude ging über die bekannten Anbaugebiete hinaus. Auch Teeseminare bot sie an – das letzte fand vor wenigen Tagen statt.

Was das Teehaus so besonders machte? Die Beratung, antwortet Ruser. „Ich drücke sie jedem rein, auch wenn er schon etwas über das Thema gehört hat, erkläre, wie er den Tee machen und zubereiten soll.“ Dann würden die Leute nach Hause gehen und hätten ein schönes Trinkerlebnis. „Und dann kommen sie wieder“. Über die Jahre seien daraus mit vielen Kundinnen und Kunden enge Bindungen entstanden. „Da erlebt man, wie die Eltern gestorben sind und Kinder oder Enkelchen kommen“, erinnert sich die Teehausbesitzerin.

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„Ich falle nicht in ein schwarzes Loch“ – Inhaberin von Nürnberger Teeladen über ihren Ruhestand

Nach über 30 Jahre zieht sich Uta Ruser am Samstag nun aus dem Arbeitsleben zurück. Zwar würde sie das Geschäft auch weiterführen, doch sei auch mal der Punkt erreicht, an dem es auch mal etwas anderes sein dürfe. Statt hinter der Ladentheke steht jetzt das Leben der 70-Jährigen im Vordergrund. „Ich bin Bergsteigerin und werde jetzt natürlich nicht mehr die großen Touren machen, sondern eine Straße darunter“, freut sich Ruser auf kommende Ausflüge.

Auch stünden Fahrradtouren an und auf Schwimmen gehen freut sich die – dann ehemalige – Teehausbesitzerin ebenfalls. Sie habe viele Interessen und blicke deshalb positiv auf den bevorstehenden Ruhestand. „Ich falle nicht in ein schwarzes Loch – um Gottes willen. Da bin ich ein viel zu aktiver Mensch.“

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